Nachte des Sturms
Bau eines Hauses am geeignetsten erschien. Ein behagliches, einladendes Zimmer, das andere gern betreten und in dem sie sich gerne aufhalten würden. Ein richtiges Zimmer – nicht nur ein kleines, voll gestopftes Kämmerchen –, in dem er sein Klavier und seine Fiedel spielen konnte. Außerdem hätte er gerne einen Schrank – den vielleicht Brenna bauen könnte – für seine Noten.
Und ein Tischchen oder was auch immer für ein gutes Aufnahmegerät.
Er hatte seine Musik schon immer einmal aufnehmen wollen, und allmählich war es an der Zeit, dass er damit anfing. Falls er, wenn auch in seinem eigenen Tempo, einen Schritt weiter machen und einige der Stücke aufpolieren wollte, brauchte er ein solches Gerät. Und dann würde er eines der Lieder auswählen und versuchen, es tatsächlich zu verkaufen.
Der Gedanke machte ihn nervös, deshalb schüttelte er energisch den Kopf. Natürlich würde er diese Dinge nicht sofort in Angriff nehmen. Ganz sicher nicht sofort. Vorher hatte er noch alles Mögliche andere zu tun, und außerdem hatte er schließlich jede Menge Zeit.
Erst einmal müssten er und Brenna sich endgültig einig werden; dann käme der Hausbau, und anschließend würden sie sich eine Zeit lang in dem neuen Heim gemeinsam einrichten. Alles andere käme irgendwann danach.
Die Straße in Richtung des Grundstücks war noch schlimmer als der ungeteerte Weg von Ardmore in Richtung des Feenhügels und von dort weiter zu den O’Tooles. Nun, ihn störten solche Dinge nicht, und falls Brenna damit unzufrieden war, gab es ganz sicher die Möglichkeit, die Zufahrt zu begradigen, zu erweitern oder so. Das überließ er völlig ihr.
Es war kein großes Grundstück, gerade ausreichend für ein kompaktes Haus mit einem kleinen Garten. Zumindest jedoch war Platz genug für einen zusätzlichen Schuppen, in dem sie ihr Werkzeug unterbringen und auch bei Regen arbeiten könnte. Einen solchen Schuppen bräuchte sie sicher ebenso wie er sein Musikzimmer. Auf diese Weise könnten sie beide weiter ihren jeweils eigenen Interessen nachgehen, dachte er, dankbar dafür, dass keiner von
ihnen der Typ war, der Tag und Nacht mit dem anderen zusammen sein musste.
Sie hatten gemeinsame und jeweils eigene Interessen, was eine gute Mischung war.
Am hinteren Ende des Grundstücks wuchsen am Ufer eines kleinen Bächleins drei knorrige Bäume, bei deren Anblick er an die drei Kreuze in der Nähe des Brunnens des heiligen Declan denken musste.
Der Mann, der das Land verkaufen wollte, hatte gesagt, hinter den Bäumen gäbe es jede Menge Torf, der allerdings seit Jahren nicht mehr gestochen worden wäre. Er selbst hatte zum letzten Mal als kleiner Junge Torf gestochen, zusammen mit seinem Großvater mütterlicherseits. Die Fitzgeralds waren eher Landmenschen gewesen, die Gallaghers hingegen hatten eine Vorliebe für alles Städtische gehabt.
Er wanderte zurück in Richtung des großartig als Straße bezeichneten, von dichten Hecken gesäumten, holprigen Wegs. Die Hecken zeigten allmählich das erste zarte Grün, und plötzlich schossen pfeilschnell drei Elstern vor seinen Augen durch die Luft.
Dem alten Sprichwort zufolge bedeuteten drei Elstern eine bevorstehende Hochzeit, was er als mehr als gutes Zeichen für sich nahm, und so gab er dem Verkäufer zur Besiegelung ihres Geschäfts die Hand und kehrte als Landbesitzer in den Pub zurück.
Brenna arbeitete am Vormittag zu Hause. Der Wind hatte ein paar Dachpfannen gelockert, sodass an ein paar Stellen der Regen durchgekommen war.
Es war eine leichte Arbeit, sie brauchte nur hier und da etwas zu flicken, und genoss es, im Sonnenlicht zu sitzen, hin und wieder den Kopf zu heben und auf das Meer hinauszusehen.
Wenn sie sich je ein eigenes Häuschen bauen würde, dann an einer höher gelegenen Stelle, um nicht nur vom Dach aus, sondern bereits durch die Fenster auf das Wasser blicken zu können. Es war schön, die Boote auf den Wellen herumtanzen zu sehen und zu wissen, dass das Leben wieder in seinen normalen Rhythmus zurückgeglitten war.
Vielleicht wären auch ein paar Oberlichter schön. Dann bräuchte sie nur den Kopf zu heben, um die Sonne, den Regen oder den mit Sternen übersäten Nachthimmel zu sehen. Sie wusste, dass es allmählich an der Zeit für einen eigenen Haushalt war, auch wenn ihr die Geräusche und Gerüche ihrer Familie sicher fehlen würden.
Etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie in ihrer Entwicklung einen Schritt weitergehen musste. In der letzten
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