Nachtflamme: Roman (German Edition)
euch geliebt hat, und sie steckt sich sofort an. Das find ich auffällig, Cal, und ich frage mich auch, warum er sie rufen hörte, warum sie ihn rufen und so lange warten konnte, bis er aufs Dach gelaufen kam, um sie springen zu sehen.«
»Was sagt uns das?«
»Das weiß ich nicht genau. Aber es könnte sich vielleicht lohnen, wenn Cybil ihre Abstammung recherchiert. Wenn sie nun mit dem Ganzen verbunden war? Wenn Carly zu einem unserer verzweigten Stammbäume gehörte?«
»Und Fox sich zufällig in sie verliebt hat?«
»Das ist der Punkt. Ich glaube nicht, dass das einfach so passiert ist. Cal, hast du dich vor Quinn jemals verliebt – ich meine, richtig verliebt?«
»Nein.« Er antwortete ohne Zögern. Nachdenklich trank er noch einen Schluck Kaffee. »Auf Gage trifft das auch zu.«
»Der Dämon benutzt Emotionen«, sagte Layla. »Und Liebe kann er natürlich am wirkungsvollsten gegen uns einsetzen. Ich glaube, sie war nicht nur infiziert, Cal. Ich glaube, sie war ausgewählt.«
15
An jenem Abend lasen sie das Tagebuch weiter vor, zum ersten Mal schrieb Ann von Giles und Twisse.
Es ist ein neues Jahr. Was war, ist zu dem geworden, was ist und was sein könnte. Giles hatte mich gebeten, bis zum neuen Jahr zu warten, bevor ich berichte, was im alten Jahr geschehen ist. Ist ein solcher Jahreswechsel tatsächlich ein Schutzschild vor dem Bösen?
Er schickte mich weg, noch lange bevor ich in den Wehen lag. Was er beschlossen hatte zu tun, konnte er mit mir an seiner Seite nicht vollbringen. Ich schäme mich, dass ich weinte und bettelte, ihm mit meinem Flehen und meinen Tränen Schmerzen bereitete. Er gab jedoch nicht nach, auch wenn er mich nicht weinend wegschicken wollte. Er trocknete meine Tränen mit seinen Fingern und gelobte, wir würden uns wiederfinden, wenn die Götter es zuließen.
Was kümmerten mich in diesem Moment die Götter mit ihren Forderungen, ihren launischen Naturen und ihren kalten Herzen? Und doch hatte mein Geliebter ihnen noch vor mir Treue geschworen, und das war wichtiger. Er habe seine Arbeit, seinen Kampf, sagte er zu mir, und ich – dabei legte er mir die Hände auf den Bauch, in dem das Leben wuchs – hatte meine. Ohne mich wäre all seine Mühe vergebens und sein Kampf verloren.
Ich ging nicht weinend, sondern küsste ihn, während unsere Söhne sich in meinem Bauch bewegten. Ich ging mit dem Mann meiner Kusine, weg von meinem Liebsten, der Hütte, dem Stein. Ich ging in einer milden Nacht im Juni, und er rief mir diese Worte zu.
Es ist nicht Tod.
Im Haus meiner Kusine herrschte nur Freundlichkeit, ich habe darüber berichtet. Sie nahmen mich auf und versteckten mich, als der Dämon kam. Die Bestie, das Dunkle. Twisse. Ich lag voller Furcht und Schmerzen auf dem Lager im Speicher ihres kleinen Hauses. Er kam als Mann verkleidet, während meine Söhne sich ihren Weg auf die Welt erkämpften.
Ich spürte sein Gewicht an meinem Herzen. Ich spürte seine suchenden Finger durch die Luft schweben, wie Habichte, die das Kaninchen suchen. Aber er fand mich nicht. Als der Mann meiner Kusine nicht mit ihm gehen wollte, sich ihm nicht voller Hass bei dem Gang zu meinem Liebsten anschließen wollte, spürte ich seine Wut. Aber ich glaube, ich spürte auch seine Verwirrung. Er hatte keine Macht hier.
Fletcher, der liebe Fletcher, blieb verschont von dem, was am Heidenstein passieren würde.
Es würde heute Abend sein. Ich wusste es bei der ersten Wehe. Ein Ende, das kein Ende war, und dieser Anfang. Diese beiden miteinander verbunden, wie Giles es wollte, wie er es bestimmt hatte. Sollte doch der Dämon glauben, es sei sein Werk, sein Wille, aber es war Giles, der den Schlüssel umdrehte. Giles, der dafür bezahlen würde, dass er das Schloss öffnete.
Meine süße Kusine wusch mir das Gesicht ab. Wir konnten die Hebamme nicht rufen und auch nicht meine Mutter, nach der ich mich sehnte. Nicht mein Liebster ging im Zimmer unten auf und ab, sondern der gute, aufrechte Fletcher. Als die Schmerzen so stark wurden, dass ich meine Schreie nicht länger unterdrücken konnte, sah ich meinen Geliebten am Stein stehen. Die Fackeln erhellten die Dunkelheit. Ich sah, wie alles geschah.
Lag dies am Delirium der Geburt oder an meiner kleinen Macht? Ich glaube, es hatte mit beidem zu tun, das eine verstärkte das andere. Er wusste, dass ich dort war. Das ist nicht nur der Wunsch eines wunden Herzens, sondern die Wahrheit. Er wusste, dass ich bei ihm war, denn ich hörte einen kurzen
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