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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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sind wir auf einem Schiff. Sie wird schon nicht verloren gehen.“
    Ich nicke zustimmend und schüttele innerlich den Kopf über so viel Blindheit. Das arme Ding!
    „ Wenn ich daran denke, was ich mit 16 so alles angestellt habe“, murmele ich und Ben sieht mich interessiert an.
    „ Das klingt interessant, Christa. Berichten Sie doch davon.“
    Ich lächele zurück und zwinkere ihm zu. „Dafür ist es noch ein wenig zu früh, meinen Sie nicht auch?“
    Er zwinkert zurück. „In der Tat, wir sollten uns ein wenig besser kennen lernen.“
    Ich schenke ihm ein Hüftschwingen, wende mich Desmond zu und nehme den Faden wieder auf. „Findet sie denn wirklich alleine zurück in ihre Kabine?“
    Er nickt selbstzufrieden.
    „ Dann wäre sie ein beispielhaft wohlerzogenes junges Mädchen“, entfährt es mir, „nicht wahr?“ Desmond nickt und ich wende nachdenklich ein: „Das ist erstaunlich. Ich in ihrem Alter wäre auf Entdeckungstour gegangen.“
    „ Sie sind wirklich interessant, Christa.“ Bens dunkle Stimme hebt sich von den übrigen Geräuschen ab, doch ich lasse ihn zappeln. Mittlerweile hat sich die kleine Gruppe wieder etwas aufgelockert und man hat die vorherigen Gespräche wieder aufgenommen.
    „ Ich weiß wirklich nicht, was sich meine Eltern dabei gedacht haben, sie mit auf diese Kreuzfahrt zu schicken.“
    Ich schaue Desmond an. „Wie meinen Sie das?“
    Er seufzt. „Die Kreuzfahrt ist Tradition, wissen Sie“, beginnt er und ich spüre Bens Blick in meinem Rücken. „Meine Freunde und ich machen sie seit Jahren und wir haben immer sehr viel Spaß. Nicht wahr Ben?“ Er schaut sich um und Ben nickt. Seine Hände finden irgendwie ihren Weg auf meinen Rücken und ich entziehe mich ihnen mit einer geschickt fließenden Bewegung.
    „ Und Sharroll stört Sie dabei?“
    Desmond sieht erst mich und dann Ben lange an, bevor er antwortet. „Was heißt stören? Sie kann natürlich mit dabei sein“, beginnt er. „Aber sie kann nicht erwarten, dass ich 24 Stunden am Tag ihren Babysitter spiele.“
    Ben nickt bestätigend. „Wenn sie sich an die Regeln hält, wird sie auch ihren Spaß haben“, erklärt er.
    Ach herrje. Bin ich jetzt in eine pubertierende Verbindung geraten? Na, das kann ja noch heiter werden.
    „ Was sind denn die Regeln?“, erkundige ich mich.
    „ Geheimnis gegen Geheimnis“, erklärt mir Ben. „Sie fangen an, Christa.“
    Er mustert mich mit einem Blick, der mich auszuziehen scheint und ich spüre, wie langsam kalte Wut in mir hochsteigt. Gleichzeitig spüre ich das Raubtier in mir. Es gähnt herzhaft, zwinkert einmal kurz und streckt sich, um sich dann tatsächlich aus seiner bequemen Schlafposition zu erheben. Wie eine müde Katze mustert es seine Umgebung und ist sich noch nicht schlüssig, ob das Aufstehen gerechtfertigt ist. Seine Instinkte nehmen die Szenerie in sich auf und lokalisieren die mich Umstehenden als potenzielle Opfer. Aber nicht interessant. Das Lächeln auf meinem Gesicht nimmt an Intensität zu, doch ich weiß, dass jetzt nicht einmal eine frisch geschliffene Damaszenerklinge die Härte in meinen Augen durchbrechen könnte.
    Ich trete einen entschlossenen Schritt zurück und mustere Ben kalt. „Ich denke, für heute Abend ist es genug, Ben.“ Ich stelle meinen Drink auf den Tresen. „Ich bedanke mich für das Kleid und die nette Einladung.“ Ben sieht mich verständnislos an. „Aber ich werde mich jetzt verabschieden. Man soll sein Glück ja schließlich nicht überstrapazieren.“ Ich wende mich an Desmond und erkenne Felicitas schräg hinter ihm, die mich nach wie vor mustert. „Es war sehr nett Sie kennen zu lernen, Desmond.“ Er schüttelt meine ihm dargebotene Hand mechanisch und ich wende mich zum Gehen ab.
    Irgendwer stößt hinter mir hörbar die Luft aus und ein halblautes „Aber so war das doch gar nicht …“ erreicht mich, bevor ich mich davor verschließen kann. Okay, der Abgang hätte vielleicht dramatischer oder Aufsehen erregender sein können, aber sei es drum. Für heute reicht es mir die kleine Gruppe einfach stehen gelassen zu haben. Außerdem bin ich stolz auf mich, Ben nicht die Augen ausgekratzt zu haben. „Sweet dreams are made of this …“, intoniert Annie Lennox aus den Lautsprechern des Nachtclubs. Ob der DJ auf einem Retro Trip ist? Der Rhythmus ist einladend, doch ich werde jetzt nicht tanzen gehen.
    Zum einen bin ich nicht zum Tanzen aufgelegt, zum anderen könnte man dies auch falsch verstehen und es ist mir gerade

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