Nachtflamme: Roman (German Edition)
konnte. »Ich weiß immer noch nicht, ob ich aus freiem Entschluss hierhergekommen bin oder ob mich etwas gelenkt hat. Vielleicht bin ich ja nur Teil eines Masterplans, den diese Mächte – die dunklen und die hellen – geschaffen haben. Und das lähmt mich.«
»Niemand kettet dich an diesen Stuhl«, erwiderte Gage.
»Jetzt mal sachte«, wies Fox ihn zurecht, aber Gage zuckte nur mit den Schultern.
»Wenn sie ein Problem damit hat, haben wir alle ein Problem. Also müssen wir uns damit auseinandersetzen. Warum packst du nicht einfach deine Sachen und gehst wieder zurück nach New York? Verkaufst wieder teure Schuhe an gelangweilte Frauen mit zu viel Geld?«
»Hör auf, Gage.«
»Nein.« Layla legte Fox die Hand auf den Arm, als er aufstehen wollte. »Du brauchst mich nicht zu beschützen. Warum ich nicht gehe? Weil ich dann ein Feigling wäre, und bis jetzt war ich das noch nie. Ich gehe deshalb nicht, weil der Dämon, der Hester Deale vergewaltigt hat, sie in den Wahnsinn und zum Selbstmord getrieben hat, auch mich am liebsten vertreiben würde. Ich weiß besser als jeder andere hier, was er ihr angetan hat, denn ich habe es am eigenen Leib erlebt. Vielleicht habe ich deshalb auch mehr Angst als ihr; vielleicht war das Teil des Plans. Ich gehe nicht weg, aber ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich Angst habe. Vor dem da draußen und vor dem, was in mir ist. In uns allen.«
»Du wärst dumm, wenn du keine Angst hättest.« Gage prostete ihr zu. »Kluge, aufmerksame Menschen sind schwerer zu manipulieren als dumme.«
»Alle sieben Jahre drehen gute Menschen in diesem Ort durch und verletzen sich selbst und andere. Es sind ganz normale Menschen, kluge, bewusste Menschen, und sie tun Dinge, die sie zu anderen Zeiten nie in Erwägung ziehen würden.«
»Glaubst du, du könntest infiziert sein?«, fragte Fox sie. »Du könntest jemanden verletzen? Einen von uns?«
»Was macht uns so sicher, dass wir immun sind? Sollten wir nicht zumindest in Erwägung ziehen, dass wir aufgrund unserer Abstammung sogar noch verletzlicher sind?«
»Das ist ein guter Einwand. Beängstigend, aber gut«, fügte Quinn hinzu.
»Nein, so funktioniert das nicht.« Fox blickte Layla in die Augen. »Die Dinge liefen nicht so, wie Twisse erwartet oder geplant hatte, weil Giles Dent sich ihm entgegengestellt hat. Er verhinderte, dass er in der Nähe war, als Hester die Kinder bekam, verhinderte, dass er noch weiteren Nachwuchs zeugte, deswegen hat sich seine Linie aufgelöst. Du bist nicht wie er. Du hast Angst vor ihm? Denk daran, dass Twisse Angst vor dir hat. Warum sonst sollte er versuchen, dich einzuschüchtern?«
»Gute Antwort.« Quinn rieb Cals Hand.
»Außerdem«, fuhr Fox fort, »geht es nicht nur um Immunität der Macht gegenüber, mit der er die Leute dazu bringt, gewalttätige Akte auszuführen. Es geht auch darum, dass wir, wenn wir alle unseren winzigen Anteil an dieser Macht zusammentun, ihn ein für alle Mal vernichten können.«
Layla blickte Fox forschend an. »Glaubst du das wirklich?«
Er setzte zu einer Antwort an, ergriff jedoch stattdessen ihre Hand und hielt sie fest, als sie versuchte, sich loszureißen. »Das kannst du mir sagen.«
Sie kämpfte gegen diese Verbindung zu ihm an – er konnte es sehen und spüren. Er musste sich bemühen, sie nicht zu bedrängen, sondern einfach nur offen zu sein. Und als er spürte, wie sie sich verbanden, wartete er.
»Du glaubst es«, sagte Layla langsam. »Du … du siehst uns wie sechs Stränge in einem Seil.«
»Und damit werden wir Twisse hängen.«
»Du liebst sie so sehr. Es ist …«
»Ah …« Jetzt zog Fox verlegen die Hand weg. Sie hatte mehr gesehen, war tiefer gegangen, als er erwartet hatte. »So, nachdem das jetzt also geklärt wäre, hätte ich gerne noch ein Bier.«
Er ging in die Küche. Layla lief ihm nach.
»Es tut mir leid. Ich wollte nicht …«
»Es ist nicht schlimm. Es ist ja keine große Sache.«
»Doch, das ist es. Ich … Es war so, als wäre ich in deinem Kopf oder in deinem Herzen, und ich sah – oder fühlte – diese Welle von Liebe, diese Verbindung, die du mit Gage und Cal hast. Aber du hattest mich nicht danach gefragt, ich bin einfach so eingedrungen.«
»Okay, sieh mal, es ist ein komplizierter Prozess. Ich war ein wenig offener, als ich normalerweise gewesen wäre, weil ich glaubte, dir damit zu helfen. Tatsache ist aber, dass du gar nicht so viel Hilfe brauchst.«
»Nein, da irrst du dich. Ich brauche Hilfe. Du musst es
Weitere Kostenlose Bücher