Nachte des Sturms
Mann gesagt, dass aus euch beiden, wenn erst einmal der rechte Zeitpunkt kommt, sicher ein schönes Paar wird.«
»Damals habe ich noch längst nicht an so etwas gedacht.«
»Natürlich hast du das!«, erklärte Kathy fröhlich. »Nur hast du es einfach nicht gewusst.«
Kurz vor Beginn der Abendschicht legte sich Darcy auf die Lauer. Trotzdem hätte sie Brenna um ein Haar verpasst, da diese statt wie sonst durch die Küche durch den Vordereingang kam.
»Du hättest schon heute Mittag hier sein sollen. Es war wirklich jede Menge los. Shawn kam zu spät zur Arbeit. Außerdem war er sturzbetrunken. Was hat das zu bedeuten?«
»Ich kann jetzt nicht darüber reden. Nur so viel: Ich habe die ganze Angelegenheit total verbockt.«
Darcy legte eine Hand auf Brennas Schulter und unterzog sie einer eingehenden Musterung. »Du siehst wirklich entsetzlich aus. Hattet ihr einen großen oder nur einen normalen Streit?«
»Shawn und ich haben überhaupt nicht gestritten.« Sie blickte in Richtung der Küche und fragte sich, wie sie mit der ganzen Sache und in Zukunft auch miteinander zurechtkommen sollten. »Er hat sich also betrunken? Tja, nun, ich wünschte, ich wäre ebenfalls auf die Idee gekommen. Und jetzt lass mich anfangen zu arbeiten, Darcy. Sicher wird es ein langer Abend, und je eher wir anfangen, umso eher sind wir fertig.«
Falls jemand erwartet hätte, dass Darcy es dabei belassen würde, dann kannte er sie nicht. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit stand sie in der Küche und sah sich ihren Bruder, während sie die Bestellungen aufgab, noch einmal genauer an. Obgleich er immer noch nicht völlig bei Kräften war, war er anscheinend wieder nüchtern und halbwegs auf dem Posten.
»Brenna ist gerade gekommen.« Interessiert stellte sie fest, dass Shawn, der gerade ein Stück Teig ausrollte, seine Bewegung unterbrach. »Sie sieht unglücklich aus. Genau wie du.«
Er rollte weiter den Teig für die Fleischpasteten aus. »Wir werden schon darüber hinwegkommen.«
»Ich werde euch dabei helfen.«
Er hob den Kopf und sah sie an. »Warum?«
»Weil es sich bei ihr um meine älteste und allerbeste Freundin handelt und bei dir, wenn auch sicher nur durch einen unglücklichen Zufall, um einen meiner Brüder.«
Trotz des belustigten Aufblitzens seiner Augen wiederholte er: »Wir werden es schon schaffen, Darcy. Es liegt an uns, diese Dinge zu klären.«
»Dann verzichtest du also auf die Hilfe einer Expertin auf diesem speziellen Gebiet.«
Er schnitt den Teig in gleich große Quadrate. »Falls du nichts dagegen hast, komme ich, wenn nötig, gern auf dich zurück.«
Da er wusste, wie gut seine Schwester Gesichter lesen konnte, hielt Shawn den Kopf gesenkt. »Meinst du, ich wüsste nicht genau, dass alles, was aus meinem Mund an deine Ohren dringt, von dort sofort über deine Zunge an ihre Ohren weitergeht?«
»Das wird es nicht. Nicht, wenn du mich darum bittest, Stillschweigen zu bewahren.«
Endlich hob er den Kopf. Ihre Loyalität war eine ihrer besten Eigenschaften, und er wusste, eher bräche sie sich freiwillig den Arm als ein von ihr gegebenes Versprechen. »Dann bitte ich dich darum. Ich habe das Gefühl, als balanciere ich auf einem schmalen, sehr rutschigen Steg. Als gäbe es auf der einen Seite dieses Steges festen Boden und auf der anderen einen tiefen Sumpf, und als wäre, falls in ich diesem Sumpf versinke, einfach alles vorbei.«
»Dann pass gut auf, wohin du trittst«, empfahl ihm seine Schwester, wandte sich wieder von ihm ab und ging hinüber in den Pub.
Der Lärmpegel stieg bereits an. Er würde während des ganzen Abends nur dann ein wenig sinken, wenn die Musik spielte, und bei jeder Pause der Band sofort wieder ansteigen. Brenna zapfte mit beiden Händen Bier, lauschte gleichzeitig Jack Brennan, der schwerfällig einen Witz von einer Prinzessin und einem Frosch zum Besten gab, und lachte am Ende, wenn auch nicht unbedingt von Herzen, möglichst fröhlich auf.
Als die Band auf die Bühne trat, sagte sie sich, sie würde sie ganz einfach ignorieren, aber trotzdem blickte sie immer wieder auf die blonde Sängerin.
Sie war genau der Typ, der Shawn gefallen würde, dachte sie wütend. Oberflächlicher Bastard. Wie lange würde es wohl dauern – einen Monat, eine Woche oder vielleicht nur eine Nacht? –, bevor er wieder mit einer anderen ins Bett ginge?
»Ich traue mich kaum zu fragen.« Jude glitt auf einen der wenigen noch freien Hocker. »Aber könnte ich vielleicht ein
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