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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Studier fröhlich. »Ich gebe zu, dass der Entwurf auf den pferdelosen Fahrzeugen der Lichtgeborenen beruht, die magischer Art sind, aber diese Maschine hier verbrennt ein Gemisch aus Alkohol und Petroleum. Wir versuchen noch, die bestmögliche Mischung zu finden.«
    Sie hatte nicht erwartet, dass er die modische Begeisterung für Maschinen aller Art teilte, da er auf den Musikautomaten so verächtlich reagiert hatte. Und doch stand er nun hier und führte ihnen eine polierte und geschmückte Maschine vor, die ganz offensichtlich sein ganzer Stolz und seine Freude war. Das Ding sah aus wie eine niedrige offene Kutsche, nur ohne vorgespanntes Pferd, aber mit einem hinteren Aufbau, von dem er sagte, dass sich darin der Antriebsmechanismus befinde. Über der Mittelachse der Kutsche sowie zwischen den Rädern verliefen Bündel von Rohren. Zweifelnd sondierte sie das Ding und versuchte sich davon zu überzeugen, dass es sich um nichts anderes handelte als um eine kleine Eisenbahnmaschine, nur ohne Schienen. Derweil klammerte sich Amerdale an ihren Röcken fest, und Florilinde schob sich fasziniert näher an diese Kutsche heran. Der Baron hatte den größten Teil der Zugfahrt genutzt, um seinen Charme mit gutem Erfolg auf sie wirken zu lassen. » Papa würde es gefallen«, sagte Flori berechnend.
    Telmaine gab sich geschlagen. Balthasar würde es bestimmt gefallen. Außerdem näherte sich die Stunde des Sonnenaufgangs, und sie konnte nicht riskieren, ausgerechnet mit Ishmael irgendwo Unterschlupf zu suchen. Also wies sie ihre Töchter knapp an: »Dann steigt ein.«
    »Muss die Maschine ankurbeln«, sagte der Baron und machte sich an einer Kurbel am Vorderende des Wagens zu schaffen.
    Dadurch löste er einen erstaunlichen Lärm aus. »Beim Herzen des Himmels, Baron! Können Sie überhaupt noch hören, um zu sondieren …?« Amerdale hielt sich die Ohren zu, und selbst Florilindes Gesichtsausdruck ließ Zweifel erkennen.
    »Wie bitte?«, rief der Baron.
    »Können Sie überhaupt noch hören …?«, versuchte sie es noch einmal, obwohl sie glaubte, ihre Bedenken müssten schon reichlich klar geworden sein.
    »Das ist eine andere Frequenz!«
    Das mag wohl sein, dachte Telmaine und stieg ein, allerdings wird die ganze Nachbarschaft wissen, dass wir angekommen sind.
    Mit einem Ruck setzte sich der Wagen in Bewegung. Telmaine, die den Baron beobachtete, gewann den Eindruck, dass das Steuern dieses Vehikels – verglichen mit dem Fahren einer Kutsche – eine bemerkenswert mühselige Prozedur war, zu der die Bedienung von Hebeln, Kolben und einem großen Rad gehörte. Der Baron hantierte mit ihnen wie ein Organist, der eine Fuge mit mehr Begeisterung als Talent spielte. Wenigstens präsentierten sich die Straßen so kurz vor Sonnenaufgang größtenteils verlassen, und die wenigen scheuenden Pferde und fluchenden Kutscher, die sie passierten, schien Ishmael nicht zu bemerken. Sie hoffte, sie blieben den Kindern ebenfalls verborgen. Deren Wortschatz war inzwischen schon groß genug.
    Die ruckeligen Anfahrten, die abrupten Stillstände, die plötzlichen Ausweichmanöver und Stöße, die sie und Amerdale von ihren Sitzen und die unvorsichtige Florilinde auf die Straße zu schleudern drohten, machten die Fahrt alles andere als entspannt. Immerhin musste man dem Gefährt lassen, dass es schnell war. Als sie vor ihrem Haus eintrafen, registrierte sie überrascht eine Kutsche vor der Tür. Der Baron brachte ihr Vehikel gekonnt dahinter zum Stehen, und das vernünftige Pferd vor der Kutsche ging nicht durch, sondern stampfte nur unzufrieden mit den Hufen.
    Als der Baron die Maschine ausschaltete, glaubte sie, taub zu sein.
    »Papa!«, rief Florilinde und kletterte aus dem Wagen. »Papa, weißt du, worin wir hierhergekommen sind?«
    Der Baron wurde plötzlich lebendig. »Halten Sie sie fest!« Sie sondierte einen Ausdruck auf seinem Gesicht, den er auch zeigen musste, wenn ein Schattengeborener ihn aus den Büschen heraus ansprang. Die Haustür hatte sich geöffnet, und zwei Männer taumelten heraus. Beide hatten schmale Brandwunden quer über Gesicht und Brust. Sie bestürmten sie mit einem derart rüden Sondierungslaut, dass sie erbleichte. »Wer …«, begann sie.
    Ishmael di Studier sprang aus dem Wagen und griff nach Florilinde. Er hatte den Kragen des Kindes zu fassen bekommen, als einer der Männer mit etwas, das eine schwarze Socke zu sein schien, nach ihm ausholte. Mit einem Knacken von Knochen unter schwerem Gewicht ging der Baron

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