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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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Kellner des Restaurants etwas zu und setzt sich an den Flügel. Der Kellner kann nur hilflos mit ansehen, wie sie die Tastatur des Klaviers berührt und eine Reihe Töne anschlägt. Das junge Mädchen zu meiner Rechten, welches bisher kein einziges Wort gesagt hat, beobachtet sie ebenso gespannt wie ich. Jessica versucht die Aufmerksamkeit der Runde um ihre Mutter zu erlangen, wird aber ignoriert.
    Schmollend greift sie in den Stapel Noten, der neben dem Klavier aufgebaut ist und scheint sich ganz wahllos einen Satz Noten herausgesucht zu haben. Demonstrativ legt sie diesen auf den Notenhalter und lässt ihre Fingerknöchel knacken. Mir schwant nichts Gutes und deshalb versuche ich diesen Teil des Raumes aus meiner Wahrnehmung auszublenden.
    Ich konzentriere mich auf Collin, auf den nach wie vor alle Augen gerichtet sind. „Sie sind beim Film?“
    „ Ja“, ein selbstüberzeugtes Lächeln umspielt seine Lippen.
    „ Als Schauspieler?“
    Jessicas Mutter wird für einen Moment vom dem einsetzenden Geklimper ihrer Tochter abgelenkt.
    „ Wie aufregend!“, ruft sie aus, nachdem sie sich ihm erneut zugewandt hat. „Vielleicht habe ich Sie ja schon mal in einer Produktion gesehen? Sie kamen mir gleich so bekannt vor.“
    „ Aber nein, Verehrteste.“ Collin lächelt geschmeichelt und fährt sich gezielt durch sein aufgestyltes Haar. Eine Geste, die ihm so lässig von der Hand geht, dass er sie mit Sicherheit bereits mehrere Dutzend Male ausgeführt haben muss.
     
    Ich mustere ihn ebenfalls. Er ist ein schlanker Mann, aber sein Gesicht wirkt in diesem Licht merkwürdig aufgedunsen. Wahrscheinlich von überschwänglichem Gebrauch illegaler Stoffe. Ich tippt auf Koks, nur so zum Warmwerden – und auf Morphine zum Runterkommen. Ja, er ist der Typ dafür.
    „ Ich bin Produzent“, erklärt er selbstsicher und zieht damit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Selbst Jessica hört für einen Moment lang auf, das Klavier zu misshandeln und starrt ihn an. Collin befeuchtet sich kurz die Lippen und sonnt sich in der ihm zuteilwerdenden Aufmerksamkeit.
    Ich finde, er würde einen guten Bösewicht abgeben.
    „ Du lieber Himmel – ein Produzent.“ Jessicas Mutter ist ganz aus dem Häuschen.
    „ Ganz recht.“ Collin strahlt sie an. „Bei mir laufen die Fäden zusammen. Hier ist das Big Money zu machen.“ Dann, in einer ebenfalls kunstvoll aufgesetzten Inszenierung, verfinstert sich sein Gesichtsausdruck. „Aber erstmal muss man investieren. Ich meine, das versteht sich ja von selbst. Man glaubt ja gar nicht wie schwer es einem gemacht wird, wenn es um die Realisierung eines Lebenstraums geht. Niemand arbeitet umsonst. Nicht einmal Orlando oder Brad, wenn Sie verstehen was ich meine.“ Er zwinkert Jessicas Mutter zu. „Obwohl die ja eigentlich für ihre Mildtätigkeit bekannt sind.“ Jetzt ist sein Ton gekränkt. Er, der große Künstler und Visionär, wurde abgewiesen. Ist das denn zu fassen?
    „ Orlando Bloom?“ Jessicas Gesicht ist vor Aufregung errötet. Es setzt einen scharfen Kontrast zu dem weißen Hut auf ihrem Kopf. Sie hat den Flügel Flügel sein lassen und ist zu uns zurückgekehrt. Das junge Mädchen neben mir atmet ebenfalls auf. „Und Brad Pitt?“ Jessicas Stimme überschlägt sich beinahe, so wenig hat sie sich unter Kontrolle.
    Collin nickt gönnerhaft. Langsam holt er ein kleines Smartphone aus der Tasche. „Die habe ich alle hier in meinem kleinen Telefon.“ Mit bedächtigen Bewegungen betätigt er das Touchpad. „Mal sehen. Ah, hier. Brangelinas Privatnummer.“
    Jessica scheint einem Nervenzusammenbruch nahe. „Oh mein Gott …“, haucht sie.
    „ Tja“, Collin steckt das Telefon wieder ein, „aber im Moment sind die noch mit Dreharbeiten beschäftigt.“
    „ Wie schade“, vernehme ich ein sarkastisches Stimmchen neben mir. Es gehört dem mir damit eben sehr sympathisch gewordenen jungen Mädchen, welches bisher nicht ein Wort gesagt hatte. Unwillkürlich muss ich grinsen – eine Schwester im Geist. Interessant.
    „ Wie schade. Aber vielleicht ein anderes Mal?“, erkundigt sich Jessica.
    „ Sicher, aber ich fürchte, das wird im Moment nichts werden.“
    „ Warum denn nicht? Wenn es doch so gute Freunde von Ihnen sind?“ Die Frage ist berechtigt, auch wenn ich den gewünschten sarkastischen Unterton darin vermisse. Jessicas Mutter blickt Collin tatsächlich interessiert an.
    „ Ach, das ist eine dumme Sache gewesen.“ Collin sieht zerknirscht aus. „Ich möchte lieber nicht

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