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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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schloss die Augen. »Ich mochte sie sehr. Versteh mich nicht falsch. Gemma war schon in Ordnung.«
    Roz ärgerte sich über sich selbst. Sie fragte sich, warum sie damals nicht verstanden hatte, was Luke empfand. Nichts von alledem hätte geschehen müssen. Aber da musste noch mehr dahinter stecken. Was Luke ihr gesagt hatte, erklärte nicht sein tiefes Unbehagen, das sie spürte.
    Nach ein paar Minuten sprach er weiter. »Diese Fotos.«
    Roz wurde nervös. Sie fand die Bilder immer noch beunruhigend – nicht nur die Tatsache, dass Luke sie aufgenommen hatte, sondern die düstere Gewalttätigkeit, die in den Bildern mitschwang. »Ich hasse diese Fotos«, sagte sie.
    »Ich habe sie nicht gemacht. Was verstehe ich schon vom Fotografieren? Es war ihr russischer Freund, dieser Stefan. Sie zeigte sie mir – und so fing es an … Okay? Aber dann wurde eingebrochen, und die Fotos waren mit all dem anderen Zeug verschwunden.« Er seufzte. »Dann fing es an, richtig stressig zu werden. Gemma machte sich Sorgen, dass die Fotos wieder auftauchen und Nowicki in Schwierigkeiten bringen könnten. Seine Frau wusste nichts von Gemma, klar, und die Scheidung war in vollem Gang, also hat sie mich gebeten, ich solle sagen, ich hätte sie aufgenommen, wenn sie jemals irgendwo auftauchen und sich als Problem erweisen sollten.«
    »Du hast mich also in dem Glauben gelassen …« Das tat weh. Er hatte ihr nicht genug vertraut, um ihr die Wahrheit über die Fotos zu sagen.
    »Ja. Es tut mir Leid, Roz. Aber du hast ja nur noch die Chefetagen-Slogans gebracht – Grey hier und Grey dort. Du warst praktisch nicht mehr du selbst.« Er sah sie an. »Ich dachte, du wolltest dich damit an mir rächen. Ich hab's dir ja gesagt, ich war ein Vollidiot.« Er starrte an die Decke. »Und noch etwas. An dem Morgen, als das Meeting war, tauchten die Bilder wieder auf.« Sein Gesicht war blass und angespannt. »Ich hatte Gemma geholfen, sich eine Homepage einzurichten – private Jobs –, sie wollte sich Geld zusammensparen. Wir waren früher ins Büro gekommen und arbeiteten daran. Sie hatte bei sich zu Hause keinen Internetanschluss.« Er sah sie an. »Okay, ich weiß. Private Nutzung des Eigentums der Universität.« Das war Roz egal. »Es war alles auf Gemmas Computer. Als sie nicht zur Arbeit kam und du mir von der E-Mail erzählt hattest, habe ich es überprüft. Ich dachte, sie hätte vielleicht eine Nachricht hinterlassen. Ich klickte die Seite an, und da waren sie, die Bilder.«
    »Auf der Homepage?«
    Er nickte. »Ich dachte, sie musste sie wohl gefunden und vielleicht selbst da reingestellt haben, eine Art Scherz, um es mich wissen zu lassen. Ich entfernte sie – verstehst du, als Zeichen für: ›Okay, ich hab sie gesehen.‹ Und dann kam sie nicht zurück.« Er holte tief Luft. »Aber was ich der Polizei gesagt habe, das war wirklich das Allerdümmste. Man hat mir dort die Bilder gezeigt, und sie legten los – Gemma sei eine Prostituierte. Ich dachte, dass sie sie bestimmt von der Internetseite hatten – abartige Bilder und irgendwas über diskrete Überprüfung von Dokumenten. Ich dachte, dass ich einen dummen Fehler gemacht hatte, als ich sie löschte und dass es vielleicht irgendwie nicht geklappt hatte. Also sagte ich ihnen, ich hätte die Fotos gemacht, ich wüsste, dass sie keine Prostituierte war und dass die Bilder nicht bedeuteten, dass … Und dass ich es ihr versprochen hatte. Ich dachte, das könnte ich wenigstens für sie tun. Die Polizei sagte, Gemma hätte meine Nummer hier angerufen. Wenn ich hier gewesen wäre – vielleicht war sie in Not. Daran denke ich immer wieder. Wenn ich hier gewesen wäre, dann hätte ich vielleicht etwas tun können.« Er runzelte die Stirn, als sei ihm noch etwas eingefallen. »Hätte sie angerufen, hätte sie eine Nachricht hinterlassen. Ich glaube, mein Anrufbeantworter muss kaputt sein. Aber vorher hat er noch funktioniert.« Roz erinnerte sich, dass er ihre Nachricht über Gemmas Laptop bekommen hatte. »Ich habe das also der Polizei gesagt, und dann habe ich später herausgefunden, dass die Bilder auf einer Pornoseite aufgetaucht waren. Und jetzt hatte ich diese Aussage am Hals.«
    »Und du hast nicht … Luke, du musst es ihnen jetzt sagen. Diese Fotos waren auf einer Diskette in meinem Büro. Wie hat Gemma sie bekommen, wenn sie gestohlen worden waren?« Und sie selbst hatte es der Polizei auch verschwiegen.
    »Ich weiß nicht. Überleg mal, Roz. Sie werden sich keine große

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