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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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werde in einem halben Jahr sechzehn! Da kann man in vielen Ländern schon heiraten! Aber hör mal zu: Patrick hat Luca und mich für die Weihnachtsferien eingeladen … seine Eltern auch. Ich meine, seine Eltern haben uns auch eingeladen. Du sollst mitkommen. Sie würden dich alle gern kennenlernen. Sag ja, Mama! Bitte!»
    Laura konnte regelrecht sehen, wie schnell Sofias Herz vor Aufregung klopfte. Sie goss ihren Tee auf und seufzte.
    «Ich hab zwischen Weihnachten und Neujahr Dienst. Wir sind total unterbesetzt. Außerdem … Angelo wollte über die Feiertage nach München kommen, und ich möchte deinen Großvater in dieser Zeit nicht allein lassen.»
    Sofia senkte den Kopf und drehte mit dem Finger eine Haarlocke auf. «Ich würd so gern fahren», sagte sie leise. «Luca bestimmt auch.»
    «Könnt ihr ja auch.»
    «Was?» Sofia starrte ihre Mutter ungläubig an.
    «Ihr könnt auch ohne mich nach England. Statt Geschenken gibt es dann eben zwei Flüge. Das Geld dafür weden wir schon irgendwie zusammenkratzen.»
    Wieder fiel Sofia ihrer Mutter um den Hals, so heftig diesmal, dass Laura das Gleichgewicht verlor und sich am Küchenschrank festhalten musste.
    «Danke, Mama! Das muss ich Patrick sofort sagen!»
    «Nein!» Laura hielt Sofia fest. «Das sagst du ihm morgen. Jetzt gehst du ins Bett!»
    «Okay! Aber Luca sag ich’s!» Damit war sie aus der Küche.
    Sie drängen regelrecht hinaus ins Leben, dachte Laura, während sie langsam ihren Tee trank. Bedeutet vielleicht, dass sie stark genug sind. Im günstigsten Fall.
     
    Als Commissario Guerrini sein Nachtlager auf dem Sofa verließ und ins Badezimmer schlich, dämmerte es gerade erst. Der späte Morgen war so blassgrau, wie er sich fühlte. Erstaunlicherweise kam das Duschwasser an diesem Morgen wieder warm aus der Leitung, obwohl er keinen Installateur gerufen hatte.
    Vielleicht gerade deshalb, dachte er und schaute vorsichtig in den Spiegel. Schatten unter den Augen, graue Bartstoppeln. Grau wie der Morgen. Eine Rasur würde nicht schaden. Graue Bartstoppeln machten ihn älter, obwohl sie nicht schlecht aussahen, wie Laura hin und wieder bemerkte.
    Laura.
    Beim Gedanken an sie fühlte er sich noch blassgrauer. Weshalb hatte er mit Carlotta geschlafen? Aus Mitleid? Als Wiedergutmachung für ihr gemeinsames Scheitern? Weil sie beide zu viel getrunken hatten? Oder alles zusammen.
    Es war nicht einmal besonders gut gewesen. Carlotta und er hatten sich im Bett noch nie gut verstanden. Guerrini seifte die untere Hälfte seines Gesichts mit dickem Schaum ein, zog dann mit dem Rasierer Schneisen und machte einen blöde grinsenden Clown aus sich. Er versuchte, die Grimassen des amtierenden italienischen Verteidigungsministers nachzumachen, den Laura kürzlich als Inkarnation des Teufels bezeichnet hatte. Als er in den Fernsehnachrichten ein Interview gab, hatte sie gerufen: «Guarda, il diavolo!» Guerrini musste ihr recht geben.
    Er wusch den Rest des Schaums mit kaltem Wasser ab und entdeckte, dass er sich geschnitten hatte. Natürlich! Weil er mit seinen Gedanken woanders gewesen war. Guerrini klebte ein Stückchen Klopapier auf die winzige blutende Stelle auf seiner rechten Wange, zog seinen Morgenmantel an und ging in die Küche, um Caffè zu kochen. Sorgfältig und leise schloss er die Tür hinter sich, um Carlotta nicht zu wecken. Je länger sie schlief, desto besser.
    Noch immer gab es nur das bittere Kaffeepulver, das er wieder aus dem Müll gefischt hatte. Auch egal! Er würde jetzt Carlotta eine Tasse Caffè ans Bett bringen und mit ihr reden. Als die kleine Espressokanne zu sprudeln begann, löschte Guerrini die Gasflamme.
    Was würde er sagen? Was konnte er sagen? Er hatte keine Ahnung. Es musste sich irgendwie von selbst ergeben, wie sich auch letzte Nacht alles von selbst ergeben hatte. Doch die Gelassenheit, die er noch vor wenigen Stunden auf seiner Dachterrasse empfunden hatte, war jetzt nicht mehr da.
    Er stellte zwei Tassen und die Zuckerdose auf ein kleines Tablett und legte ein paar Biscotti dazu, die er im Schrank gefunden hatte. Zögernd betrat er das Schlafzimmer. Carlotta war nicht da. Im Badezimmer rauschte die Dusche.
    Erleichtert machte Guerrini kehrt und stellte das Tablett auf dem Tisch in seinem kleinen Wohnzimmer ab. Die Sonne war gerade aufgegangen, und es schien ein warmer und klarer Novembertag zu werden.
    Hastig schlüpfte Guerrini in Jeans und Pullover. Es war besser, Carlotta halbwegs angezogen zu begegnen. Als sein Telefon

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