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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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vergreifst, liebste Schwester.“
    Fays Gesichtsausdruck verfärbt sich. „ Ich vergreife mich im Ton? Du bist doch derjenige, der unseren Gast gerade beleidigt hat. Allein die Unterstellung ist bodenlose Unverschämtheit!“ Entschuldigend sieht sie zu mir. „Bitte entschuldigen Sie dies, Miss Ashton.“
    Bevor ich etwas sagen kann, erwidert Ben, der mich scheinbar völlig ausgeblendet hat: „Also rein hypothetisch finde ich nichts falsch daran, wenn ein Mann sich seiner Bedürfnisse bewusst ist. Oder was meinen Sie?“ Mit einem charmanten Lächeln sieht er mich an und ich bin mir nicht sicher, wo das hier noch hinführen soll.
    „ Lass sie gefälligst da raus!“, faucht Fay. „Pah! Du bist so widerlich. Unsere Großeltern würden sich im Grabe umdrehen!“
    Etwas verzieht sich in Bens Gesichtsaudruck. „Lass gefälligst unsere Ahnen aus dem Spiel! Ich lebe heute und ich genieße mein Leben im Gegensatz zu dir. Ich kann nicht erkennen, was daran falsch sein soll!“
    Diese Szene wirkt … beinahe komisch in ihrer Dramatik. Ob sie sich eigentlich bewusst sind, dass sie sich gerade sehr unstandesgemäß streiten? Und das vor einer Fremden! Ich überlege kurz mich einzumischen, doch da legt sich Alex’ Hand auf meinen Unterarm. Stumm und fast unmerklich schüttelt er den Kopf. Also betrachte ich das Schauspiel weiter.
    „ Diese armen Frauen!“, fährt Fay unbeirrt fort. „Sie fallen doch scharenweise auf dich rein und wenn du ihrer überdrüssig geworden bist, dann wirfst du sie weg wie Abfall.“ Ben ignoriert den Vorwurf emotionslos und fährt mit kalter Stimme fort: „Irrtum, liebes Schwesterchen. Diese Frauen wissen ganz genau, dass sie in einem Film mitspielen. Sie bekommen Geld dafür und das nicht zu knapp, was man so hört. Ich sehe nicht, was falsch daran ist, dass sie mit etwas, was ihnen augenscheinlich Vergnügen bereitet, Geld verdienen.“
    Fay zittert nun langsam vor Zorn. „Du bist so … so …“, sie sucht nach Worten.
    „ So was?“ Fast süffisant schiebt er sich den kleinen Teelöffel in den Mund und beginnt, daran herumzulutschen.
    Die Szene könnte etwas Obszönes haben, wenn man nicht den Eindruck hätte, ein bockiges Kind vor sich zu haben. Ja, ein bockiges Kind, dem man eben das Lieblingsspielzeug fortgenommen hat.
    „ Du bist es nicht wert, den Namen Woodenbrock zu tragen, Benjamin!“, platzt sie schließlich heraus und er sieht nun tatsächlich für einen Moment betroffen aus. „Wenn Alex nicht wäre, hättest du so viele Vaterschaftsklagen am Hals, dass du daran ersticken würdest, und zu Recht.“ Triumphierend sieht sie ihren Bruder an.
     
    „ And I don't want you and I don't need you. Don't bother to resist, or I'll beat you. It's not your fault that you're always wrong. The weak ones are there to justify the strong”, meldet sich M. Manson in meinem Kopf. Holla! Das ist jetzt sicher der Moment, sich aus dieser Misere herauszuziehen und sie ihr Ding machen zu lassen, was auch immer das ist. Ich blicke von einem zum anderen, schiebe langsam den Stuhl zurück und mache Anstalten aufzustehen. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …“
    Sie nehmen keinerlei Notiz von mir, selbst Alex nicht. Ein Blick in dessen Gesicht zeigt, dass er nicht erfreut ist, in das Gespräch mit einbezogen zu werden.
    Bens Augen werden zu kleinen Schlitzen und er fixiert seine Schwester mit einem Blick, der durch Mark und Bein geht. „Wenn ich nicht wäre, hätte Alex nie den Job bekommen, der ihm zusteht. Nicht wahr, Alex?“ Dieser reagiert nicht darauf, sondern wirft Ben einen warnenden Blick zu.
    Fay schnaubt. „Ach ja, als was? Alex ist ein hervorragender Rechtsanwalt und eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Er könnte längst andere und weitaus prestigeträchtigere Jobs annehmen, als für dich den Babysitter zu spielen. Werde endlich erwachsen, Ben!“
    Okay … Abgründe tun sich vor mir auf und ich ringe mit mir. Einerseits gebietet es der Anstand, jetzt tatsächlich zu gehen. Andererseits ist dieses Schauspiel um Längen besser, als jede Sitcom es sein kann. Ich entscheide mich zu bleiben, nur noch einen Moment – bis zur Werbung.
    „ Ich denke nicht, dass …“, versucht Alex den Streit zu unterbrechen, doch Ben ist um keine Erwiderung verlegen.
    „ Ich soll erwachsen werden? Und was ist mit dir und Alex?“ Er hält kurz inne und ich kann das Aufzucken in Fays Augen sehen. Er hat also ihren wunden Punkt getroffen.
    „ Nicht, Ben!“, herrscht Alex ihn an, doch dieser

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