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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Herz zuckte. »Auf der Insel?«
    »Auf dem Festland.«
    »Sind es Saurier?«
    »Nein, Feliden. Eine große Gruppe, die die Küste entlangzieht.«
    »Was sind das für Geschöpfe?«, fragte Dämmer. Er hatte noch nie etwas von Feliden gehört.
    »Bodentiere, keine Vögel«, sagte Teryx.
    Dämmer stieß erleichtert die Luft aus. Tierkameraden. »Und warum sollen die eine Gefahr sein?«
    »Sie jagen andere Tiere«, sagte Teryx.
    »Aber das ist doch verboten!«, rief Dämmer aus. »Oder?«
    »Sie greifen auch Vögel an. Sie haben Eier aus unseren Nestern gefressen. Ich glaube, das war einer der Gründe, warum mein Schwarm euren Neugeborenen getötet hat. Sie hatten Angst, ihr Chiropter würdet auch damit anfangen.«
    »Aber wir haben nie versucht, eure Eier zu essen!«
    »Ich weiß«, sagte Teryx. »Aber mein Schwarm hat Angst. Und ihr solltet auch welche haben. Diese Feliden sind richtige Ungeheuer.«
    »Sind sie groß?«, fragte Dämmer und versuchte dabei mit ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Größer als wir.«
    »Aber hier auf der Insel sind wir sicher«, sagte Dämmer hoffnungsvoll.
    »Nur wenn sie nicht beschließen, hier rüberzukommen.«
    »Das ist allerdings ziemlich schwierig.« Dämmer erinnerte sich daran, was sein Vater erzählt hatte. »Die Sandbrücke bleibt nie lang. Wahrscheinlich haben sie die noch gar nicht entdeckt.«
    »Kommt drauf an, wie aufmerksam sie sind«, antwortete der Vogel.
    »Ihr habt es gut«, sagte Dämmer und war plötzlich richtig verbittert. »Ihr könnt einfach wegfliegen, wenn sie kommen.«
    »Du kannst auch fliegen.«
    »Es ist mir verboten worden, dank eurer Truppe. Und außerdem bin ich sowieso der Einzige, der fliegen kann.«
    »Wir können unsere Nester auch nicht mitnehmen«, stellte Teryx klar.
    »Das stimmt.« Dämmer bereute seinen Ausbruch.
    »Ich hab dir das erzählt, damit du vorbereitet bist, falls sie kommen«, sagte Teryx. Sein Kopf ruckte nervös hin und her. »Ich sollte hier jetzt verschwinden.«
    »Warte noch. Warum hast du mir das alles erzählt?«
    »Ich hab dich gestern gesehen, wie du die anderen davon abgehalten hast, unsere Eier zu töten.«
    Dämmer erstarrte. Er hatte so verzweifelt gehofft, dass niemand es gesehen hätte.
    »Keine Angst«, zirpte Teryx schnell. »Ich hab es niemandem erzählt.«
    Dämmer schluckte. Wenn die Vögel das herausgefunden hätten, hätte es bestimmt mehrere Angriffe gegeben, wenn nicht sogar einen Krieg.
    »Das waren die Freunde von dem Chiropter, der umgebracht worden ist«, sagte Dämmer, der fand, er müsste das erklären. »Sie wollten Rache, und deshalb hatten sie beschlossen, alleine etwas zu unternehmen. Unser Anführer hat ihnen nicht gesagt, dass sie das tun sollen.«
    »Ich verstehe. Danke jedenfalls, dass du sie aufgehalten hast«, sagte Teryx, flatterte los und verschwand zwischen den Zweigen.
    »Papa, ich habe wieder mit dem Vogel gesprochen«, sagte Dämmer leise zu Ikaron.
    Es war fast Mittag und er hatte seinen Vater alleine im Nest vorgefunden.
    »Hast du nach ihm gesucht?«, fragte Ikaron scharf.
    »Er hat mich gefunden«, erwiderte Dämmer schnell. »Ich hab unser Gebiet nicht verlassen. Er ist zu mir runtergeflogen, um mir zu erzählen, dass sie etwas Gefährliches auf die Insel zukommen sehen. Eine Gruppe von Tieren, die Feliden heißen.«
    »Die kenne ich gut«, sagte Ikaron ohne jede Spur von Besorgnis.
    »Wirklich?«
    »Sie sind tatkräftige Mitglieder des Pakts. Sie sind unsere Verbündeten.«
    »Oh.« Dämmer war beruhigt, kam sich aber auch ein bisschen lächerlich vor. »Aber der Vogel sagt, dass sie andere Tiere jagen.«
    Sein Vater grunzte abfällig. »Kein Tier hat jemals das Fleisch von anderen Tieren gefressen, außer vielleicht mal als Aas. Ich würde diesen Vogel gar nicht weiter beachten. Wir haben ja gesehen, zu welchem Verrat sie fähig sind.«
    »Aber Teryx …«
    »Du kennst seinen Namen?« Die Stimme seines Vaters klang ziemlich ärgerlich.
    Dämmer nickte schweigend und verfluchte sich innerlich für den Ausrutscher.
    »Und kennt er deinen?«
    »Ja«, murmelte Dämmer.
    »Das war dumm von dir, Dämmer. Sehr dumm. Und was weiß der Vogel sonst noch von dir? Weiß er, dass du der Sohn des Anführers bist?«
    »Nein! Ich hab es ihm jedenfalls nie gesagt.«
    »Woher weißt du, dass er nicht von seinen Ältesten geschickt worden ist, um Panik und Verwirrung unter uns zu stiften?«
    Im Gesicht seines Vaters und in seiner Körperhaltung drückte sich dieselbe einschüchternde Entschlossenheit

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