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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Wasserbecken. Nach halber Strecke mußte der Prüfling am Seil hängend umkehren und mit dem Kopf voraus wieder zur Plattform hinaufklettern.
    Während der Ausbildung hatte John Ormack dieses Hindernis nie geschafft. »Ich klettere voraus«, sagte Briggs. »Sie beobachten, wie ich’s mache, John. Dann schaffen Sie’s auch.«
    »Beeilung, Mädels!« verlangte Wohl. »Ich hab’ keine Lust, den ganzen Tag lang zu warten!«
    »Patrick, Sie passen hier auf«, wies Briggs ihn an. »Halten Sie sich für den Fall bereit, daß wir Sie brauchen. John, Sie schauen genau zu, wie ich’s mache. Ruhen Sie sich aus!« Briggs glitt kopfüber in die Tiefe, ließ sich absichtlich Zeit, bis Wohl zu brüllen begann, kehrte um und kam wieder zurück. McLanahan folgte seinem Beispiel, um Ormack eine möglichst lange Ruhepause zu verschaffen.
    »Okay, John«, sagte McLanahan keuchend, als er wieder auf der Plattform stand, »Sie können’s schaffen, Mann. Tun Sie’s für Luger.«
    Ormacks Adrenalinspiegel war hoch, als er mühelos das Ankertau hinunterglitt und den Wendepunkt erreichte. Dort holte er tief Luft, packte fester zu, nahm die Beine vom Klettertau und griff rasch um.
    Diesmal klatschte er dabei nicht ins Wasserbecken. Er schwang die Beine hoch, hakte sie wieder über das Tau und arbeitete sich langsam in Richtung Plattform zurück.
    »Gut gemacht, John!« rief McLanahan. »Sie schaffen’s!«
    Ormack stieß einen Triumphschrei aus – er hatte sich nie lange genug festhalten können, um die Beine wieder übers Tau zu haken.
    Keiner achtete dabei auf Gunnery Sergeant Wohl, der jetzt am Rand des Wasserbeckens stand. Er schrie nicht, er brüllte nicht, er holte stumm ein tennisballgroßes Objekt aus einer Tasche seines Arbeitsanzugs, zog den Sicherungsstift ab und warf den Gegenstand ins Wasser. Sekunden später verwandelte sich das Becken in einen schlammigen Geysir, als die Übungshandgranate detonierte. Ormack stieß einen lauten Schrei aus, ließ los und plumpste ins Schlammwasser – zum Glück nicht mit dem Kopf voraus.
    Der Sergeant sprang ins Becken, um Ormack herauszuhelfen, und die beiden waren nicht mehr im Wasser, als Briggs und McLanahan eilig das Frachtnetz heruntergeklettert kamen. Wohl war durchaus auf einen Anpfiff gefaßt und rechnete sogar damit, herumgeschubst zu werden – aber die rechte Gerade des sonst so ruhigen Obersten McLanahan traf ihn völlig überraschend.
    Der Boxhieb hätte Wohl beinahe von den Füßen geholt, aber er blieb auf den Beinen, betastete sein Kinn und überzeugte sich davon, daß er noch alle Zähne hatte. »Jetzt reicht’s, Wohl!« brüllte McLanahan. »Das war zuviel, Sie gottverdammter Scheißkerl!«
    »Ormack ist nicht für die Marines geeignet«, stellte der Sergeant fest. McLanahan griff nicht nochmals an, aber Wohl, der ihm breitbeinig und mit erhobenen Fäusten gegenüberstand, war nun abwehrbereit. »Er hat das letzte Hindernis nicht geschafft. Er ist draußen.«
    »Das werden wir ja sehen! Sie…«
    »Weitermachen!« rief eine Stimme hinter ihnen.
    Die vier Männer drehten sich um und nahmen Haltung an, als Brigadegeneral Jeffrey Lydecker, der Schulkommandeur, und Generalleutnant Bradley Elliott herankamen. Elliott erwiderte ihren Gruß und blieb dann zwei Schritte hinter Lydecker.
    »Was geht hier vor?« fragte Lydecker. »Wir haben eine Detonation gehört.«
    »Ausbildung, Sir«, antwortete Wohl sofort.
    »Haben Sie eine Erlaubnis eingeholt, Sprengkörper auf die Bahn mitbringen zu dürfen, Wohl?«
    »Ja, Sir«, bestätigte der Sergeant. Er zog einen Vordruck aus der Brusttasche seines Arbeitsanzugs. Lydecker überflog ihn und reichte ihn an Elliott weiter, der kopfschüttelnd zu McLanahan hinübersah.
    Damit stand die Sache schlecht, sehr schlecht. McLanahan würde von Glück sagen können, wenn dieser Vorfall nicht zu seiner Entlassung führte. »Danke«, sagte Lydecker. Er machte eine Pause, sah zu McLanahan hinüber und begutachtete danach die linke Seite von Wohls Kinn. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert, Wohl?«
    »Bin auf einem Hindernis ausgerutscht, Sir.«
    »Unsinn!« warf Elliott ein. »Sagen Sie uns, was…«
    »Entschuldigung, Sir, aber das regle ich«, unterbrach Lydecker ihn. »Sagen Sie uns die Wahrheit, Wohl. Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
    »Ich bin auf einem Hindernis ausgerutscht, Sir«, wiederholte der Sergeant. »Es muß ›The Tough One‹ gewesen sein, denke ich.«
    »Wir haben alles gesehen und…«, begann Elliott.
    »Wenn einer meiner

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