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Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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dahinterzukommen, ob Karamitris und seine Frau ein Milliardengeschäft im Stile des BMW -Fahrers machen oder ob sie nicht vielmehr wie der LKW -Fahrer auf verdorbenem Fisch sitzenbleiben.

37
    N ach meinem Eintreffen im Präsidium beordere ich Vlassopoulos und Dermitzakis in mein Büro.
    »Beschaff mir einen Hausdurchsuchungsbefehl für die Büros der Greekinvest«, sage ich zu Vlassopoulos. »Setz dich mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung und laß dir alles telefonisch bestätigen. Das Schreiben können sie uns später schicken.« Wir werden in den Büros der Greekinvest sowieso keinen antreffen, dem wir den Hausdurchsuchungsbefehl aushändigen könnten.
    »Wann geht’s los?«
    »Sobald du am Telefon die Genehmigung erhalten hast. Und sorg dafür, daß ein Schlosser zur Verfügung steht.«
    »Soll ich mitkommen?« fragt Dermitzakis. »Ich habe sonst nichts Dringendes zu tun.« Er befürchtet, daß wir auf eine Goldader stoßen und er dabei leer ausgeht.
    »Für dich habe ich eine andere Aufgabe. Ruf den Griechischen Fußballbund an, sie sollen uns eine Liste der Besitzer der Drittligamannschaften faxen. Die brauche ich umgehend. Wenn sie sich weigern, kannst du ruhig deutlicher werden.«
    Ihm paßt die Arbeitsteilung ganz und gar nicht, aber er fügt sich. Ich könnte mich ohrfeigen, daß ich nicht schon vorher die Liste der Vereinseigentümer angefordert habe. Sicherlich wird es nicht einfach sein, die von Koustas vorgeschobenen Namen ausfindig zu machen, doch bei gründlicher Durchforstung der Listen finden wir vielleicht etwas heraus.
    Mir fällt ein, daß ich Gikas informieren sollte, doch das hebe ich mir für später auf. Besser, ich bringe zuerst die Durchsuchung der Büros der Greekinvest hinter mich und präsentiere ihm dann in aller Ruhe die Ergebnisse. Bislang habe ich immer alles übereilt. Vielleicht, weil ich die beiden Fälle nicht von Anfang an selbst übernommen hatte. Der Mord an Petroulias wurde erst drei Monate nach der Tat entdeckt, und nicht mal am Ort des Verbrechens. Und den Mord an Koustas übergab mir die Antiterrorabteilung erst, als klar war, daß der Fall nicht in ihren Bereich fiel. Dazu kam, daß ich fast keine Anhaltspunkte besaß und in meinem krampfhaften Bemühen, das Knäuel zu entwirren, wie wild um mich schlug. Ich muß mir eingestehen, daß ich auch sonst nicht gerade vorbildlich gearbeitet habe. Ich hätte mich zum Beispiel viel früher mit der Frage beschäftigen sollen, welche anderen Mannschaften der dritten Liga unter Koustas’ Kontrolle standen. Je mehr Vereine er besaß, desto enger war er mit Petroulias verbunden. Wenigstens habe ich daran gedacht, Niki und Makis über ihre Mutter auszufragen. Doch statt der erhofften Informationen habe ich den Hinweis auf Elena Kousta erhalten. Es kann sich natürlich um leeres Gerede handeln. Sollte es jedoch zutreffen, dann habe ich noch etwas falsch gemacht: nämlich, daß ich mich von meiner Sympathie für Elena Kousta beeinflussen ließ.
    Nachdem ich alle meine Verfehlungen vor mir sehe, beschließe ich, nur mehr schrittweise vorzugehen. Denn beide Fälle erhellen einander zwar, scheinen gleichzeitig jedoch undurchdringlich verflochten. Sonnenklar ist, daß Koustas’ und Petroulias’ geschäftliche Verwicklungen kaum auseinanderzuhalten waren. Was hatte Koustas mit Petroulias vor? Sollte er bloß Tritons Spielergebnisse schönen? Dafür hätte er ihm bloß jedes Mal eine Summe in die Hand drücken und die Sache so aus der Welt scharfen können. Sollte er für Koustas den Strohmann in der Greekinvest spielen und seine Fußballmannschaft sponsern? Aber aus welchem Grund, wo doch beide Unternehmen ihm gehörten? Wozu sollte er sein Geld aus der einen Jackentasche in die andere schieben? Das wäre dem Modell des öffentlichen Dienstes nachempfunden, in dem der Staat Steuern und Einnahmen an sich selbst abführt. Die einzige plausible Erklärung ist die, die Kelessidis geliefert hat: nämlich Steuerhinterziehung. Wieso sollte er aber seine Exfrau und ihren Mann in die Sache hineinziehen? Um sich an ihnen zu rächen? Wenn er die Karamitri nicht erst nach Petroulias’ Ableben als Geschäftsfrau aktiviert hätte, würde mir diese Erklärung einleuchten. Er hielt sie sich aber über Jahre hinweg warm, um sie im rechten Augenblick einzusetzen. Ihm stand der Sinn nicht nach Rache. Koustas war, so wie ihn seine Tochter, sein Sohn und seine beiden Ehefrauen beschrieben haben, ein kalter und leidenschaftsloser Mensch. Er spielte sein

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