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Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Worte in den Sinn, daß Koustas der Form nach zwar nur ein einziger Fußballverein gehörte, nämlich Triton, er aber in Wirklichkeit der Boss der Regionalliga war. Und prompt taucht nun eine zweite Mannschaft auf, bei der Koustas stiller Teilhaber war. Da schießt mir mit einem Mal eine andere Idee durch den Kopf: Vielleicht sponserte die Greekinvest noch weitere Fußballmannschaften, an denen Koustas beteiligt war.
    »Ich brauche die Schlüssel zu den Büros der Greekinvest«, sage ich zur Karamitri. »Wir müssen sie durchsuchen.«
    »Durchsuchen Sie sie ruhig, ich habe nur leider keinen Schlüssel.«
    »Hören Sie mal«, sage ich. »Machen Sie die Sache nicht komplizierter, als sie ohnehin schon ist. Ich verlange nur, daß Sie mir entgegenkommen. Andernfalls kann ich mir jederzeit einen Hausdurchsuchungsbefehl verschaffen.«
    »Dann tun Sie das«, entgegnet sie mir. »Am liebsten wäre mir, Sie würden die ganze Firma in Schutt und Asche legen. Schlüssel hat mir Dinos niemals in die Hand gegeben. Was er mir zur Unterschrift vorlegen wollte, schickte er mir zu.«
    Auch bei Petroulias hatten wir keinerlei Schlüssel gefunden, als wir seine Wohnung durchsuchten. Wenn er welche besaß, dann hatten die Besucher, die uns zuvorgekommen waren, dafür gesorgt, sie verschwinden zu lassen. Ich habe keine weiteren Fragen mehr und mache mich auf den Weg.
    »Herr Kommissar!« Karamitris ruft hinter mir her, und ich drehe mich zu ihm um. »Was passiert, wenn Sie im Lauf der Nachforschungen auf die Schecks mit meiner Unterschrift stoßen?« Im Gegensatz zu seiner ausdruckslosen Miene verrät seine Stimme höchste Anspannung.
    »Bei Beendigung der Nachforschungen gelangen sie in die Hände der gesetzmäßigen Erben.«
    »Also in die seiner Kinder. Wer weiß, vielleicht sehen ja jetzt die Dinge anders aus«, sagt er voller Hoffnung. »Und ich kann mich von ihrer Mutter trennen und von ihnen im Gegenzug die Schecks zurückbekommen.«
    »Freu dich nicht zu früh«, antwortet sie ihm. »Meine Kinder wollen mich bestimmt nicht einmal von weitem sehen, so wie ich mich ihnen gegenüber verhalten habe.«
    Bei Niki trifft das zu, doch bei Makis nicht. Aber davon ahnt sie nichts. »Wo waren Sie in der Nacht, als Koustas getötet wurde?« frage ich Karamitris.
    »Wann wurde er umgebracht?«
    »Am Dienstag, 1. September, um zwei Uhr morgens.«
    »Da war ich mit Loukia zu Hause. Wir haben gegessen, ein bißchen ferngesehen und sind dann schlafen gegangen.«
    »Gibt es Zeugen, die das bestätigen können?«
    »Nein«, entgegnet er, und hinter seinem Vollbart zeichnet sich ein schwaches Grinsen ab. »Hätte ich gewußt, daß man ihn umbringen würde, so hätte ich einige Freunde zum Feiern eingeladen.«
    »Haben Sie Kosmas im Verdacht?« greift seine Frau ein. »Wozu sollte er Dinos umbringen wollen? Was hätte er davon? Daß Dinos gestorben ist, ändert nichts daran, daß wir bis über die Ohren verschuldet sind.«
    Schon richtig, nur kriegt Kosmas durch Koustas’ Tod einen Fußballverein geschenkt, und seine Frau wird Inhaberin der Greekinvest. Ich beiße mir auf die Lippen, um nichts von meinen Gedanken preiszugeben. Ich möchte zuerst die Firmenbüros durchsuchen, um herauszubekommen, welche Fußballmannschaften Koustas noch gehörten, und danach meine Schlußfolgerungen ziehen.
    Die Karamitri begleitet mich noch bis zur Tür. »Ihr Sohn hat Sie besucht, und Sie haben ihn wieder fortgeschickt«, sage ich zu ihr, als sie die Tür öffnet.
    Sie seufzt. »Das war drei oder vier Tage nach der Begegnung mit Dinos, und ich hatte Angst«, entgegnet sie. »Ich dachte, es wäre einer von Dinos’ Tricks, um mich auf die Probe zu stellen.«
    »Wenn Sie keine Angst gehabt hätten, hätten Sie ihn dann ins Haus gelassen? Hätten Sie mit ihm gesprochen?«
    Sie denkt kurz darüber nach und zuckt dann mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Möglich.« Sie hält wieder inne. »Es waren niemals meine Kinder«, sagt sie rechtfertigend. »Sowohl Makis als auch Niki waren Dinos’ Kinder. Selbst ihre Namen hat er ausgesucht. Makis trägt den Namen von Dinos’ Vater und Niki den seiner Mutter. Nie kam ihm der Gedanke, einem von ihnen den Namen meiner Eltern zu geben, da er sie rein als seine Kinder betrachtete. Ich hatte sie bloß ausgetragen.«
    Zwei Straßen weiter, in der Veniselou-Straße, finde ich ein Taxi, das mich bis zum Polizeirevier von Nea Erythrea zu meinem Mirafiori bringt. Während der ganzen Fahrt zermartere ich mir das Hirn, um

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