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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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wagen, durch den nun hoffentlich fast menschenleeren Gang bis hin zu meiner Kabine zu kommen, ohne dabei groß beachtet zu werden. Mein Problem dabei ist, dass ich den Gang fast über die ganze Schiffslänge hinunter muss. Vorbei an zwei Räumen, in welche die Aufzüge münden, und den großen Treppenaufgängen. Außerdem könnten noch Passagiere im Commodore-Club sein, der ganz im Bug des Schiffes liegt. Meine Suite liegt zwar zwischen dem mittleren Fahrstuhl und dem Club, aber das heißt im Zweifelsfall, dass mich doch Besucher sehen können, wenn ich durch die Gänge husche.
    Ich könnte natürlich schnell sein, sehr schnell. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich dabei meine Kleider gänzlich verliere und dann ohne Bordkarte vor meiner Tür stehe, ist zu groß. Seufzend beschließe ich, mir eines der großen Saunahandtücher um die Hüften zu schlingen und meinen Pullover vor der Brust festzuhalten. Damit würde ich zwar keine besonders stilvolle Figur abgeben, kann aber etwas von „Der Schrank im Umkleideraum klemmt“ vor mich hin murmeln und mich schnell an möglichen Passagieren vorbeidrängen.
    Beschlossen – ausgeführt. Das Handtuch wickelt sich fast zweimal um meine Hüften, so groß ist es. Es verdeckt sowohl den zerfetzten Rock als auch alles andere, was lädiert weiter darunter zum Vorschein kommen könnte. Bevor ich die Suite verlasse, sehe ich mich noch einmal um, ob ich nicht etwas vergessen habe. Nichts – hervorragend.
    Mit der Bordkarte in der einen Hand, die auch den Pullover zusammenhält, öffne ich die Tür der Suite und schlüpfe hinaus. Als ich sie leise ins Schloss ziehe, öffnet sich neben der Suite die Tür einer anderen. Mist! Mist! Mist!
    Heraus tritt Alex, der mich in der Beleuchtung des Flures ausdruckslos mustert. Er sagt nichts, betrachtet mich jedoch eingehend. Der Blick seiner bernsteinfarbenen Augen ist verhangen und für mich fast nicht zu deuten. Er sagt nichts, schaut mich nur an, und so stehen wir da fast eine halbe Ewigkeit.
    Ich warte auf einen Vorwurf oder ein Bedauern in seinen Augen, doch nichts dergleichen erscheint in ihnen. Wortlos zieht er plötzlich sein Jackett aus, tritt auf mich zu und legt es mir über die Schultern. Ein wenig versinke ich darin und sein Geruch hüllt mich nun ein. Er ist nicht so aufdringlich wie Bens, doch auf eine merkwürdige Art … interessant.
    Man könnte sogar sagen, er ist der reinste Wohlgeruch im Gegensatz zu dem, was ich eben erlebt habe. Da meine Sinne nach der hingebungsvollen Ernährung nach wie vor sensibler sind als vorher, ist das ein großer unsichtbarer Pluspunkt. Wieder treffen sich unsere Blicke und für einen Moment habe ich den Eindruck, dass er mich unbedingt küssen möchte, es sich jedoch versagt. Der Moment verfliegt und ich bin verwirrt.
    „ Gute Nacht, Miss Ashton.“ Sein Ton ist kultiviert und zurückhaltend, dennoch streichelt er mich fast sanft. Er tritt einen Schritt zurück und ich schlüpfe in die Ärmel des Jacketts. Dabei verrutscht der Pullover ein Stück und zeigt einen kleinen Teil des ebenfalls zerfetzten BHs. Wieder tritt Alex auf mich zu und beginnt die Knöpfe des Jacketts zu schließen. Dabei blickt er mir fest in die Augen und der Moment wird trotz der beinahen Intimität nicht anzüglich. „Schicken Sie uns bitte die Rechnung für die zerstörten Kleidungsstücke. Ich bin mir sicher, dass Seine Lordschaft dafür aufkommen wird.“
    Bevor ich ein „Das will ich aber auch hoffen“ zurückgeben kann, tritt er zurück. Dabei macht er eine leichte Verbeugung und geht an mir vorbei. Seine Bordkarte löst die Verriegelung der Suite und er schließt die Tür hinter sich.
    Ich bleibe zurück auf dem Flur und starre die Tür an. Ist das gerade tatsächlich geschehen? Der weiche und exquisite Stoff des Jacketts, das sich um mich legt, ist der einzige Beweis dafür, dass dies kein Traum ist. Wie eine Schlafwandlerin drehe ich mich um und schreite langsam den menschenleeren Gang entlang zu meiner Kabine.
     
    Kein Mensch begegnet mir und als ich sie erreiche, husche ich wie ein Dieb hinein und lehne mich von innen gegen die Tür. Vorsichtig ziehe ich das Jackett aus und hänge es über die Stuhllehne. Mechanisch streife ich danach die zerstörte Kleidung ab und bin ein bisschen traurig darum. Außerdem hängt noch überall an ihr Bens Geruch. Dieser unerträglich penetrante und beinahe abstoßende Geruch. Entschlossen wasche ich ihn unter der Dusche ab und spüre dabei der Hitze in mir nach, die sein

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