Nachte des Sturms
gegeben hat, aber schließlich habe ich ihn nicht darum gebeten.« Brenna schob sich einen Löffel Pudding in den Mund.
»Schon gut, schon gut, jetzt werde nicht noch hämisch.« Stirnrunzelnd ließ er sich wieder auf seinen Stuhl sinken. »Was hat sie zu dir gesagt?«
Brenna löffelte weiter ihren Pudding, blickte durch den armen Shawn hindurch, griff, als er die Augen verdrehte, betont langsam nach ihrer Tasse Tee und nahm einen vorsichtigen Schluck. »Tut mir Leid, hast du mit mir gesprochen? Oder ist vielleicht sonst noch jemand in der Küche, den du anbrüllst, ohne dass er dir was getan hat?«
»Tut mir Leid.« Er bedachte sie mit einem Lächeln, was fast immer funktionierte. »Würdest du mir jetzt erzählen, was sie zu dir gesagt hat?«
»Wenn du mich so höflich darum bittest. Sie hat gesagt: ›Er hat sein Herz in dieses Lied hineingelegt.‹ Ich dachte, sie meinte vielleicht den Feenprinzen; aber als ich Ma davon erzählte, hat die gesagt, sie hätte ganz sicher dich damit gemeint.«
»Wenn das so ist, verstehe ich nicht, was sie damit gemeint hat.«
»Das weiß ich ebenso wenig wie du, aber ich habe mich gefragt, ob du vielleicht etwas dagegen hättest, wenn ich ab und zu bei dir vorbeikäme.«
»Das tust du doch auch jetzt schon«, antwortete er, worauf sie zusammenzuckte.
»Wenn du mich nicht im Cottage haben willst, brauchst du es nur zu sagen.«
»Das habe ich weder gesagt noch gemeint. Ich habe lediglich die Feststellung getroffen, dass du gelegentlich bei mir vorbeikommst.«
»Ich dachte, ich könnte vielleicht ab und zu im Cottage vorbeischauen, wenn du nicht dort bist. So wie heute Morgen. Nur, um zu sehen, ob sie vielleicht noch mal zurückkommt. Und während ich dort bin, könnte ich gleichzeitig ein paar Arbeiten für dich erledigen.«
»Du kannst auch gerne kommen, ohne etwas für mich zu erledigen. Du bist mir auch so immer willkommen.«
Nicht die Tatsache, dass er es sagte, sondern dass er es ehrlich meinte, wärmte ihr das Herz. »Ich weiß, aber ich bin einfach gern beschäftigt. Wenn es dir also nichts ausmacht, komme ich ab und zu vorbei.«
»Und du wirst mir sagen, wenn du sie noch einmal siehst?«
»Du wirst der Erste sein, der es von mir erfährt.« Sie erhob sich und stellte ihre Tasse und ihr Schälchen in die Spüle. »Glaubst du …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf.
»Was?«
»Nein, nichts weiter. Einfach ein idiotischer Gedanke.«
Er trat hinter sie und strich ihr sanft über den Nacken. Am liebsten hätte sie geschnurrt wie eine Katze, doch hielt sie sich zurück. »Wenn man noch nicht mal einem Freund gegenüber einen idiotischen Gedanken äußern kann, wem denn bitte dann?«
»Tja, ich habe mich gefragt, ob Liebe tatsächlich alles überdauern kann, die Jahrhunderte und selbst den Tod.«
»Sie ist das einzig wirklich Dauerhafte auf der Welt.«
»Hast du jemals einen Menschen geliebt?«
»Nicht so, dass er in meinem Herzen Wurzeln geschlagen hätte, und wenn das nicht der Fall ist, nehme ich an, ist es auch keine wahre Liebe.«
Sie überraschte sie beide mit einem leisen Seufzer. »Wenn sie Wurzeln im Herzen des einen schlägt, aber nicht in dem des andren, dann ist sie sicher das Schlimmste, was es gibt.«
Das Zucken seines Herzens deutete er als Zeichen seines freundschaftlichen Mitgefühls. »Brenna, Schätzchen, willst du mir damit etwa sagen, dass du mich plötzlich liebst?«
Sie fuhr zusammen, wirbelte herum und starrte ihn entgeistert an. Sein Blick verriet eine solch verdammte Zuneigung, ein solch verdammtes Mitgefühl und eine solch verdammte Nachsicht, dass sie sich am liebsten mit ihm geprügelt hätte. Stattdessen trat sie einen Schritt nach vorn und nahm entschieden ihren Werkzeugkasten in die Hand. »Shawn Gallagher, du bist wirklich ein unglaublicher Idiot.«
Hoch erhobenen Hauptes stapfte sie mit ihren Werkzeugen hinaus.
Kopfschüttelnd machte er sich wieder ans Aufräumen. Wieder spürte er ein leises Zucken seines Herzens, als er sich fragte, auf wen die kleine O’Toole ein Auge geworfen haben könnte.
Wer auch immer der Glückliche sein mochte, dachte Shawn und schlug etwas zu kraftvoll die Tür des Schrankes zu, er hoffte für den Kerl, dass er ihrer würdig war.
3
B renna war nicht gerade bester Stimmung, als sie, wie immer ohne zu klopfen, das alte Haus der Gallaghers betrat. Solange sie denken konnte, war sie hier ebenso ungezwungen ein- und ausgegangen wie ihre Freundin Darcy bei den O’Tooles.
Natürlich
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