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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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    Sie wollten auch alles über ihre eigene Beziehung zu Luke wissen. Sie sagte es ihnen so ehrlich wie möglich, wusste aber nicht, wie sie es einschätzen würden. Sie erzählte ihnen nicht, dass sie und Luke früher ein Paar gewesen waren. Es war ja nur ein Ausrutscher gewesen. Sie brauchten das nicht zu wissen. Sie berichtete ihnen von der Konferenz am Freitag, über Gemmas E-Mail und dass die Computerdaten gelöscht waren. Was sie erzählte, gab ein düsteres Bild ab, aber damals – versuchte sie ihnen zu erklären – schien es nur sonderbar und unerklärlich. »Ich dachte, Gemma hätte es getan«, sagte sie.
    Sie wollten wissen, ob Luke die Daten in Gemmas Computer gelöscht haben könnte. Sie zuckte die Schultern. Natürlich. Alle möglichen Leute hätten es tun können. Sie erzählte ihnen von dem Bericht und der Niederschrift der Bandaufnahme und davon, dass die Ausdrucke, die sie gemacht hatte, verschwunden zu sein schienen. Über die Fotos sprach sie nicht. Wenn sie ihr Fragen stellten, die in diese Richtung führten, würde sie es ihnen erklären, aber sie fragten nicht. Es ging sie nichts an, sie hätte sie niemals sehen, niemals etwas darüber erfahren sollen. So rechtfertigte sie sich und fühlte sich wie ein Patient im Krankenhaus, dem man trotz einer schrecklichen Krankheit Entwarnung signalisiert hat, der aber nicht erleichtert ist, weil er ein Symptom verschwiegen hat, das bestimmt nicht zählte …
    Erst nach der Arbeit, als sie an ihrem Schreibtisch saß, kam es ihr wieder zum Bewusstsein. Sie fror und legte die Hand auf den Heizkörper. Er war warm, die Kälte kam aus ihr selbst.
    Die schlimmsten Folgen ihres Rauschs waren vorbei. Ihre Kopfschmerzen hatten sich nach einer starken Dosis Paracetamol verflüchtigt, und die Übelkeit war weg, obwohl ihr noch flau im Magen war. Sie bekam Hunger, aber es erschien ihr irgendwie unmoralisch, jetzt an Essen zu denken. Sie stellte sich Luke vor, der zum Verhör nach Hull unterwegs war, wo er sich feindseligen, zudringlichen Fragen würde stellen müssen. Würde er wütend werden? Sie erinnerte sich an ihre Empörung über die Fragen, die man ihr gestellt hatte.
    Was für eine Beziehung haben Sie zu Luke, Roz?
    Es ist besser, Sie sagen es uns, Roz.
    Übernachtet er oft bei Ihnen?
    Und Gemma war tot. Sie versuchte Trauer oder Bedauern zu empfinden, aber was sie fühlte, war nur eine Art fassungsloser Schock. Gemma, der die ganze Welt offen stand, wenn sie es nur wollte. Intelligent, talentiert und jung. Aber was bedeutete jung, wenn Gemma nur Tage, vielleicht Stunden von ihrem Tod entfernt gewesen war?
    Sie hörte Schritte im Korridor. Seit sie zur Arbeit gekommen war, hatte sie noch nicht mit Joanna gesprochen. Vielleicht war sie jetzt in ihrem Büro und würde das bisschen, was Roz wusste, von ihr erfahren wollen. Sie ging und klopfte an ihre Tür, hörte Joanna sprechen, und sah, als sie eintrat, Peter Cauldwell ihr gegenübersitzen. »… vertrauliche Dinge, die ordnungsgemäß behandelt werden sollten«, sagte sie gerade.
    Cauldwell sah Joanna ernst an. »Joanna, es geht hier um einen Mordfall. Es muss nicht nur nach außen hin wie Zusammenarbeit aussehen, sondern wir sollten den Willen haben, zusammenzuarbeiten. Die Polizei wird sich für alle Probleme interessieren, die Vertrauliches betreffen. Es ist sehr gut möglich, das muss ich leider sagen, dass es da eine Verbindung gibt. Der Verlust von Daten …« Cauldwell schien sich insgeheim zu freuen. »Sie hätten mir dies wirklich mitteilen sollen, sobald Sie davon erfahren hatten.«
    Roz war müde und dachte daran, wie Luke gesagt hatte: »Alle hohen Tiere der Uni sind da, um mitzuerleben, wie Grey dem Cauldwell das Fell über die Ohren zieht.« Jetzt würde Peter Cauldwell sich rächen. »Ich glaube nicht, dass noch vertrauliche Dokumente da sind«, sagte Joanna. Ihre Stimme klang selbst in Roz' Ohren tonlos. »Spielt es eine Rolle?«
    Cauldwell sah sich um. »Roz«, sagte er, »was für eine schreckliche Geschichte.«
    Joanna stand auf. »Ich spreche nachher noch mit Ihnen«, sagte sie zu Cauldwell. Er wollte etwas einwenden, aber Joanna sagte scharf: »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, und auch nicht der richtige Ort, Peter«, und Roz merkte, dass Joannas Blick kurz in ihre Richtung schweifte. Cauldwell nickte und verließ den Raum. Joanna seufzte und setzte sich. »Willst du es mir erzählen?«, fragte sie. »Möchtest du Kaffee?«
    Roz ließ sich in den Stuhl fallen,

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