Nachte des Sturms
Nacht war es zwischen Shawn und ihr anders gewesen als zuvor, und sie wusste, ihr Schicksal war besiegelt. Endlich kämpften ihr Herz und ihr Verstand nicht mehr gegeneinander an.
Es war an der Zeit, es ihm zu sagen. Ihn zu seinem Glück zu zwingen, falls es nicht anders ging. Auf alle Fälle fände im Hause O’Toole in nicht allzu ferner Zukunft bereits die nächste Hochzeit statt.
Himmel.
Sie krabbelte in Richtung Leiter, kletterte vom Dach, stellte ihre Werkzeugkiste neben ihren Laster und ging in die Küche, um ihrer Mutter zu sagen, dass sie zu ihrem Vater hinüber ins Hotel fahren würde.
Als das Telefon klingelte, griff sie ohne nachzudenken nach dem Hörer, klemmte ihn sich schuldbewusst unter das Kinn und wischte sich die vor Schmutz starrenden Hände notdürftig an ihrer Hose ab. »Hallo?«
»Miss O’Toole?«
»Eine von ihnen.«
»Miss Brenna O’Toole?«
»Genau die.« Auf der Suche nach etwas Essbarem blickte sie automatisch in den Kühlschrank. »Was kann ich für Sie tun?«
»Einen Augenblick bitte, ich verbinde mit Mr. Magee.«
»Oh.« Sie richtete sich auf, knallte mit dem Kopf und der Hüfte gegen die Tür des Kühlschranks und klemmte sich dadurch die Hand ein. Mühsam unterdrückte sie ein Jaulen. »Ja, kein Problem. Verdammt«, fügte sie hinzu, als sie hörte, dass es in der Leitung klickte, und steckte sich ihren schmerzenden Finger in den Mund.
»Miss O’Toole, Trevor Magee.«
»Guten Tag, Mr. Magee.« Sie erkannte die tiefe, warme Stimme, mit der sie vor ein paar Tagen nach einer Unzahl mehr oder weniger wichtiger Assistenten verbunden worden war. »Rufen Sie etwa aus New York an?«
»Nein, ich bin gerade auf dem Weg nach London.«
»Oh.« Ihre leichte Enttäuschung darüber, nicht aus Amerika angerufen worden zu sein, wurde durch neue Aufregung ersetzt. »Dann rufen Sie also aus dem Flugzeug an?«
»Genau.«
»Nett, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich bei mir zu melden.«
»Für die Dinge, die mich interessieren, nehme ich mir immer Zeit.«
Er klang ganz so, als meinte er es ehrlich. »Dann hatten Sie ja vielleicht auch Zeit, sich das Päckchen anzusehen, das Aidan Gallagher an Sie geschickt hat.«
»O ja. Sie und Ihr Vater sind offenbar ein wirklich gutes Team.«
Da ihr Schädel dröhnte, holte sie ein wenig Eis aus dem
Gefrierfach. »Das sind wir. Und vielleicht sollte ich hinzufügen, Mr. Magee, dass ich, da ich Ardmore wie meine Westentasche kenne, genau weiß, was hierher passt.«
»Da kann ich Ihnen schwerlich widersprechen, Miss O’Toole.«
Sie meinte, eine gewisse Belustigung in seiner Stimme zu hören, und atmete tief ein. »Vielleicht könnten Sie mir sagen, was Sie von den Entwürfen halten?«
»Ich finde sie äußerst interessant. Natürlich muss ich sie mir noch genauer ansehen, aber, wie gesagt, sie sind wirklich interessant. Gallagher hat vergessen zu erwähnen, wo Sie Design studiert haben.«
Sie kniff die Augen zusammen und kam zu dem Schluss, falls dies eine Falle wäre, fiele sie statt irgendwann später besser umgehend hinein. »Bei der praktischen Arbeit, Sir. Mein Vater hat sein Leben lang als Handwerker gearbeitet und mir alles gezeigt. Ich denke, ähnlich hat Ihr Vater es mit Ihnen gemacht.«
»Das könnte man so sagen.«
»Dann wissen Sie ja, dass man vieles am besten dadurch lernt, dass man es einfach tut. Mein Vater und ich sind hier in der Gemeinde für fast sämtliche Bauten und Reparaturen zuständig. Aus diesem Grund wären wir Ihnen bei Ihrem Projekt sicher eine große Hilfe. Jemand Besseren als die beide O’Tooles finden Sie nirgendwo in Ardmore – oder überhaupt irgendwo in Waterford. Sie haben die Absicht, hier in Ardmore ein Theater zu errichten, Mr. Magee, und sicher meinen Sie ebenso wie ich, dass es das Beste wäre, dabei einheimische Handwerker zu beschäftigen. Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen gern ein paar Empfehlungen.«
»Das wäre mir sehr recht. Sie vertreten Ihre Sache sehr geschickt, Miss O’Toole.«
»Ich kann Ihnen versichern, im Umgang mit Holz und Steinen bin ich noch wesentlich geschickter als im Umgang mit Worten.«
»Davon werde ich mich mit eigenen Augen überzeugen. Ich hoffe, dass ich es schaffen werde, mir den Ort, das Grundstück und meine zukünftigen Geschäftspartner demnächst persönlich anzusehen.«
»Wenn Sie uns sagen, wann genau Sie kommen, stehen mein Vater und ich Ihnen gerne zur Verfügung.«
»Ich gebe Ihnen rechtzeitig Bescheid.«
»Ah … ich möchte Sie wirklich
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