Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
Vom Netzwerk:
Abendprogramm vor und werden uns ins Kabarett setzen. Nicht wahr, Nanny?“ Um Zustimmung heischend sieht sie Berta an.
    Ich grinse wölfisch: „Ach so. Weil ja Tingel-Tangel-Shows mit leicht bekleideten Mädchen eine wirklich kultivierte Abendunterhaltung darstellen.“ Sie starrt mich an. „Aber wenn man so etwas mag. Ich habe gehört, es sollen auch Burlesque-Teile darin enthalten sein.“ Ich trete auf sie zu. „Aber sicher haben Sie recht, das ist etwas ganz, ganz anderes.“
    Aufzuckend macht sie einen Schritt zurück und tritt dann halb hinter Berta. Sie hat also unsere letzte Begegnung noch nicht vergessen. Sehr schön. Christopher stellt sich schützend vor sie und wieder ist da etwas an ihm, das mir wahnsinnig bekannt vorkommt. Etwas in seinem Blick, an seiner Art einfach nur dazustehen. Ich bin erneut verwirrt und nehme mich zurück.
    „ Aber Kinder.“ Heinrich mischt sich ein. „Das ist keine Art miteinander umzugehen.“
    Auf Melodys Gesicht liegt ein Ausdruck, als wollte sie etwas sagen wie: „Sie hat aber angefangen“. Ich ziehe mich weiter zurück.
    Benommen konzentriere ich mich auf die Situation. „Das mag ja sein. Trotzdem finde ich tatsächlich keinen großen Unterschied zwischen einer Bühnenshow die sich mit bereits genannter Thematik beschäftigt, und einem Liebesdrama, das sich im Paris des 19. Jahrhunderts abspielt.“ Ich lasse auf meinen Lieblingsfilm einfach nichts kommen – so!
    „ Ein Liebesdrama?“ Berta zwinkert mir zu. „Wie aufregend.“ Sie sieht Heinrich an. „Wollen wir uns nicht doch lieber das ansehen? Es klingt interessant.“ Hört, hört!
    „ Aber Nanny, du hast es versprochen“, mischt sich Melody gekränkt ein, bevor Heinrich etwas sagen kann.
    „ Das stimmt, Berta“, beharrt er und sie gibt sich geschlagen.
    „ Keine Sorge, Berta, der Film wird sicherlich noch einmal abends gezeigt.“
    „ Nennen Sie meine Nanny gefälligst nicht beim Vornamen!“, fährt mich Melody an.
    Habe ich das? Ups.
    „ Oh, das tut mir leid“, beeile ich mich zu sagen, denn es ist mir tatsächlich nur rausgerutscht.
    Berta hingegen lächelt mich an. „Das macht doch nichts. Christa, richtig?“
    Ich nicke.
    „ Bleiben wir doch dabei. Also, ich bin die Berta.“ Sie streckt mir ihre Hand hin.
    „ Nanny!“ Melody springt das Entsetzen beinahe aus den Augen, doch Berta ignoriert das.
    Ich nehme ihre Hand und schüttele sie freundlich. „Christa.“
    „ Wunderbar, dann hätten wir das geklärt.“
    Berta strahlt mich an. „Haben Sie morgen Abend etwas vor, Christa?“, erkundigt sie sich.
    „ Nein, bisher noch nicht.“ Habe ich auch nicht, außer mit einem Buch alleine sein zu wollen. Dass ich so etwas mal denken würde …
    „ Wie schön. Ich würde Sie gerne zu einer kleinen Damenrunde einladen. Nichts Außergewöhnliches.“
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Eine Damenrunde?“
    Sie lächelt geheimnisvoll. „Ja, ich habe zufällig ein paar Mädchen aus dem Bridge Club getroffen und wir wollen uns morgen sehen, um Neuigkeiten auszutauschen.“
    „ Neuigkeiten?“ Das klingt interessant. Worüber redet man wohl in einem Bridge Club?
    „ Ja. Stellen Sie sich vor, es soll einen Unfall auf Deck 12 gegeben haben, bei dem ein junges Mädchen beinahe umgekommen wäre. Ist das nicht schrecklich?“ Sie sieht mich mit aufgerissenen Augen an.
    Mist! Hat das tatsächlich schon so weit die Runde gemacht?
    Berta fährt fort: „Nur dem Eingreifen eines beherzten Gastes ist es zu verdanken, dass das Mädchen gerettet wurde.“ Wenn ich könnte, würde ich jetzt rot anlaufen.
    „ Erzählt man sich so etwas, ja?“
    Berta nickt. „Kommen Sie doch dazu. Es wird bestimmt eine nette Runde.“
    Melody ist erstaunlich still geworden und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie etwas zu verbergen hat. Vielleicht sollte ich das bleiben lassen.
    Auf der anderen Seite: Wenn es sich tatsächlich um „Mädchen aus dem Bridge Club“ handelt, besteht da wohl keine Gefahr. Außer der, dass ich mich gegebenenfalls tödlich langweilen werde.
    Ich gebe mir einen Ruck. „Also, Berta. Ich komme gerne. Wann und wo soll das denn stattfinden?“
    Sie lächelt. „Wir haben ab 17 Uhr im Wintergarden Café auf Deck 7 reserviert. Kommen Sie doch einfach dazu.“ 17 Uhr liegt definitiv noch vor meiner Aufstehzeit.
    „ Ich werde sehen, was sich machen lässt“, erkläre ich daher und wir verabschieden uns.
     
    Während ich meinen Platz im Kinosaal suche, geht mir für einen Moment einfach nicht aus

Weitere Kostenlose Bücher