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Nachtflamme: Roman (German Edition)

Nachtflamme: Roman (German Edition)

Titel: Nachtflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nichts, kein Junge, kein Hund, kein Mann und keine Schatten.
    Dann hörte er, wie sie seinen Namen rief. Dieses Mal drang ihm die Kälte bis auf die Knochen. Er rannte los, als ihre Stimme aus der alten Bibliothek erneut ertönte. Die Tür stand offen, als er hindurchgelaufen war, schlug sie wie der Tod hinter ihm zu.
    Wo eigentlich nur ein leerer Raum hätte sein sollen, ein paar Tische, Klappstühle für den Gemeindesaal, sah es auf einmal so aus wie vor Jahren. Bücherstapel, Schreibtische, Bücherwagen.
    Er befahl sich, ruhig zu bleiben. Es war nicht real. Der Dämon ließ ihn sehen, was es nicht gab. Aber sie schrie, und Fox rannte die Treppe hinauf. Beinahe gaben seine Beine nach, weil er diesen Weg schon einmal gelaufen war. Die Treppe hinauf, am Speicher vorbei, dann warf er sich gegen die Tür, die aufs Dach führte. Als sie nachgab und er hindurchtaumelte, war der Frühlingstag zu einem heißen Sommerabend geworden.
    Schweiß rann wie Wasser über seine Haut, und die Angst griff mit gierigen Klauen nach ihm.
    Sie stand auf dem Sims des Türmchens über ihm. Selbst in der Dunkelheit konnte er das Blut an ihren Händen sehen, die sie sich an den Steinen aufgeschürft hatte, als sie dort hinaufgeklettert war.
    Carly. Ihr Name hämmerte in seinem Kopf. Carly, nicht. Beweg dich nicht. Ich komme hinauf, um dich zu holen.
    Aber es war Layla, die dort oben stand und zu ihm hinunterschaute. Layla, der Tränen über die blassen Wangen liefen. Es war Layla, die verzweifelt seinen Namen rief. Layla, die ihm in die Augen blickte und sagte: »Hilf mir. Bitte hilf mir.«
    Und es war Layla, die sprang, um unten auf der Straße zu sterben.

14
     
    Er war mit kaltem Schweiß bedeckt, als er aufwachte. Layla sagte immer wieder seinen Namen. Ihre drängende Stimme und der feste Griff ihrer Hand an seiner Schulter zogen ihn aus dem Traum zurück in die Gegenwart.
    Mit dem Wachwerden kam auch das Entsetzen. Er schloss sie in die Arme, atmete ihren Duft tief ein, spürte den schnellen Schlag ihres Herzens. Er war nicht zu spät gekommen. Sie lebte. Sie war hier.
    »Halt mich fest.« Ein Schauer durchrann ihn, wie das Echo dieser überwältigenden Angst. »Halt mich fest.«
    »Ja, das tue ich. Du hattest einen Alptraum.« Leise murmelnd strich sie über die Muskeln auf seinem Rücken. »Aber jetzt bist du wach. Es ist alles gut.«
    War es das tatsächlich, fragte er sich. Würde es das jemals sein?
    Du bist ganz kalt, Fox, ganz kalt. Komm, ich lege die Decke über dich. Du zitterst ja.«
    Sie deckte ihn zu und rieb über seine Arme. Unverwandt blickte sie ihn an. »Ist es jetzt besser? Ich hole dir Wasser.«
    »Ja, okay. Ja, danke.«
    Hastig stand sie auf und stürzte aus dem Zimmer. Fox ließ den Kopf in die Hände sinken. Der Traum hatte ihn aufgewühlt, seine Erinnerungen mit der Gegenwart vermischt.
    Er war in jener schlimmen Sommernacht zu beschäftigt damit gewesen, sich als Held aufzuspielen. Er hatte alles falsch gemacht, und Carly war gestorben. Er hätte sie besser beschützen müssen. Sie war seine Freundin gewesen, und er hatte ihr nicht geholfen.
    Layla kam zurück, reichte ihm ein Glas Wasser. Sie kniete sich neben das Bett. »Ist dir auch warm genug? Möchtest du noch eine Decke?«
    »Nein. Nein, es ist gut. Es tut mir leid.«
    »Du warst kalt wie Eis, und du hast die ganze Zeit gerufen.« Sanft strich sie ihm die Haare aus der Stirn. »Ich habe dich zuerst gar nicht wach bekommen. »Was war los, Fox? Was hast du geträumt?«
    »Ich …« Er wollte antworten, dass er sich nicht mehr erinnerte, aber er brachte die Lüge nicht über die Lippen. Carly hatte er auch angelogen, und Carly war tot. »Ich kann nicht darüber reden.« Das war allerdings auch nicht ganz die Wahrheit. »Ich will jetzt nicht darüber reden.«
    Er spürte, dass sie gerne nachgefragt hätte, aber er ignorierte es.
    Schweigend nahm sie ihm das leere Glas aus der Hand und stellte es auf den Nachttisch. Dann legte sie sich neben ihn und zog seinen Kopf an ihre Brust. »Es ist alles gut«, murmelte sie und strich ihm über die Haare. »Es ist alles gut. Schlaf noch ein wenig.«
    Ihre tröstende Nähe verjagte die Dämonen.
     
    Am Morgen stand sie leise auf, um ihn nicht zu wecken. Er sah erschöpft aus, fand sie, und war immer noch sehr blass. Hoffentlich war der Kummer, den sie gespürt hatte, in der Nacht vergangen. Sie konnte seine Quelle aufspüren, jetzt konnte er sie nicht abblocken. Wenn sie die Wurzel kannte, dann konnte sie ihm dabei

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