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Nachte des Sturms

Nachte des Sturms

Titel: Nachte des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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hatte das Haus im Verlauf der Jahre einige Veränderungen durchgemacht. War nicht vor fünf Jahren von ihr selbst und ihrem Vater der neue – sommerhimmelblaue  – Boden in der Küche verlegt worden? Und hatte nicht ebenfalls sie selbst im vorletzten Juni Darcys altes Zimmer mit der hübschen Rosenknospentapete versehen?
    Aber auch wenn hier und dort ein paar Kleinigkeiten anders waren als vor zwanzig Jahren, hatte sich die Atmosphäre des Hauses nie wirklich verändert. Wie schon damals war es auch heute noch ein einladender Ort, in dessen Zimmern selbst bei vollkommener Stille Musik zu klingen schien.
    Nun, da Aidan und Jude hier eingezogen waren, standen immer Vasen, Schalen und Flaschen voller Blumen auf den Tischen und Regalen. Außerdem hatte Jude die Absicht, im Frühjahr den Garten zu erweitern, und sogar davon gesprochen, sich von Brenna eine kleine Laube errichten zu lassen.
    Brenna war der Ansicht, dass zu dem verwinkelten, aus altem Stein und dickem Holz gebauten Haus nur etwas Altmodisches passte. Sie hatte bereits etwas im Kopf und
würde immer, wenn sie etwas Zeit fand, ein wenig daran werkeln.
    Trotz der schlechten Laune, mit der sie hereingekommen war, grinste sie, als sie von oben Darcys Lachen hörte. Frauen, dachte sie, während sie in Richtung Treppe ging, waren doch meistens eine so viel angenehmere Gesellschaft als Männer.
    Sie fand ihre beiden Freundinnen in Shawns altem Zimmer, in dem sich außer seinem alten Bett und der alten Kommode nicht mehr viel von ihm fand. Die mit Noten voll gestopften Regale hatte er ebenso wie seine Fiedel und seine kleine Trommel mit zum Faerie Hill genommen.
    Der verblichene, einst dunkelbraune Teppich lag noch auf dem Boden. Sie hatte zahllose Male im Schneidersitz darauf gesessen und Langeweile vorgegeben, während er irgendetwas spielte.
    Ihre erste große Liebe war nicht Shawn gewesen, sondern seine Musik. Sie hatte sich vor so langer Zeit in sie verliebt, dass sie nicht mehr wusste, wann oder in welches Lied genau. Nicht, dass sie es sich jemals hätte anmerken lassen. Ihrer Meinung nach brachte man einen Menschen genau wie einen Esel eher durch Hiebe in Bewegung statt durch Schmeichelei. Obgleich sie längst die Feststellung getroffen hatte, dass sich dieser Kerl durch keines von beidem dazu hatte bewegen lassen, endlich den Hintern hochzukriegen, und etwas Vernünftiges mit seiner Gabe anzufangen.
    Dabei wünschte sie es ihm von ganzem Herzen, diesem elenden Sturkopf.
    Aber, erinnerte sie sich, das war alleine sein Problem, und sie war heute nicht hierher gekommen, um abermals darüber nachzugrübeln, wie er sich am besten helfen lassen würde.

    Heute, dachte sie und spitzte ihre Lippen, war sie Judes wegen gekommen.
    Die Wände sahen schrecklich aus, erkannte Brenna mit einem kurzen Blick. Von der sonnenverblichenen Farbe hoben sich unschön die Umrisse der Stellen ab, an denen Shawn Poster und was nicht sonst noch alles hängen gehabt hatte. Darüber hinaus bewiesen Dutzende von kleinen und nicht so kleinen Löchern, dass der Kerl keine Ahnung davon hatte, wie man einen Hammer auch nur hielt.
    Sie konnte sich daran erinnern, dass er jedes Mal, wenn seine Mutter versucht hatte, ihn dazu zu bewegen, den Raum zu renovieren, lächelnd erklärt hatte, die Mühe könnte er sich sparen. Ihm gefiele alles, wie es sei.
    Brenna lehnte sich in den Türrahmen und sah bereits vor sich, wie sich diese vernachlässigte ehemals männliche Domäne in ein fröhliches Kinderzimmer verwandeln lassen würde. Dann fiel ihr Blick auf die beiden Frauen, die am Fenster standen und hinausblickten.
    Darcy mit ihrer wunderbaren, wild und frei wogenden Mähne und Jude mit ihrem sorgsam im Nacken zusammengebundenen schimmernd braunen Haar. Sie verkörperten gegenseitige Stilrichtungen, Darcy wirkte strahlend wie die Sonne, Jude, ähnlich dem Licht des Mondes, eher zurückhaltend und sanft. Beide, dachte Brenna, waren ungewöhnlich hoch gewachsen, gute sieben bis acht Zentimeter größer als sie selbst, und auch ihrer beider Körperbau war ziemlich ähnlich, nur war Darcy, was sie auch gerne zeigte, eindeutig üppiger gerundet.
    Sie beide waren unverkennbar weiblich.
    Nicht, dass Brenna sie darum beneidet hätte, nein. Doch hin und wieder wünschte sie sich, sie fühlte sich nicht ganz so unwohl, wann immer sie einen Rock und hochhackige Schuhe trug.

    Da sie lieber nicht länger darüber nachdachte, schob sie die Hände in die Taschen ihrer weiten Hose, legte den Kopf auf die

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