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Nachtflamme: Roman (German Edition)

Nachtflamme: Roman (German Edition)

Titel: Nachtflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dass meine Hand heilte. Sie überschüttete mich mit Fragen, bestand darauf, dass ich mich untersuchen lassen sollte. Ich willigte in alles ein, unter der Bedingung, dass sie auf der Stelle wieder nach New York zurückfahren sollte. Aber sie wollte nicht ohne mich fahren. Also schlossen wir einen Kompromiss. Sie versprach, Tag und Nacht auf der Farm zu bleiben, bis ich mit ihr gehen konnte.
    Zwei Tage hielt sie durch, aber am Abend des dritten Tages …«
    Er trat ans Spülbecken, stützte sich mit den Händen daran ab und blickte aus dem Fenster. »In der Stadt ging es drunter und drüber, mitten im größten Chaos rief meine Mutter an. Sie war aufgewacht, als ein Auto vom Hof gefahren war, und Carly war weg. Sie war in dem Auto weggefahren, mit dem sie aus New York gekommen war. Ich war außer mir vor Panik, vor allem, als Mom mir sagte, dass sie schon vor etwa zwanzig Minuten gefahren sei. Früher hatte meine Mutter mich nicht erreichen können.«
    Fox setzte sich wieder an den Tisch, und Layla griff nach seiner Hand.
    »Auf der Mill Street brannte ein Haus. Cal erlitt ziemliche Verbrennungen, als wir drei Kinder herausholten. Jack Proctor, ihm gehörte der Eisenwarenladen, hatte ein Gewehr. Er rannte einfach durch die Straßen und schoss auf alles, was sich bewegte. Zwei Teenager vergewaltigten eine Frau auf der Main Street, direkt vor der Methodistenkirche. Es passierten noch jede Menge andere grauenhafte Dinge. Ich konnte sie nicht finden. Ich versuchte, in ihre Gedanken einzudringen, aber die Verbindung war gestört wie die Telefonleitungen auch. Dann hörte ich, wie sie nach mir rief.«
    Vor seinem geistigen Auge sah er wieder das Feuer und das Blut. »Ich rannte los, aber Napper blockierte den Bürgersteig. Sein Auto stand quer, und er kam mit einem Baseballschläger in der Hand auf mich zu. Wenn Gage und Cal, dessen Brandwunden gerade erst heilten, ihn nicht überwältigt hätten, wäre ich nicht an ihm vorbeigekommen. Ich kletterte über den Wagen und rannte weiter, weil ich hörte, wie sie mich rief. Die Tür zur alten Bibliothek stand offen. Ich konnte sie jetzt spüren, fühlte ihre Angst. Ich lief die Treppe hinauf, schrie ihren Namen, damit sie wusste, dass ich kam. Von allen Seiten flogen Bücherwagen und Bücher auf mich zu.«
    Weil es so real war, als wäre es gestern gewesen, schloss er die Augen und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. »Schließlich kam ich aufs Dach. Da draußen tobte eine Art Hurrikan. Carly stand auf dem schmalen Steinsims. Ihre Hände bluteten, die Steine an der Mauer waren voller Blut. Ich sagte ihr, sie solle sich nicht bewegen. Beweg dich nicht! O Gott, beweg dich nicht! Ich komme dich holen. Sie blickte mich an, und ich ließ sie in mich hineinschauen. Sie sagte: ›Hilf mir. Bitte, Gott, hilf mir.‹ Dann sprang sie.«
    Layla schob ihren Stuhl neben seinen und zog seinen Kopf an ihre Brust.
    »Ich bin nicht rechtzeitig zu ihr gekommen.«
    »Das war nicht deine Schuld.«
    »Alles, was ich getan habe, war falsch. Mein falsches Verhalten hat sie umgebracht.«
    »Nein. Der Dämon hat sie umgebracht.«
    »Sie gehörte nicht dazu. Sie hätte nie etwas damit zu tun gehabt, wenn ich nicht gewesen wäre.« Er richtete sich auf und löste sich von Layla. »Gestern Nacht hatte ich einen Traum«, fuhr er fort und erzählte ihr den Traum.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber …« Layla ergriff seine Hand und drückte sie zwischen ihre Brüste. »… mir tut das Herz weh. Ich weiß nicht, ob du es spürst. Auch andere werden dir gesagt haben, dass es nicht deine Schuld war. Das kannst du akzeptieren oder nicht. Carly hätte bestimmt gewollt, dass du es akzeptierst. Ich weiß nicht, ob es falsch war, dass du sie angelogen hast. Und ich weiß nicht, ob ich das Ganze hier als wahr akzeptieren könnte, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Du wolltest sie davon fernhalten, weil du dir etwas bewahren wolltest, was nichts mit all dem hier zu tun hat. Ich weiß, wie das ist. Aber deine beiden Welten sind aufeinandergeprallt, Fox, und alles ist außer Kontrolle geraten.«
    »Wenn ich doch nur eine andere Entscheidung getroffen hätte.«
    »Dann hättest du es vielleicht ändern können«, stimmte sie ihm zu. »Oder es wäre bloß auf eine andere Weise zum gleichen Ende gekommen. Das kannst du nicht wissen. Ich bin nicht Carly, Fox. Und ob es dir nun gefällt oder nicht, wir erleben die Ereignisse in Hollow gemeinsam. Das ist nicht deine alleinige

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