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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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euch hier alle herzlich willkommen.« Seine kraftvolle Stimme und sein Auftreten verströmten Autorität, aber es lag auch echte Wärme in seiner Begrüßung. Er fuhr fort und stellte seine vielen Ältesten vor, von denen jeder vortrat, kurz nickte und dann wieder zurücktrat. Seine Kolonie schien sehr groß zu sein und sehr diszipliniert.
    »Kona hat mir erzählt, dass ihr auf der Insel mächtig gelitten habt«, sagte Gyrokus.
    »Ja«, sagte Ikaron. »Eine Meute von Feliden unter der Führung von Reißzahn hat in meiner Kolonie ein Gemetzel veranstaltet. Achtunddreißig von uns sind getötet worden.«
    Entsetztes Geschnatter brach in den Ästen aus.
    »Mein Freund«, sagte Gyrokus, »das tut mir sehr leid. Schlimmeres habe ich bisher noch nicht gehört. Reißzahn hat sich vor einiger Zeit von Patriofelis abgespalten und marodiert seitdem im Wald. Wir sind hier immer wachsam, aber ich habe zur Sicherheit meine Wachen verdoppelt und bisher sind wir unversehrt davongekommen. Ich weiß, dass diese Feliden Grundlinge getötet und Vogelnester geplündert haben. Und auch die Vögel sind extrem lästig geworden.«
    »Sie haben Ikarons Kolonie bei der Überquerung angegriffen«, informierte Kona ihren Anführer. »Sie waren bösartig.«
    »Sie halten uns für Eierfresser«, sagte Ikaron.
    Gyrokus schnaubte herablassend. »Die Vögel sind zu dumm, um zu begreifen, dass wir kein Interesse an ihren Eiern haben. Hier haben sie bisher noch nicht angegriffen, doch ich befürchte, das wird nicht mehr lange dauern. Reißzahns Feliden haben Chaos in das Königreich der Tiere gebracht. Aber seid versichert, dass bereits viele ihre Botschafter zu Patriofelis geschickt haben, damit er dem Blutvergießen ein Ende mache. Zum Glück hat er viele seiner Soldaten aufgestellt, die Reißzahn zur Strecke bringen sollen. Und wir haben bereits eine Botschaft geschickt, dass wir seine mörderische Meute auf der Insel entdeckt haben.«
    »Was werden diese Soldaten machen?«, fragte Nova.
    »Sie müssen diese Schurken töten«, sagte Gyrokus unverblümt. »Das ist die beste Lösung. Wir müssen brutal vorgehen, um den Frieden zu erhalten, jetzt, da die Saurier endlich von der Erde getilgt worden sind.«
    Dämmer unterdrückte gerade noch ein überraschtes Zwitschern und schaute zu Sylph, deren Augen vor Aufregung leuchteten.
    »Kann das wahr sein?«, fragte Barat verwundert. »Kann es sein, dass jedes Nest und jedes Ei zerstört ist?«
    Gyrokus lachte kurz auf. »Habt ihr die Nachricht auf eurer Insel nicht erhalten? Es stimmt. Die Saurier sind für immer weg.«
    Dämmer sah das ernste Gesicht seines Vaters und überlegte, was er wohl empfand. War die Welt nicht besser und sicherer geworden ohne die Dinosaurier? Doch konnte sein Vater wirklich froh über die Erfüllung eines Plans sein, den er für grundsätzlich falsch hielt?
    »Ein ruhmreicher Sieg!«, sagte Nova.
    »In der Tat«, sagte Gyrokus.
    »Vor nicht allzu vielen Tagen ist ein Quetzal in unserer Lichtung abgestürzt«, sagte Sol zögernd. »Seine Flügel waren von dieser Verwesungskrankheit befallen.«
    »Sicher ein Versprengter von der Küste«, meinte Gyrokus bestimmt. »Ihre Nester am Kliff sind alle beseitigt worden. Ironischerweise war Reißzahn für die Zerstörung der letzten Eier verantwortlich. Er war ein Held, bevor sein Geschmack so barbarisch wurde. Doch er dürfte in der kommenden Zeit nicht unsere einzige Sorge bleiben.«
    Gyrokus’ Stimme klang so ernst, dass Dämmer seine Krallen tiefer in die Rinde bohrte.
    »Ihr habt vielleicht dieselben Gerüchte gehört wie wir«, sprach er weiter. »Eine neue Art von Räubervögeln aus dem Norden. Und von Osten gewaltige fleischfressende Tiere.«
    Dämmer blickte Sylph erschrocken an.
    »Bisher haben wir Derartiges noch nicht gesehen«, sagte Ikaron.
    Gyrokus schüttelte den Kopf. »Nein, und vielleicht werden wir das auch nie. Viele glauben, dass das nur Geschichten sind, die sich furchtsame Geister ausgedacht haben. Aber das hier weiß ich mit Sicherheit: Seit dem Verschwinden der Saurier sind die Königreiche der Tiere größer geworden. Und mit ansteigender Größe entsteht immer größerer Bedarf an Jagdgründen. Es wird nun viel häufiger um Gebiete gekämpft. Selbst Lebewesen, mit denen wir normalerweise zusammengearbeitet haben, werden nun streitsüchtig. Es ist, als ob wir zwar von einem Feind erlöst worden wären, doch nur, um neue Feinde unter alten Freunden hervorzubringen.«
    »Das wäre wirklich sehr traurig«, sagte

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