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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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erneut in Deckung gehen.
    Woschtschanka wußte sofort, was das war: ein von ihm angeforderter Panzer T-72, der mit Höchstgeschwindigkeit über den Parkplatz West aufs Stabsgebäude zurasselte. Feuerstöße aus seinem 12,7-mm-Fla-MG hielten ihm die Defender vom Leib. Mit ihren kleinkalibrigen Waffen würden ihn die Leichthubschrauber nicht aufhalten können – das stand für Woschtschanka fest, Plötzlich verschwand der T-72 in einer gewaltigen Explosion, die ihm den Turm abriß, als sei ein gigantischer Kapselheber am Werk gewesen.
    Während die Hubschrauber auf der Suche nach allein vorgehender Infanterie weiter über den Parkplatz flitzten, wurde über ihnen ein großes Flugzeug sichtbar. Es war erstaunlich wendig, kam rasch näher, blieb dann mitten in der Luft stehen und schoß zwei Raketen in die Dunkelheit jenseits des äußeren Parkplatzes ab. Auch dort gab es Explosionen wie nach Volltreffern. Die riesige Maschine kam zurück, umrundete das Stabsgebäude und setzte dann auf dem Rasen des Einfahrtsrondells auf. Als kurz vor dem Aufsetzen ihre Landescheinwerfer aufflammten, erkannte Woschtschanka diese geheimnisvolle Maschine als ein amerikanisches Kipprotor-Flugzeug CV-22!
    Soldaten rannten zur heruntergeklappten Heckrampe der Maschine. Woschtschanka wußte, daß er gleich dran war. Während er überlegte, ob er sich losreißen und einen Fluchtversuch wagen sollte, ließen ihn die Männer zu seinem Erstaunen frei. Einer grüßte sogar und sagte auf litauisch: »Aciu, General Woschtschanka, uzteks. Viso gero. Danke General, wir sind fertig. Leben Sie wohl!« Dann machte er kehrt und trabte hinter den anderen her zur CV-22.
    Erst wollte er ins Stabsgebäude zurücklaufen, aber das wäre Selbstmord gewesen, denn offenbar hatten die Eindringlinge dort Sprengladungen angebracht. So blieb ihm nichts anderes übrig, als untätig zuzusehen, wie die CV-22 startete und von den Leichthubschraubern eskortiert nach Westen davonflog. Sobald die Maschinen in der Nacht verschwunden waren, hastete Woschtschanka vom Stabsgebäude weg. Er schaffte es, noch den Parkplatz zu überqueren, bevor drei, vier, fünf Explosionen das Gebäude hinter ihm förmlich auseinanderplatzen ließen. Und ein dumpfes Rumpeln, das den Boden unter seinen Füßen erzittern ließ, verriet ihm, daß auch das unterirdische Waffenlager, die Notstromgeneratoren und der zweite Nachrichtenraum zerstört worden waren. In weniger als zehn Minuten war sein gesamtes Hauptquartier in Schutt und Asche gelegt worden!
    Aber er würde als letzter lachen!
    Der Start seiner Atomrakete SS-21 war unwiderruflich befohlen und durch nichts mehr aufzuhalten. Minsk, Wilna und Jonawa … in fünf Minuten würden sie nicht mehr existieren.
    Er hörte anfliegende Hubschrauber und ging schnell hinter einem Baum in Deckung, als sie näher kamen. Aber das waren keine CV-22 oder Defender – das waren Mi-24! Er lief begeistert auf den Parkplatz hinaus und winkte sie zur Landung ein.
    Endlich reagierte seine Truppe erwartungsgemäß!
    Aber als die Hubschrauber zur Landung ansetzten, erkannte er, daß dies keine weißrussischen Maschinen waren, denn sie trugen von weißen Rauten umrahmte russische und ukrainische Kokarden an den Rümpfen. GUS-Truppen, die offenbar nicht mehr seinem Kommando unterstanden. Aus den drei ersten gelandeten Mi-24 sprangen Soldaten. Woschtschanka machte kehrt und lief in Richtung Stabsgebäude davon. Vielleicht konnte er sich in den Trümmern verstecken, bevor die Soldaten…
    »General Woschtschanka!« rief eine Stimme ihm nach. »Stehenbleiben! Hier ist General Iswekow!«
    Der Oberbefehlshaber der GUS-Streitkräfte – hier in Smorgon?
    Mit Kampfhubschraubern Mi-24 und schwerbewaffneten Soldaten?
    Woschtschanka war sich darüber im klaren, daß Iswekow ihm keinen Höflichkeitsbesuch abstatten wollte, und lief daher schneller.
    »Halt!« rief eine andere Stimme. »Stehenbleiben, oder ich schieße!«
    In panischer Angst lief Woschtschanka noch schneller. Er hörte einen scharfen Knall, spürte einen dumpfen Schlag und fühlte ein scharfes Stechen im Rücken. Aber er merkte schon nicht mehr, wie er der Länge nach hinschlug; er war bereits tot, bevor er auf den Asphalt stürzte.
Ausweichflugplatz Kurenez, Weißrußland
14. April, 03.23 Uhr
    Hauptmann Kramko war unterwegs, um die zweite der drei Atomraketen SS-21 zu inspizieren, als sein Handfunkgerät piepste. »Alpha, hier Kommandozentrale, Startbefehl um null-drei-zwo-eins empfangen«, meldete sein

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