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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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zu sehen, wie sich beide zusammenraufen und ihre Wünsche gegenseitig so weit zurücknehmen, dass ein Kompromiss geschlossen werden kann. Künstler sind eine eigene Art von Menschen, ebenso wie Galeristen.“ Alex scheint zufrieden mit dieser Antwort und ich wende mich Fay zu.
    „ Ich bin zufällig zu dieser Arbeit gekommen.“ Lebhaft steigt die Erinnerung in mir auf. „Ich war damals mit einem … Bekannten auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung, und auf dem Weg zurück in unsere Apartments haben wir in ausgelassener Stimmung noch einen kurzen Spaziergang durch eine etwas abseits gelegene Seitenstraße gemacht. Dort sind wir auf eine versteckte Szene-Ausstellung gestoßen. Meinem Bekannten haben die wenigen dort ausgestellten Kunstwerke so gefallen, dass er den Künstler unbedingt kennen lernen wollte. Ich habe ihn dann aufgespürt und beide zusammengebracht. Heute stellt er regelmäßig seine Werke aus und beide sind zufrieden damit.“
    Fay nickt. „Es ist ein seltenes Talent, die Menschen auf diese Weise zusammenbringen zu können. Sie können sich beglückwünschen.“ Sie stochert in dem Sorbet herum und scheint einem eigenen Gedanken zu folgen. Was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass der Bekannte eigentlich ein Klient und ich seine gebuchte Abendbegleitung war?
    Diesen Job habe ich viele Jahre in verschiedenen Städten ausgeübt und er war für mich die ideale Mischung aus verschwiegenem Vergnügen, Ernährung und Wahrung meines Inkognitos. Zudem kommen mir die Arbeitszeiten sehr entgegen und es sichert einen Teil meiner finanziellen Einkünfte. Allerdings habe ich davon mittlerweile Abstand genommen. Es hat Spaß gemacht und irgendwie muss man sich ja auch die Zeit vertreiben, aber manche Männer sind so anhänglich, dass sie einen dann zu jeder Tages- und Nachtzeit um sich haben wollen. Als die Probleme, die diese Anspruchshaltung mit sich brachten, überhandnahmen, habe ich mich davon verabschiedet.
    Die Kontakte jedoch, die ich mir in dieser Zeit erarbeitet habe, helfen mir teilweise heute noch, und da sich gleichzeitig mein Ruf als Tätowiererin sowie als „Künstlervermittlerin“ aufgebaut hat, konnte ich mein Alter Ego der Hostess mühelos „aus dem Verkehr ziehen“ und gegen die sich neu ergebene Identität eintauschen. Dass jede diese Rollen einen eigenen Namen hat, beziehungsweise hatte, muss ich wohl kaum erwähnen. All dies schießt mir durch den Kopf, während ich versuche Bens Frage zu beantworten.
    „ Ob ich selbst aktiv dabei mitwirke?“, frage ich ihn. „Was genau verstehen Sie unter mitwirken?“
    Er genießt seinen Nachtisch im Gegensatz zu seiner Schwester. „Ich meine, Kunst aus dem Underground. Das hört sich leicht verdorben an. Was genau stellen die Künstler denn aus? Bilder, Fotos, Aktmalerei?“ Mit seinem Teelöffel zeichnet er frivol kleine Kreise in die Reste der Pfirsichsoße.
    Ich grinse. „Teils, teils. Manche Künstler haben wunderbare Zeichnungen bis hin zu abstrakter Kunst. Andere stellen Fotos aus, zum Beispiel von Körperkunst.“
    „ Körperkunst?“, mischt Fay sich ein. „Was muss man sich darunter vorstellen?“
    Bevor ich antworten kann, kommt ihr Alex zuvor, der seinen Nachtisch bereits beendet hat. „Vermutlich Tätowierungen, Piercings oder ähnliches.“ Sein Tonfall ist neutral und ich bin mir nicht ganz sicher, ob er eine sachliche Aussage getätigt hat oder sich eine Meinung darin versteck t . Fay steht für einen Moment der Ekel oder zumindest schlecht kaschierte Abscheu im Gesicht, während Ben enttäuscht aussieht.
    Ich kann jedoch sehr genau erkennen, dass es sich bei ihm nur um gespielte Enttäuschung handelt – interessant.
    „ Wie schade. Ich dachte, Körperkunst hätte etwas mit nackten Körpern und der Zurschaustellung von Geschlechtsakten zu tun.“
    „ Nein, Ben“, schnaubt Fay. „Das ist Pornografie und nicht Kunst.“
    „ Ich erkenne da gerade keinen Unterschied.“, entgegnet er sarkastisch. „Ich meine, an einem guten Porno ist nichts dran auszusetzen. Solange die Frau keine Hängebrüste und der Kerl keinen faltigen Hintern hat.“
    Fay donnert ihre Gabel so hart auf ihren Teller, dass Eis und Pfirsichsoße in alle Richtungen spritzen. „Das ist doch die Höhe! Verdammt nochmal, Benjamin. Du bist ein Lord und solltest dich auch so benehmen. Denk doch einmal nach, bevor du solche Themen anschneidest!“
    Eine kleine Falte zeichnet sich auf seiner Stirn ab. „Ich bin mir sicher, dass du dich gerade sehr im Ton

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