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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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kleine Pause, die ihre Wirkung nicht verfehlt, „und, ganz unter uns, das ist keinesfalls utopisch, sondern nur eine vorsichtige Schätzung. Bei dieser Besetzung weiß niemand wirklich vorher, wie hoch die Einspielergebnisse tatsächlich sind. Man bedenke nur die Eintrittspreise der Kinos, die Vermarktung in Fachzeitschriften, die späteren DVD Einnahmen und natürlich die Beteiligungen an den Fernsehausstrahlungen …“
    Er macht erneut eine kleine Pause und greift zu seinem Champagnerglas. Ein tiefes Schweigen hat in dem kleinen Kreis eingesetzt und auf beinahe jedem Gesicht sieht man die Dollarzeichen blitzen, nur nicht auf Jessicas. Diese ist wohl von etwas ganz anderem eingenommen. Zaghaft erhebt sie ihre Stimme.
    „ Dürfte man …“, sie setzt neu an, denn Collin fixiert sie. „Ich meine, dürfte man bei den Dreharbeiten mit dabei sein?“
    Collins Gesicht strahlt nun auf sie herab. „Selbstverständlich. Wozu kennt man denn sonst den Produzenten?“
    Jessica blickt ihn selig an. Ach ja, alles Fantasie mit Schneegestöber.
    „ Ich betone noch einmal, wenn auch ungerne, dass hier absolut nichts schiefgehen kann, wenn man erst einmal das Drehbuch gesehen hat“, fährt Collin beschwörend fort. Äh – Moment mal. Wer ist „man“ und warum muss man das Drehbuch erst gelesen haben um es zu verstehen?
    Meine Nachbarin scheint dies genauso zu sehen. „Wo kann man es denn …“, beginnt sie, wird von Collin aber unversehens unterbrochen.
    „ Außerdem, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel für ‚Twilight’, der ein geschätztes Budget von 37 Millionen hatte, allein in der Eröffnungswoche knapp 70 Millionen wieder eingespielt wurden …“, erneut lässt er die Zahlen wirken, „dann braucht man sich doch gar keine Sorgen machen, oder?“
    Allgemeines Nicken. Collin sieht mich an, warum auch immer, und plötzlich wird er unsicher. Etwas gedämpfter fügt er hinzu: „Also schön, selbst wenn wir das nicht schaffen und nur, sagen wir, 40 Millionen einspielen, was tief gegriffen ist, dann können Sie sich darauf verlassen …“, er bricht ab und setzt neu an. „Also, selbst wenn …, dann ist das immer noch mehr als super.“ Na, verlieren wir an Boden, kleiner Mann? Er wirkt nervös. „Dann haben Sie trotzdem Ihre 500.000 vervierfacht. Das ist, trotz aller Risiken, eine gute Kapitalanlage, oder etwa nicht?“ Er wirkt ein wenig abwesend. „Eine todsichere Kapitalanlage ist das, und sich das aus purer Blasiertheit entgehen zu lassen, das wäre doch …“
    Er bricht ab und reißt sich zusammen. „Selbstverständlich meine ich nicht Sie und Ihren Kunstverstand.“ Das letzte Kompliment rettet ihm erneut den Boden, denn seine Zuhörer waren von dem plötzlichen Ausbruch irritiert. „Aber wenn ich an die Investoren denke, die mich haben sitzen lassen, dann werde ich immer ein wenig …“
    Mir fallen auf der Stelle circa 20 verschiedene Adjektive für seinen Zustand ein. Zum Beispiel „reumütig“ oder „realitätsbezogen“. Aber keines dieser Worte scheint sich in den Geistern meiner Mitstreiter zu manifestieren.
    Mrs. Summerstone geht sogar so weit, ihre behandschuhten Hände auf seinen Arm zu legen und einen mitleidigen Ton anzuschlagen. „Wir haben dafür vollstes Verständnis, Collin. Wenn ich mir vorstelle, man hätte mich so hintergangen. Ich wäre ebenso konsterniert wie Sie.“ Dankbar lächelt Collin sie an und sie zieht sich zurück.
    „ Sie sind hier unter Freunden, Collin“, lässt sich Petunia vernehmen und ihr Ton steht dem von Mrs. Summerstone um nichts an Mitleid nach.
    „ Fahren Sie bitte fort“, meldet sich Mr. Brown zu Wort. „Bisher klingt das alles sehr verlockend.“
    Collin nickt ein paar Mal, bedankt sich noch einmal und setzt mit seiner Rede fort: „Also, Sie würden aus 500.000 gut zwei Millionen machen. Meine anderen Investoren sind absolut aus dem Häuschen deswegen.“ Ich horche auf. Jetzt spielt er vermutlich seine letzte Karte aus. Ganz nach dem Motto: Lassen Sie sich dieses Sparpaket nicht entgehen.
    Erneut verfinstern sich die Gesichter um uns herum empört.
    „ Verstehen Sie mich nicht falsch“, lenkt Collin schnell ein. „Ich möchte Sie nicht hintergehen. Ich habe bisher keinen bindenden Vertrag abgeschlossen.“ Er lächelt einnehmend.
    „ 1.536.000“, erklingt es plötzlich geistesabwesend neben mir.
    „ Was?“ Collin und die anderen sehen meine Nachbarin irritiert an.
    „ Wie war das?“, mische ich mich ein und das Mädchen sieht mich leicht

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