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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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noch immer nicht gefährdet waren – beziehungsweise nur durch seine SS-21 –, befanden sich der wichtige Hafen Memel, die drittgrößte Stadt des Landes, und die viertgrößte Stadt Siauliai mit dem riesigen Luftwaffenstützpunkt fest in seiner Hand. Berücksichtigte man, daß auch der Hafen Kaliningrad und das Kaliningrader Gebiet von weißrussischen Truppen besetzt waren, verlief sein Unternehmen an sich weiter plangemäß. Das Eingreifen russischer und/oder ukrainischer Truppen und fliegender Einheiten kam unerwartet, aber er verfügte über genügend Reserven, um auch damit fertig zu werden.
    Insgesamt lief das Unternehmen gar nicht schlecht…
    »Vielleicht wäre es tatsächlich etwas voreilig, unsere SS-21 schon einzusetzen«, sagte Woschtschanka. Er konnte beobachten, wie alle seine Stabsoffiziere erleichtert aufatmeten. »Die Raketentruppen bleiben im Alarmzustand, aber ich halte den Startbefehl zurück, bis ich mit dem Präsidenten und Vertretern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten gesprochen habe. Ich dulde keine Einmischung von irgendeiner Seite – nicht von der GUS, Rußland, Polen oder den NATO-Staaten. Wird mir ihre Nichteinmischung nicht überzeugend zugesichert, setze ich sofort die SS-21 ein.«
    Diese Ankündigung wurde mit allgemeinem Nicken quittiert, und der Kommandeur der Raketentruppen sagte zustimmend: »Eine sehr kluge Entscheidung, General. Die SS-21 sind als Einschüchterungsmittel viel wirkungsvoller als tatsächliche Zerstörungswaffen.«
    »General, unser Radar meldet die anfliegenden Maschinen in fünfzehn Kilometer Entfernung!« sagte der Operationsoffizier. »Aber die Neunzehnte kann sie erst in zwei Minuten abfangen. Ich schlage vor, in den Luftschutzkeller runterzugehen.«
    »Also gut«, entschied Woschtschanka. Seine Stabsoffiziere spran-502
    gen auf, als könnten sie es kaum erwarten, in den sicheren Schutzraum zu kommen. Woschtschanka ging absichtlich etwas langsamer und sah amüsiert zu, wie sie sich in ihrer Hast gegenseitig anrempelten.
    Der Lageraum selbst war mit einer schweren Stahltür gesichert.
    Woschtschanka ging in den Befehlsstand voraus, in dem eine Nachrichtenzentrale und Geräte für die Richtfunkverbindung zu den Atomraketen aufgebaut waren. Woschtschanka warf einen raschen Blick auf den im Kontrollpult steckenden silberglänzenden Schlüssel, den er vor einer Stunde hineingesteckt und umgedreht hatte, um diese Richtfunkverbindung zu aktivieren. Den zweiten Schlüssel, den Startschlüssel, hatte er in seiner Tasche. Er wünschte sich, der litauische Präsident Kapocius, GUS-Präsident Bykow, der weißrussische Präsident Swetlow, der polnische Präsident Miriclaw und sogar der Präsident der Vereinigten Staaten könnten den bereits steckenden Schlüssel sehen, denn er bürgte gemeinsam mit dem zweiten in seiner Tasche für Woschtschankas unbeugsame Entschlossenheit, das begonnene Unternehmen siegreich zu Ende zu führen.
    Nach außen wurde der Zugang zur Nachrichtenzentrale durch eine mit dünnen Stahlplatten verkleidete Holztür mit eingesetzter Panzerglasscheibe gesichert. Dahinter kamen ein langer Gang, in dem Hereinkommende kontrolliert wurden, und eine Stahlgittertür, damit die Wachen gleich sehen konnten, wer das Gebäude betrat.
    Eine weitere schwere Stahltür sollte den Korridor nach außen abschließen, aber der Befehlsstand wurde von so vielen Leuten betreten oder verlassen, daß die Stahltür ständig offenblieb und von einem dazu eingeteilten Wachposten kontrolliert wurde.
    Laut Vorschrift durfte jeweils nur ein Mann den Korridor betreten, nur Stabsoffiziere hatten Erlaubnis, in kleinen Gruppen zu passieren. Neben dem Ausgang befand sich das Wachlokal mit einer einfachen Glastür, durch die der gesamte Eingangsbereich zu überblicken war. Mehrere schwerbewaffnete Soldaten im Kampfanzug standen als Wachposten am Eingang. Woschtschanka konnte bis ins Freie sehen und die bogenförmige Auffahrt mit den von Scheinwerfern angestrahlten Fahnenmasten überblicken. Als ihm auffiel, daß es draußen dunkel war, wurde ihm klar, daß er seit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen war, und er überlegte, ob er sich in seinen Bunker – drei Stockwerke unter der Erde – zurückziehen und ein Nickerchen machen sollte.
    Woschtschanka hatte den Korridor passiert, und der Posten am anderen Ende hatte ihm gerade die Gittertür geöffnet, als eine gewaltige Explosion die Wände erzittern ließ. Weitere Detonationen sprengten die Eingangstüren vor

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