Nachtflamme: Roman (German Edition)
helfen, ihn zu überwinden.
Allerdings war das nur die halbe Wahrheit. Natürlich wollte sie ihm helfen, aber vor allem wollte sie wissen, was er geträumt hatte. Er hatte während des Alptraums ihren Namen gerufen, voller Entsetzen und Verzweiflung. Aber nicht nur ihren, sondern auch den Namen einer anderen Frau.
Carly.
Aber nein, es wäre ein Übergriff, wenn sie sich jetzt Zutritt zu seinen Gedanken verschaffen würde, ganz gleich, wie selbstlos das Motiv sein mochte. Es wäre ein Vertrauensbruch.
Also ließ sie ihn schlafen, zog sich sein Hemd über und begab sich stattdessen in die Küche, um Frühstück zu machen.
In der Küche zuckte sie unwillkürlich zusammen, und das lag nicht an schmutzigen Geschirrstapeln oder Bergen alter Zeitungen. Die Küche war so sauber, wie eine Männerküche sein konnte. Ein paar Teller in der Spüle, ungeöffnete Post auf dem Tisch, die Arbeitsfläche flüchtig abgewischt.
Sie zuckte zusammen, weil eine glänzende neue Kaffeemaschine auf der Theke stand.
Sie zerschmolz fast vor Rührung. Er trank nie Kaffee, aber er hatte eine Kaffeemaschine gekauft, die sogar die Bohnen frisch mahlte. Als sie den Schrank darüber öffnete, stieß sie auf eine Packung Kaffeebohnen.
War das nicht süß?
Sie hielt die Packung in der Hand und lächelte das Gerät an, als Fox hereinkam. »Du hast eine Kaffeemaschine gekauft.«
»Ja, ich habe gedacht, du musst dir doch morgens wenigstens einen Kaffee machen können.«
Als sie sich umdrehte, hatte er den Kopf bereits in den Kühlschrank gesteckt. »Danke. Dafür mache ich dir auch Frühstück. Irgendetwas musst du doch hier haben, das ich in richtiges Essen verwandeln kann.«
Layla trat ebenfalls an den Kühlschrank. Fox richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. Sie erschrak, als sie sein Gesicht sah.
»Oh, Fox.« Instinktiv berührte sie seine Wange. »Du siehst gar nicht gut aus. Du solltest wieder ins Bett gehen. Dein Terminkalender ist heute sowieso nicht besonders voll, ich kann …«
»Nein, es geht mir gut. Wir werden nicht krank, das weißt du doch.«
Nicht körperlich, dachte sie, aber Herz und Geist waren etwas anderes. »Du bist müde. Du bist müde, und du brauchst einen freien Tag.«
»Ich brauche nur eine Dusche. Es ist nett, dass du mir Frühstück machen willst, aber ich habe eigentlich gar keinen Hunger. Du kannst dir gerne einen Kaffee machen, wenn du herausbekommst, wie das Ding funktioniert.«
Warum war er auf einmal so kühl und distanziert, fragte sich Layla, als er wegging. Sie stellte die Dose Bohnen wieder in den Schrank, ging ins Schlafzimmer und begann sich anzuziehen.
Eine Frau wusste, wann ein Mann wollte, dass sie ging. Sie würde zu Hause duschen und sich umziehen, und sie würde auch Kaffee zu Hause trinken. Der Mann brauchte offensichtlich Raum, also gab sie ihm Raum.
Als das Telefon klingelte, ignorierte sie es zuerst, nahm aber dann doch ab. Es konnte ja etwas Wichtiges sein, ein Notfall. Sie zuckte zusammen, als Fox’ Mutter ihr fröhlich guten Morgen wünschte und sie mit ihrem Vornamen anredete.
In der Dusche ließ Fox das heiße Wasser auf sich herunterprasseln und trank sein kaltes Koffein. Die Kombination tat bereits ihre Wirkung, sein Kater verflüchtigte sich bereits. Das war immer so. Häufig fühlte er sich nach einem Alptraum schlechter als nach einer durchzechten Nacht.
Wahrscheinlich hatte er Layla mit seinem barschen Tonfall vertrieben. Das war auch seine Absicht gewesen. Er wollte nicht, dass sie ihn so besorgt beobachtete. Er wollte allein sein, damit er grübeln konnte.
Das war doch sein verdammtes Recht.
Er trat aus der Dusche und schlang sich ein Handtuch um die Taille.
Sie war im Schlafzimmer, als er tropfnass hereinkam.
»Ich wollte gerade gehen«, sagte sie frostig. Anscheinend hatte er seinen Job gut gemacht. »Aber deine Mutter hat angerufen.«
»Oh. Okay. Ich rufe sie zurück.«
»Ich soll dir sagen, Sage und Paula müssen am Montag in D.C. sein und von dort aus wahrscheinlich nach Seattle fahren, deshalb will sie morgen alle zum Abendessen einladen.«
Er drückte seine Finger auf die Schläfen. Aus der Nummer kam er vermutlich nicht heraus. »Okay.«
»Sie erwartet, dass ich mitkomme. Auch die anderen. Wir sollen ihnen Bescheid sagen. Du weißt ja wahrscheinlich, dass man ihr nichts abschlagen kann, aber du kannst mich ja morgen entschuldigen.«
»Warum sollte ich das tun? Warum willst du nicht mitkommen? Warum sollte es dir erspart bleiben, gefüllte
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