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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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schon seit einigen Monaten in diesem Hotel gearbeitet hat.«
    Celia Fry zupfte ein Stückchen Zigarettenpapier von ihrer Lippe. »Ich kann mir nicht vorstellen, wer Ihnen das erzählt hat«, sagte sie. Sie schielte zum Telefon und schien sehr zerstreut.
    »Vielleicht erinnert sich Ihre Empfangsdame«, sagte Lynne.
    »Sie hat nichts mit dem Reinigungspersonal zu tun.« Fry schien nervös zu werden.
    Lynnes Stimme wurde energisch. »Bei drei verschiedenen Gelegenheiten war Anna Krleza nach Zeugenaussagen in diesem Hotel, und zwar am …« Sie blätterte in ihrem Notizbuch nach vorn und sagte: »Wissen Sie, Mrs. Fry, es gibt zwei Ermittlungen, in die Ms. Krleza verwickelt ist. Die Ermittlung im Mordfall, natürlich, aber es gibt auch eine Untersuchung der Ausländerbehörde, angesichts …«
    »Normalerweise stelle ich das Reinigungspersonal nicht selbst ein«, sagte Celia Fry, und ihre vorgetäuschte Gleichgültigkeit wurde zu Abwehr.
    »Das glaube ich durchaus.« Lynne wartete ab, wohin sie jetzt steuerte.
    »Wir arbeiten mit einer Agentur zusammen, aber die Leute, die man uns schickt, sind nicht sehr zuverlässig. Jedenfalls kam Anna hierher, als man mich gerade ziemlich schlimm im Stich gelassen hatte, und ich habe einfach vergessen, nach allen Einzelheiten zu fragen.« Celia Fry sah Lynnes Gesichtsausdruck und verbesserte sich. »Es kam mir vor wie zwei Wochen. Wir haben schrecklich viel zu tun. Es hat sich einfach schon länger hingezogen, als ich dachte, und dann ist plötzlich dies alles passiert.«
    Und Sie haben bei der Ermittlung eines Mordfalls gelogen. Und auch jetzt log die Frau. »Und es kam mir praktischer vor, einfach zu sagen, Anna sei noch nicht sehr lange hier.«
    Lynne brauchte das nächste Stückchen Information, also lächelte sie entgegenkommend. »Ich weiß, wie so etwas geht, aber gegen besseres Wissen eine Person zu beschäftigen, die illegal ins Land gekommen ist, das ist strafbar. Also – ich bin sicher, dass Sie nicht mit böser Absicht gehandelt haben, und ich kann zur Ausländerbehörde gehen und dort sagen, dass Sie, sobald wir Sie auf dieses Problem hinwiesen, bei der Befragung gut mitgearbeitet haben, und dann wird man die Sache, glaube ich, nicht weiterverfolgen.«
    Celia Fry beobachtete sie genau und wartete darauf, zu erfahren, was sie eigentlich wollte. »Woher wusste Anna, dass sie ein Zimmermädchen brauchten?«, fragte Lynne. »Wie wusste sie, dass sie hierher kommen sollte?«
    Die Frau zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Jemand muss es ihr gesagt haben. Ich habe ja schon erwähnt, dass ich sie nicht gefragt habe. Sie kennen sich aus, diese Leute.« Das Telefon klingelte. Fry nahm ab. »Jetzt nicht«, schnauzte sie und legte auf. Sie schien eine Entscheidung getroffen zu haben, denn sie nahm einen Terminkalender aus dem Schreibtisch und blätterte darin herum. »Hier«, sagte sie und zeigte ihn Lynne. »Anna Krleza. Sie hat im August angefangen. In der zweiten Augustwoche.«
    Lynne machte sich eine Notiz. »Danke, Mrs. Fry.«
    »Ist das alles?« Celia Fry stand auf. »Ich muss in der Küche nach dem Rechten sehen. Diese Sache wird also nicht weiterverfolgt?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Lynne folgte der Frau aus dem Büro. Bei aller Sorge, was in der Küche los war, brachte Fry sie trotzdem zur Tür. Sie wollte sie aus dem Haus haben. Lynne wartete, bis die Frau auf die Kellertreppe zulief und verschwand, dann ging sie wieder hinein und klingelte an der Rezeption. Nach kurzer Zeit kam eine Frau in einem Arbeitskittel den Flur entlang.
    Lynne zeigte ihr ihren Ausweis, und die Frau reagierte sofort argwöhnisch. »Ich hole die Chefin«, sagte sie.
    Lynne schüttelte den Kopf. »Ich möchte mit Ihnen sprechen«, erklärte sie. »Es sind nur zwei Sachen.« Sie lächelte beruhigend.
    »Ich war nicht hier«, sagte die Frau. »Ich habe es ihnen doch schon gesagt. Ich hatte an dem Tag frei.«
    »Das macht nichts«, erwiderte Lynne. »Da ist etwas, was ich Sie fragen wollte.« Sie ließ sich von der Frau die Einzelheiten der Buchung für Mr. Rafael bestätigen, machte eine zusätzliche Notiz in ihrem Buch und dankte ihr. Dann fügte sie wie nebenbei hinzu: »Sie scheinen ja heute ein bisschen unterbesetzt zu sein.«
    Die Frau hob den Blick zum Himmel. »Und wie sie uns das unter die Nase reibt«, sagte sie und meinte wohl Mrs. Fry. »Ich hab ihr gesagt, ich mach keine Küchenarbeit. Sie ist selber schuld.«
    »Wieso?« Lynne knöpfte ihren Mantel zu.
    »Na,

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