Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
verzieht nur höhnisch die Mundwinkel.
„ Warum nicht? Immerhin hat sie damit angefangen und ich werde in diesem Punkt nicht nachgeben.“
„ Lass es gut sein, Ben. Bitte.“ Alex’ Stimme ist ruhig, doch es liegt eine Spur von einer Warnung und einer Bitte darin. Schon wieder. Ben ignoriert sie.
„ Also, Schwesterchen. Ich lasse Alex nicht gehen? Das ist Blödsinn. Er wird seinen Fähigkeiten entsprechend bezahlt und sollte erst einmal einen verständigeren und großzügigeren Arbeitgeber finden, als ich es bin.“
„ Ich dachte, ihr wärt Freunde“, entgegnet Fay in einem verzweifelten Anflug, sich eine sichere Position zu verschaffen. „Natürlich sind wir das. Aber in erster Linie ist er mein Anwalt und regelt meine Geschäfte in meinem Sinne.“
„ Schön, dass wir das besprochen haben.“ Alex steht abrupt auf und sein Gesichtsausdruck zeigt leichte Verärgerung. Fasziniert beobachte ich sein Mienenspiel. Unter der glatten Oberfläche scheint sich etwas zusammenzubrauen und ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Ausbruch erleben möchte. Obwohl, es könnte interessant sein, den sonst so glatten und kultivierten Mann erzürnt zu sehen.
Fay macht ebenfalls Anstalten aufzustehen, doch Bens nächste Worte verwandeln die Zornesröte in ihrem Gesicht in entsetztes Weiß. „Du bist von uns beiden die Heuchlerin, Felicitas. Dein Stand verbietet es dir, dich auf Alex einzulassen. Zumindest schiebst du das vor. Gib doch endlich auch einmal zu, dass du als junges Mädchen verknallt in ihn warst, dich aber zu sehr geschämt hast, dich mit dem Jungen aus dem armen Elternhaus einzulassen. Sicher trauerst du dem aufgegebenen Gedanken nach, ihn in dein Bett zu ziehen. Deine Doppelmoral ist unerträglich. Ich bin wenigstens ehrlich in meinen Absichten.“ Triumphierend lehnt er sich zurück und lässt seine Worte wirken.
„ Wir sind geschiedene Leute, du und ich“, flüstert Fay, erschlagen von dem verlorenen Kampf.
„ Wir werden sehen“, entgegnet Ben. „Immerhin verwalte ich unser Familienvermögen.“
Langsam, wie eine Schlafwandlerin steht Fay auf und Alex muss sie stützen. Es blitzt in seinen Augen.
„ Nein, Ben. Im Grunde tue ich das“, bemerkt er sachlich und führt Fay, deren Schultern leicht zu beben begonnen haben, davon.
Davon ungerührt bleibt Ben auf seinem bequemen Stuhl sitzen und winkt dem Ober. Er ist erhitzt und sein Körper strahlt erregte Wärme aus. Meine Sinne nehmen dies mehr als wahr und ich mustere ihn interessiert. „Buchen Sie bitte die Rechnung auf mein Zimmer.“
Der Kellner verschwindet und Ben dreht sich mir zu. Sein Blick ist lüstern. „Entschuldigen Sie bitte dieses Intermezzo. Eine Familienangelegenheit.“ Er versucht wirklich, sich unter Kontrolle zu bekommen, aber noch nie hat ein Mann so nach aufgestautem Testosteron gerochen wie er.
Meine Nackenhaare stellen sich auf und ein kleiner Hauch an Lust und Hunger durchzuckt mich. Das könnte jetzt spaßig werden. „Schon vergessen“, lächele ich zurück. „Familienangelegenheiten bleiben am besten in der Familie.“ Er nickt zustimmend.
„ Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht den Abend verdorben?“, säusele ich mit einem koketten Augenaufschlag.
„ Aber nein, der Abend hat gerade erst begonnen und das in so angenehmer Gesellschaft.“ Heureka – die Spiele sind eröffnet. Allerdings wird deren Ausgang ein anderer sein, als er es sich erträumt.
Ich rücke meinen Stuhl wieder ein Stück näher an Ben heran und schenke ihm einen tiefen Augenaufschlag. „Was war das für ein Dessert, das Ihre Schwester da hatte? Es sah interessant aus, bis sie es über das Tischtuch verspritzte.“ Das letzte Wort raune ich ein wenig rauer als die vorherigen.
„ Ach das, eine Eiskreation. Etwas Süßes zum Nachtisch.“ Er grinst mich herausfordernd an. „Darf ich Sie darauf einladen?“
Ich taxiere ihn kurz und werfe dann einen Blick in die Runde. Durch die kleine Zierwand aus Holz sind wir vor den meisten Blicken der umstehenden Tische geschützt. „Aber Ben. Nur wir zwei in einem Separee. Meinst du nicht, das könnte Gerede geben?“ Er lächelt mich an. „Es ist doch nur ein Eis – etwas ganz Harmloses.“ Geziert ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Na schön.“
Triumph steht in seinen Augen, als er beim Kellner die Bestellung aufgibt. Keusch sitzen wir nebeneinander und warten. Es scheint fast so, als ob Ben sich absichtlich zurückhält, denn seine nun beinahe animalischen Ausdünstungen haben noch
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