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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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an seiner Tür rüttelt, will es plötzlich doch mal wieder die Glieder bewegen. Entsprechend denke ich seit langem wieder an Dinge, die normalerweise tief in meinem Geist verborgen liegen – und das ist auch gut so. Allerdings bin ich nicht bereit an die Erinnerungen im „Hochsicherheitstrakt“ zu gehen. An jene hinte r den Panzertüren.
    Langsam rutsche ich an der Wand der Kabine hinunter, ziehe meine Beine unter mich und lege meinen Kopf schwer gegen die Duschwand. Wenn ich könnte, würde ich jetzt tief durchatmen oder irgendeine andere Entspannungstechnik anwenden und plötzlich steigt in mir das Verlangen nach einem Joint auf. Oder besser gleich zwei. Ich habe zwar die entsprechenden Materialien in meinem Koffer, aber es ist wohl zu spät um auf die Suche nach abenteuerlustigen jungen Leuten zu gehen. Vielleicht könnte ich einen der Schiffsjungen überzeugen, aber ich fürchte, dass es zum einen auffällt, wenn ich mich in den Mannschaftsquartieren blicken lasse. Mal davon abgesehen, dass ich keine Ahnung habe, wo sie liegen. Zum anderen wäre der Aufwand das Ergebnis nun wirklich nicht wert. So schnell, wie ich jetzt seine Wirkung gerne hätte, breitet sich das Zeug einfach nicht im Körper aus. Ein Joint ist etwas für einen ruhigen Abend, an dem wir uns langsam dem Ende desselben nähern. Für einen schnellen Trip müsste ich schon etwas haben, das schneller wirkt – viel schneller. Ach verdammt!
    Ich muss also auf den beruhigenden Einfluss des THC verzichten und versuche mich stattdessen auf etwas anderes zu konzentrieren. Das rauschende Wasser, das über meine Haut perlt, erfüllt letztendlich doch seinen Zweck und beruhigt nach und nach meine aufgewühlten Erinnerungsfetzen. Langsam fügen sie sich zu einer klaren Erinnerungskette zusammen.
     
    Bevor noch jemand denkt, ich würde ertrinken oder hätte das Wasser laufen lassen und wäre nicht in meiner Kabine, drehe ich die Dusche ab. Das Letzte was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein übervorsichtiger Offizier des Wachschutzes, der meine Kabine stürmt. Die Lüftung des Bads summt leise und scheint doch überfordert mit den dicken Wasserdampfmassen, die ich fabriziert habe, denn der Nebel lichtet sich nur langsam. Ich werde einfach die Tür schließen und die Technik ihre Arbeit machen lassen. Es war sicher nicht im Sinne des Erbauers dieses Schiffes, aus den Badezimmern ein Feuchtbiotop zu machen. Sei es drum. Außerdem habe ich noch Zeit in dieser Nacht, denn es geht gerade erst auf halb zwei zu. Während ich mich in den weichen Bademantel wickele und meine Haare in einen Turban aus Frottee eindrehe, wandere ich durch die Kabine und denke an Tricia.
     
    Tricia war mein Babysitter als ich fünf Jahre alt war. Sie war damals bereits 17 und besaß ein eigenes Auto. Im Nachhinein eine klapprige Schrottkarre, die mehr Rostlöcher aufwies als zusammenhängendes Metall; aber sie fuhr. Mit ihren Sommersprossen und ihren dunklen schwarzen Locken entsprach sie anfänglich gar nicht Vaters Vorstellung einer Kinderschwester, aber Tricia hatte nachmittags immer Zeit und sie war zuverlässig. Zudem war ihre Mutter eines von Vaters zuverlässigsten Gemeindemitgliedern. Was genau nun meinen Vater davon überzeugt hat, Tricia als Babysitterin zu akzeptieren, weiß ich nicht, aber es war zu meinem Vorteil. Nach einigen Vorgesprächen hatte Tricia die entsprechenden Instruktionen bekommen, wie mein viel beschäftigter Vater sich Kindererziehung und Nachmittagsgestaltung vorstellte, und er ließ uns alleine. Aber er kontrollierte sie die ersten drei Wochen streng und kam zwischenzeitlich für kurze Besuche nach Hause.
    Doch Tricia war schlau. Sie spielte mit mir im Garten oder wir lasen gemeinsam die Bildergeschichten. Kurzum, nach etwa einem Monat schien er davon überzeugt zu sein, dass sie die Richtige für diesen Job sei, und ließ uns in Ruhe. Ja, er begann sogar mehr zu arbeiten. Ich wusste nie was er tat, denn sein Arbeitszimmer war immer verschlossen. Doch er traf sich abends, wenn ich ins Bett gehen sollte, mit einem Mann, der finster aussah. Er machte mir Angst. Ich erzählte das Tricia und sie meinem Vater. Dieser hielt es dann wohl für richtig, mich mit dem Mann bekannt zu machen. Er sagte, er hieße „Hunter“ und sei „Großwildjäger“, dabei grinste er sehr merkwürdig. Ich konnte mich nicht wehren, ich hatte nach wie vor Angst vor ihm. Ein großer dunkler Mann. Er wurde zu dem berühmten Schwarzen Mann vor dem wir wohl alle Angst haben wenn wir

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