Nachte des Sturms
wir hin. Aber wenn du die Regale über die Ecke stellen würdest, würdest du den vorhandenen Platz ein bisschen besser nutzen, und außerdem hättest du die Spielecke auch optisch abgetrennt, verstehst du. Außerdem könnte ich die Regale so bauen, dass du sie nach Belieben verstellen kannst.«
»Über die Ecke …« Jude kniff die Augen zusammen und versuchte, sich Brennas Vorschlag bildlich vorzustellen. »Ja. Das gefällt mir. Was meinst du, Darcy?«
»Ich meine, ihr beide wisst am besten, was hier drin zu tun ist, während ich die Aufgabe übernehme, mit dir nach Dublin zu fahren und ein paar schicke Umstandskleider für dich zu besorgen.«
Instinktiv legte Jude eine Hand auf ihren Bauch. »Man kann doch noch gar nichts sehen.«
»Weshalb willst du noch so lange warten? Du brauchst die Klamotten ganz sicher lange, bevor das Baby irgendwelche Regale nutzen kann, und an die Dinger denkst du schließlich auch schon. Wir fahren nächsten Donnerstag, wenn ich meinen freien Tag habe.« Und das Geld in der Tasche, das sie sich selbst für irgendwelchen Schnickschnack genehmigen würde. »Würde dir das passen, Brenna?«
Brenna nahm bereits das Maßband aus dem Werkzeugkasten. »Es würde mir passen, wenn ihr beiden nach Dublin fahren würdet. Ich selbst habe im Augenblick zu viel zu tun, um mich einen ganzen Tag lang durch irgendwelche Geschäfte zerren lassen und warten zu können, bis ihr lange genug mit großen Augen auf das nächste Paar Schuhe gestarrt habt, ohne das ihr nicht länger leben könnt.«
»Du könntest selbst ein paar neue Stiefel gebrauchen.« Darcy blickte bedeutungsvoll auf Brennas Füße. »Die Dinger sehen aus, als hättest du sie auf einem dreiwöchigen Marsch durch die Sümpfe an den Füßen gehabt.«
»Mir reichen sie vollkommen. Jude, sag Shawn, dass er irgendwo Platz für seinen Plunder finden soll, damit ich nächste Woche mit der Arbeit anfangen kann.«
»Das ist kein Plunder«, sagte Shawn aus Richtung der Tür. »Zum Beispiel habe ich in dem Bett, auf dem sich Darcy gerade häuslich einzurichten scheint, viele glückliche Nächte zugebracht.«
»Trotzdem ist es inzwischen nur noch Müll.« Brenna schnaubte leise auf. »Und außerdem steht es im Weg. Ach
ja, vielleicht kannst du mir sagen, wie oft du auf einen Nagel hauen musstest, um derart große Löcher in die Wand zu kriegen?«
»Wenn man Bilder drüberhängt, ist die Größe der Löcher doch vollkommen egal.«
»Wenn du die Sache so siehst, solltest du, falls du irgendwas im Cottage an die Wände hängen möchtest, besser jemanden rufen, der ein Ende eines Hammers vom anderen unterscheiden kann. Du solltest es dir von ihm versprechen lassen, Jude«, warnte Brenna, »andernfalls wird von dem Haus im Frühjahr nicht viel mehr als ein Haufen alter Steine übrig sein.«
»Ich mache die verdammten Löcher eigenhändig wieder zu, wenn du dann die Klappe hältst.« Sein Ton war gefährlich sanft. Das bereits genügte, um Brennas Herz zucken zu lassen, was sie eilig durch eine weitere sarkastische Bemerkung vor den anderen verbarg.
»Ja, sicher, du machst die Löcher wieder zu. Genauso, wie du den Abfluss der Spüle im Pub selbst repariert hast, worauf ich durch zweieinhalb Zentimeter tiefes Wasser waten musste, um den Schaden zu beheben.«
Während Darcy fröhlich grinste, wandte sich Shawn gelassen an Jude. »Ich werde den Rest meiner Sachen bis morgen hier rausholen, Jude, falls dir das genügt.«
Jude erkannte, dass er in seinem Männerstolz verletzt war, also trat sie eilig auf ihn zu. »Es besteht kein Grund zur Eile, Shawn. Wir sind erst …« Plötzlich begann der Raum sich um sie herum zu drehen.
Ehe sie jedoch auch nur ins Schwanken kommen konnte, hatte Shawn schon mit atemberaubender Geschwindigkeit die Arme ausgestreckt und seine Schwägerin an seine Brust gezogen.
»Schon gut.« Der Schwindel hatte sich bereits wieder
gelegt, und Jude tätschelte ihm begütigend die Schulter. »Mir war nur kurz ein bisschen schwindlig, weiter nichts. Das passiert ab und zu.«
»Du legst dich ins Bett«, erklärte er und trug sie bereits aus dem Zimmer. »Lauf und sag Aidan Bescheid«, sagte er über die Schulter zu Darcy.
»Nein, nein, mit mir ist alles in Ordnung. Shawn, nicht –«
»Hol Aidan«, sagte er erneut, doch Darcy war bereits verschwunden.
Das Maßband in den Händen, stand Brenna einen Augenblick wie angewurzelt da. Als die Älteste von fünf hatte sie schon häufiger erlebt, wie sich ihre Mutter bei
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