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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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schwieg Fernando Guerrini, und sein Gesichtsausdruck war mehr als verwirrt, dann nickte er und fing an zu lachen.
    «Grazie, figlia mia.»
     
    Sie riefen mitten am Nachmittag an, als Donatella gerade ihren Entwurf fertiggestellt hatte. Auf der linken Seite des Schrankes aus Olivenholz würde ein Stamm emporwachsen, ein Ast bildete den bogenartigen oberen Abschluss. Sie war zufrieden, beinahe begeistert. Deshalb griff sie halb abwesend nach dem Telefon.
    «Pronto.»
    «Signora Cipriani?»
    «Sì.»
    «Wir wollten uns nur kurz nach dem Betrag erkundigen, den Sie uns schulden.»
    Donatella versuchte ihren Atem zu kontrollieren. Es gab keinen Grund mehr, Angst zu haben. Sie hatte trotzdem Angst.
    «Wofür schulde ich Ihnen etwas?»
    «Für unser Schweigen, Signora.»
    Die Stimme war seltsam. Donatella konnte nicht einmal erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war.
    «Schweigen worüber?»
    «Wollen Sie das hören? Am Telefon?»
    «Ja.»
    «Ich würde das nicht empfehlen.»
    «Es ist mir egal, was Sie empfehlen.»
    «Bene … Man könnte Sie mit einem bestimmten Todesfall in Verbindung bringen, der mit anderen Dingen zusammenhängt, Signora. Sie verstehen?»
    «Nein.»
    «Das tut uns leid, Signora. Dann müssen wir uns an Ihren Mann wenden. Er wird die Angelegenheit anders beurteilen.»
    «Ich glaube nicht.»
    «Wir geben Ihnen noch einmal vierundzwanzig Stunden.»
    Sie hatten aufgelegt.
    Donatella atmete sehr bewusst, ihr Herzschlag beruhigte sich trotzdem nur langsam. Die Falle, die sie ihr stellen wollten, war gefährlich. Aber sie würden sich selbst darin verfangen, dafür würde sie sorgen, und wenn es ihr eigenes Leben kostete.
    Plötzlich fiel ihr der Kosename ein, den Benjamin ihr gegeben hatte … die weiße Taube. Er war ein verdammt guter Menschenkenner gewesen. Tauben reagierten immer panisch, ein kleiner Knall, und sie stoben davon, kurvten völlig unkontrolliert durch die Luft, irgendwohin. Sie waren dumm, hilflos, ängstlich, bauten nicht mal ordentlich Nester …
     
    Tommasini war zu den Pisellis hinausgefahren und hatte ihnen das Foto des Unbekannten aus dem Münchner Hotel gezeigt. Ihre Reaktion war sehr unklar gewesen, geradezu wirr.
    «Er hatte immer eine Sonnenbrille auf, wie soll man jemanden erkennen, der immer eine Sonnenbrille trägt, eh?»
    «Aber er trug doch keine Sonnenbrille über dem Mund, oder?», hatte Tommasini erwidert.
    «Nein, aber seine Haare waren immer anders. Einmal war er blond und dann wieder schwarz. Vielleicht hatte er einen Bruder.»
    Tommasini hatte es mit der Verhörmethode versucht, die jetzt von Polizeipsychologen empfohlen wurde. Mit Verständnis, mit Zuwendung … stellen Sie eine Ebene her, eine gleichwertige Ebene, machen Sie den anderen nicht klein, respektieren Sie ihn …
    Bei den Pisellis schaffte er das gerade noch, bei Typen wie Cosimo Stretto würde es ihm verdammt schwerfallen. Denen würde er lieber eine reinhauen. Aber das ging überhaupt nicht, dann würde jeder die Aussage verweigern. Na ja, Tommasini hatte da andere Erfahrungen.
    «Es sind unangenehme Typen, und ich verstehe sehr gut, wenn ihr Angst habt», hatte er deshalb gesagt. «Ihr habt schließlich erlebt, was die mit dem Commissario gemacht haben, nicht wahr?»
    «Wieso die? Es war nur einer!», erwiderte Angela Piselli.
    «Ja, natürlich, aber hinter dem einen stehen sicher noch andere. Woher sollte der eine so viel Geld haben, dass er es verleihen kann?»
    «Gibt jede Menge Leute mit massenhaft Geld», hatte Piselli gemurmelt.
    «Aber die würden es nicht ausgerechnet an euch verleihen, sondern auf die Bank legen.»
    «Da wären die aber schön blöd!»
    Tommasini hatte es als Scherz aufgefasst und gelacht, doch sein Lachen hallte sehr einsam in der kleinen Bauernküche. Piselli hatte das sehr ernst gemeint. Und dann hatte Tommasini die Geduld verloren.
    «Also erkennt ihr den Typen oder nicht?»
    «Vielleicht. Die sehen doch alle gleich aus mit ihren Sonnenbrillen.»
    Mit dieser präzisen Antwort war Tommasini nach Siena zurückgekehrt und hatte Laura davon erzählt, die auf dem Weg ins Krankenhaus in der Questura vorbeischaute.
    «Ich hatte es nicht anders erwartet», sagte sie. «Aber es wird hoffentlich bald neue Fotos geben, und die könnten unsere Pisellis in Schwierigkeiten bringen. Auf denen wird die betreffende Person nämlich keine Sonnenbrille tragen.»
    «Woher kommen die Fotos?»
    «Das ist mein Geheimnis, Sergente.»
    «Ich finde Geheimnisse nicht gut. Vor allem, wenn wir

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