Nachtflamme: Roman (German Edition)
Schläfen. Eigentlich sollte er doch an die Alpträume gewöhnt sein. Er, Cal und Gage wurden seit ihrem zehnten Geburtstag alle sieben Jahre davon geplagt.
Ihm war immer noch eiskalt, und der Eisengeschmack des Teichwassers lag ihm noch auf der Zunge. Es ist nicht real, dachte er. Nicht realer als blutende Bäume oder Feuer, das nicht verbrannte. Nur ein böser Trick des Dämons aus der Hölle. Dauerhaften Schaden richtete er damit nicht an.
Er stand auf und ging in die Küche. Dort nahm er eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und ließ die kalte Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen.
Als das Telefon klingelte, zuckte er zusammen. Erschreckt sah er, dass Laylas Nummer auf dem Display stand. »Was ist los?«
»Du bist okay.« Sie stieß keuchend die Luft aus. »Du bist okay.«
»Warum sollte ich es nicht sein?«
»Ich … Gott, es ist drei Uhr früh. Es tut mir leid. Panikattacke. Ich habe dich aufgeweckt. Entschuldigung.«
»Nein, du hast mich nicht aufgeweckt. Warum sollte ich nicht okay sein?«
»Es war nur ein Traum. Ich hätte dich nicht anrufen sollen.«
»Wir waren an Hester’s Pool.«
Sie schwieg einen Moment lang. »Ich habe dich getötet.«
»Als Strafverteidiger kann ich darauf nur sagen, dass das schwer nachzuweisen sein wird, da das Opfer offensichtlich lebendig und wohlbehalten in seiner Küche steht.«
»Fox …«
»Es war ein Traum. Ein schlimmer Traum, aber doch nur ein Traum. Er spielt mit deiner Schwäche, Layla.« Und mit meiner, dachte Fox, weil ich das Mädchen retten will. »Ich kann vorbeikommen. Wir …«
»Nein, nein. Ich komme mir schon dumm genug vor, dass ich dich mitten in der Nacht anrufe. Es war nur so real, weißt du.«
»Ja.«
»Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe einfach nur nach dem Telefon gegriffen. Gut, ich bin jetzt wieder ruhiger. Wir müssen morgen noch mal darüber reden.«
»Ja, das machen wir. Versuch, noch ein bisschen zu schlafen.«
»Du auch. Und, Fox, ich bin froh, dass du nicht in Hester’s Pool ertrunken bist.«
»Darüber bin ich auch ziemlich glücklich. Gute Nacht.«
Fox nahm die Wasserflasche mit ins Schlafzimmer. Dort stand er noch lange am Fenster und blickte auf die Straße. Hollow war friedlich und still wie eine Fotografie. Nichts regte sich. Die Menschen, die er liebte, die Menschen, die er kannte, lagen sicher in ihren Betten.
Er dachte an einen Kuss, der so kalt gewesen war wie das Grab. Und doch verführerisch.
»Kannst du dich an weitere Details erinnern?« Cybil machte sich Notizen über Laylas Traum.
»Nein, ich glaube, das war alles.«
»Okay.« Cybil lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück und klopfte mit ihrem Bleistift auf die Tischplatte. »Es hört sich so an, als ob Fox und du denselben Traum hattet. Es wäre interessant, wenn man feststellen könnte, ob es exakt derselbe Traum war oder ob er in Details abweicht.«
»Interessant.«
»Und informativ. Du hättest mich wecken sollen, Layla. Wir wissen doch alle, wie es ist, diese Alpträume zu haben.«
»Mir ging es schon wieder besser, nachdem ich mit Fox gesprochen hatte und er nicht tot war.« Sie lächelte zaghaft. »Außerdem weiß ich selbst, dass ich den Traum zum Teil deshalb hatte, weil wir gestern Abend über meine Angst gesprochen haben. Meine Angst davor, jemanden von euch zu verletzen.«
»Vor allem Fox.«
»Vielleicht vor allem ihn. Ich arbeite schließlich für ihn. Und ich muss auch in anderer Hinsicht mit ihm zusammenarbeiten. Du, ich und Quinn, wir drei angeln sozusagen im gleichen Teich, wegen euch mache ich mir nicht so viele Sorgen. Du wirst Quinn sicher von dem Traum erzählen.«
»Ja, wenn sie vom Training zurückkommt. Sie hat Cal überredet, sie ins Studio zu begleiten, deshalb bringt sie ihn bestimmt zum Kaffee mit hierher. Dann kann ich es beiden erzählen, und Gage erfährt es auch. Er war gestern Abend ein bisschen grob zu dir.«
»Ja, das stimmt.«
»Aber du hast es gebraucht.«
»Vielleicht.« Es hatte ja keinen Sinn zu jammern, dachte Layla. »Ich muss dich mal etwas fragen. Du und Gage, ihr werdet ab einem gewissen Punkt zusammenarbeiten müssen. Wie soll das funktionieren?«
»Damit beschäftige ich mich erst, wenn es so weit ist. Wir werden es schon hinkriegen, ohne dass wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen.«
»Na, wenn du das sagst. Ich gehe jetzt mal nach oben und ziehe mich an. Ich muss langsam zur Arbeit.«
»Soll ich dich hinfahren?«
»Nein, danke. Ein kleiner Spaziergang wird mir guttun.«
Layla ließ
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