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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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nicht der Fall. Soviel ich gehört habe, sind Sie der beste Mann für dieses Rettungsunternehmen. Vielleicht habe ich etwas Falsches gehört. Sie brauchen bloß ein Wort zu sagen, dann sind Sie wieder draußen.«
    Wohl trat einen Schritt näher an Elliott heran. »Sie können mich nicht einschüchtern, Sir«, knurrte er. »Sie können’s versuchen, aber Sie werden’s nicht schaffen. Hier in der SOTG ist mein Wort Gesetz.
    Wissen Sie, warum General Lydecker so schnell gegangen ist, Sir?
    Würde der General jetzt hören, wie Sie mit mir reden, wären Sie schneller draußen, als Ihre dünnen Beinchen Sie tragen könnten.«
    Wohl fühlte, wie eine überraschend kräftige Hand sein linkes Handgelenk umklammerte. Bevor er reagieren konnte, drückte Elliott die Hand des Sergeanten gegen seinen rechten Oberschenkel.
    Wohl lief unwillkürlich ein leichter Schauder über den Rücken, als er einen hohlen Ton hörte und Gummi und Metall spürte, wo Elliotts Bein hätte sein sollen. Er befreite seine Hand mühelos aus Elliotts Griff, aber was diese Demonstration ihm mitteilen sollte, war eindeutig: Der Dreisternegeneral trug eine Beinprothese. Das hatte Wohl bisher nicht bemerkt, obgleich er den Mann seit zwei Tagen auf dem Schulgelände beobachtet hatte.
    »Dieses künstliche Bein habe ich aus einem Krieg, von dem Sie niemals hören oder lesen werden, Sergeant«, stellte Elliott fest.
    »Ormack und McLanahan sind damals mit mir zusammengewesen.
    Die beiden haben mir das Leben gerettet – aber Luger hat uns allen das Leben gerettet. Ich habe noch Glück gehabt: Ich habe nur ein Bein opfern müssen. Luger hat nicht nur eine Besatzung gerettet, sondern die Welt vor einem Atomkrieg bewahrt. Und ich verspreche Ihnen eines, Wohl: Wir holen Luger dort raus – notfalls auch ohne Ihre Hilfe.
    Sie packen jetzt, holen Ihre Männer zusammen und sind in vier Stunden abflugbereit – oder Sie machen Platz, damit ein anderer an Ihrer Stelle mitfliegen kann. Mich interessiert nur noch unser Auftrag.«
    »Ja, Sir«, antwortete Wohl. »Aber ich möchte Sie an etwas erinnern: Sobald das Unternehmen angelaufen ist, unterstehen Ihre Männer dem Kommandeur der Kampfgruppe und mir. Dann gilt nur noch, was wir sagen. Wie ich gesehen habe, sind Sie nicht an diesem Unternehmen beteiligt, Sir – nicht einmal als Beobachter oder technischer Berater. Folglich haben Sie mir nichts zu befehlen, und die Angehörigen der Kampfgruppe werden die Dienstgrade Ihrer Männer ignorieren. Wollen Sie die drei lebend zurückbekommen, rate ich Ihnen, uns Profis nicht dazwischenzupfuschen, Sir.« Wohl grüßte zackig, machte auf dem Absatz kehrt und trabte rasch davon.
    Elliott überlegte, ob er ihn zurückrufen und kräftig zusammenstauchen sollte, aber dafür war keine Zeit mehr – und außerdem wußte er, daß Wohl recht hatte. Er war unangemeldet in Camp Lejeune aufgekreuzt, um nach seinen drei Offizieren zu sehen. Lydecker hatte ihn mit größter Geduld sehr aufmerksam und höflich empfangen, wie es einem Besucher mit drei Sternen zustand, aber letzten Endes wirkte Elliotts Anwesenheit doch nur störend. Wie hatte George Russell, der Sicherheitsberater des Präsidenten, es so schön ausgedrückt: »Sie haben hier nichts zu befehlen, und Ihre Dienste werden nicht benötigt.«
    Vermutlich störst du hier in Camp Lejeune nur, dachte Elliott, aber daheim im HAWC bist du der große Boß! Es wurde Zeit, daß er nach Nevada zurückkehrte und seine eigenen Planungen für die Rettung David Lugers vorantrieb.
Vor dem Fisikus-Institut
5. April, 13.30 Uhr
    »Gestern Ignalina …!“
    »Heute Denerokin…!«
    »Gestern Ignalina …!«
    »Heute Denerokin…!«
    Die Sprechchöre aus Tausenden von Kehlen hallten über die niedrigen Hügel und üppigen Wälder im Südosten Litauens hinweg. Aus den Rufen – ein Hinweis auf Ignalina, das litauische Kernkraftwerk vom sowjetischen Tschernobyltyp, das letztes Jahr nach einer Volksabstimmung wegen zahlreicher Störfälle stillgelegt worden war – sprachen kein Zorn, keine Rachsucht, sondern aufrichtige, beherrschte Emotionen. Diese Bürger Wilnas hatten nicht die Absicht, den Reaktor Denerokin zu stürmen, aber sie wollten, daß die zuständigen Stellen ihre Bedenken ernst nahmen. Der Unterschied war unüberhörbar.
    Nach etwa einstündiger Demonstration war General Palcikas sehr mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Zehn bis zwölf Meter vor den massiven Eisenstäben des Schutzzauns, der den Forschungsreaktor Denerokin umgab, hatte

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