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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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sollen – das hier ist die schlimmste Party, auf der ich je war. Und ich kann noch nicht mal einen draufmachen oder mich frustriert unter die Bettdecke verziehen – mit einem fantastischen Joint und einem liebreizenden Liebhaber.
    Ich sehe mich um und erkenne, dass Sharroll beinahe noch gelangweilter aussieht als ich und Fays Gesicht ist nun tatsächlich eingefallen. Sie ist buchstäblich „grün“ um die Nase. Alex versucht gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch es ist offensichtlich, dass auch er sich unwohl fühlt. Hoffentlich ist das hier bald vorbei.
    Aufgekratzt kommt Loren an unseren Tisch. „Wir wollen hoch auf Deck 13 um aufs neue Jahr anzustoßen.“
    Ich will schon ablehnen, als mir aufgeht, dass dies vielleicht eine tolle Gelegenheit wäre, mich unauffällig zu verdrücken. Alex wirft einen forschenden Blick zu Fay, die sich gerade wackelig von ihrem Sitzplatz erhebt.
    „ Ich schaffe das schon“, schnauft sie etwas undamenhaft und stützt sich auf ihn.
    Sharroll grinst mich an, während sie sich eine Flasche Sekt und vier Gläser schnappt. „Wir müssen doch anstoßen“, zwinkert sie mir zu. Also schön.
    Ich ergebe mich und strahle Loren so gut es geht an. „Wir kommen!“
    Loren springt davon und bahnt sich ohne Rücksicht auf Verluste einen Weg durch die Menge. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Blonde den kurzen Moment ihrer Abwesenheit genutzt hat und nun an Bens Arm hängt. Ich kann nicht anders, ich muss einfach nur lachen.
    Sharroll erscheint an meiner Seite. „Schön, dass du die Dinge mit Humor nimmst.“
    Gequält sehe ich sie an. „Habe ich denn eine Wahl? Entweder ich lache oder ich rege mich auf.“
    Sie sieht verständnisvoll zurück. „Du hast recht – Lachen ist die bessere Alternative.“
    Die Schlangen an den Aufzügen sprengen fast die Kapazitäten der Flure und wir entscheiden uns spontan, die Treppe hinauf zu nehmen.
    Um ehrlich zu sein, haben wir auch gar keine andere Wahl, denn die Menschenmenge um uns herum beschließt kollektiv dasselbe. Also werden wir freundlich wie die Sardinen die Treppen hinaufgeschoben. Kein rechter Zeitpunkt, um Klaustrophobie zu bekommen.
     
    „ Fünf“... „Vier“ ... „Drei“ ... „Zwei“ ... „Eins“... „Happy New Year!!!“
    Aus vielen Stimmen tönt der bekannte Neujahrsgruß und die Menschen liegen sich in den Armen trotz der Eiseskälte, die uns umgibt. Aber die Herren der Schöpfung mussten ja unbedingt auf das Hauptdeck der Queen Mary 2, um das neue Jahr zu begrüßen. Wohl irgendein Männlichkeitsritual, an dem sie alle teilnehmen müssen, nachdem Ben so „bewundernswert“ den Anfang gemacht hat.
    Jetzt frösteln natürlich alle, sind aber zu stolz, dies zu zeigen. Aber fast blaue Lippen und unter die Achseln geklemmte Finger sprechen eine sehr eindeutige Sprache. Pech, würde ich sagen. Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass Cocktailkleider und High Heels nicht sonderlich dafür geeignet sind, einen warmzuhalten. Aber was sind schon ein paar abgefrorene Zehen, wenn man schön und verführerisch aussehen will?
    Genauso ausgelassen wie sich die Männer zuprosten, neigen die Frauen zur Rudelbildung. Ich schmunze l e in mich hinein und nippe an meinem Sektglas. Ben sähe sich sicher gerne als Haremsführer und natürlich würde er alle hier Beteiligten mit seiner Liebe überschütten. Ob sie das nun wollen oder nicht. Was für ein Bild. Ben auf dem Boden des Decks und überall um ihn herum sich wärmende Frauen. Klingt nach einem zu prallen Sandwich, obwohl es ihm sicher gefallen würde. Momentan hat er sich tatsächlich zum Rädelsführer der ausgelassen Feiernden aufgeschwungen, was niemanden wirklich verwundert. Die von ihm den ganzen Abend angezogenen Menschen sind seinem Bann hilflos ausgeliefert. Er hat sie nicht nur zu sonderbaren Dummheiten angestiftet, sondern diese auch angeführt, so dass sich sein „Gefolge“ weit über die übliche Truppe hinaus vermehrt hat.
     
    Angefangen hatte es im Illuminations „Dinner for One“ mag ja eine kurzweilige Geschichte sein, aber was daran nun so komisch sein soll, erschließt sich mir nicht ganz. Gut, der Abschlussgag war nett und auch die zunehmende Alkoholisierung des Butlers war überzeugend gespielt, aber was genau findet man jetzt an dieser Geschichte? Vielleicht muss man wirklich auf der anderen Seite des Ozeans groß geworden sein, um einen Bezug dazu zu haben.
    Bens dröhnendes Gelächter füllte den ganzen Saal und darunter perlte das

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