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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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klingelte, nahm er das Gespräch schnell an, dankbar für diese unbekannte Unterstützung von außen. Es war Tommasini, dessen Morgengruß einen triumphierenden Unterton hatte.
    «Ich hab ihn gefunden, Commissario!»
    «Wen?»
    «Na, den Ermordeten! Ich weiß jetzt, wer er ist!»
    «Bravo! Dann sag’s mir!»
    «Ich hab ihn im Archiv gefunden, in der Datenbank. Cosimo Stretto heißt er. Saß schon wegen Schutzgeldvergehens, gehört angeblich zu einem Mafia-Clan aus der Gegend von Neapel. Den Namen hab ich allerdings noch nie gehört. Die nennen sich
Colline
verde
. Oder man nennt sie so. Es könnte sich also wirklich um einen Mafiamord handeln. Vielleicht ist da ein Clan dem anderen beim Geldverleihen in die Quere gekommen.»
    «Hast du noch mehr so unerfreuliche Nachrichten?»
    Einen Augenblick blieb es still in der Leitung. Dann räusperte sich Tommasini: «Wieso unerfreulich?»
    «Du weißt genau, warum.»
    Tommasini schwieg.
    «Weißt du’s?», fragte Guerrini scharf.
    «Weil … weil wir bisher mit solchen Sachen wenig zu tun hatten. Meinen Sie das, Commissario?»
    «Bravo! Jetzt versuch rauszukriegen, wer in unserer Gegend Geld von diesen Halsabschneidern geliehen hat und zu welchen Bedingungen. Und dann versuch rauszubekommen, wer die zweite ehrenwerte Familie ist, die sich hier als Wohltäter der Bedürftigen aufführt. Dann hätten wir jede Menge Leute mit einem Mordmotiv. Viel Glück!»
    «Haben Sie schlechte Laune, Commissario?»
    «Kann sein. Bis später!»
    Cosimo Stretto aus Neapel, dachte Guerrini. Sie haben also eine neue Marktlücke entdeckt und spielen jetzt Bank. Irgendwann gehört ihnen dann ganz Italien. Davon träumen sie wahrscheinlich. Aber wenn es ihnen gehört, dann müssen sie es ganz schnell verkaufen, sonst gehen sie auch pleite. Dieser Gedanke erheiterte ihn ein wenig und lenkte ihn kurz von dem bevorstehenden Gespräch mit Carlotta ab. Außerdem beschloss er, später dem alten Piselli noch einmal auf den Zahn zu fühlen. Er musste mehr über den jungen Mann mit der Lederjacke herausfinden, und vielleicht hatten Laura und Isabella di Tremonti schon eine Reaktion von
Vita divina
. Dieser Tag war bereits randvoll, ehe er richtig begonnen hatte.
    Als Guerrini hinter sich ein Geräusch hörte, wandte er sich um und sah – halbwegs gefasst – Carlotta entgegen. Auch sie hatte sich angezogen, wirkte unsicher, warf ihm einen flüchtigen, prüfenden Blick zu und schien danach ein Gemälde zu betrachten, das eine toskanische Landschaft in geisterhaftem Licht zeigte. Sie sagte nicht guten Morgen, murmelte nur: «Wer hat dieses Bild gemalt? Es ist erschreckend.»
    «Erschreckend gut. Es ist von Elsa Michelangeli, einer der besten Malerinnen der Toskana, eventuell sogar Italiens.»
    «Ach ja, jetzt erinnere ich mich. In Rom hängen auch Bilder von ihr. Im Museum …» Sie brach ab, ging zur Terrassentür und schaute hinaus.
    «Schöner Blick», sagte sie leise und: «Ich glaube, wir lassen es lieber. Ich habe geträumt, dass du die ganze Nacht nach unserer Scheidungsurkunde gesucht hast. War’s so?»
    Guerrini schüttelte den Kopf. «Nein, Carlotta. Ich habe auf dem Sofa geschlafen. Mehr oder weniger.»
    «Das kommt ungefähr aufs Gleiche raus, oder?»
    Noch immer sah sie ihn nicht an.
    «Tut mir leid, Carlotta, aber es ist nun mal so, dass …»
    «Es muss dir nicht leidtun. Wahrscheinlich tut’s das auch gar nicht. Mir tut’s auch nicht leid. Wir waren beide am gestrigen Abend beteiligt, vero? Irgendwie ein halbwegs ordentlicher Abschluss.»
    War das ein Schluchzen, oder hatte sie nur tief Luft geholt? Guerrini streckte seine Hand nach Carlotta aus, doch sie wich mit einem winzigen Lächeln zurück, nahm eine der Kaffeetassen vom Tablett und füllte sie aus dem Espressokännchen.
    «Senti, hör mal, Carlotta! Es gibt etwas, das ich dir immer sagen wollte, aber es hat sich nie die Gelegenheit dazu ergeben. Ich habe dich damals für deinen Mut bewundert, nach Rom zu gehen und die Scheidung einzureichen. Dafür bewundere ich dich noch immer. Ich hätte wahrscheinlich noch viel länger so weitergelebt, neben dir, aber nicht mit dir. Meine Eltern haben es so gemacht – es war mir vertraut, obwohl ich gelitten habe.»
    «Du hast gelitten? Was glaubst du, wie es mir ging? Was glaubst du, weshalb ich gegangen bin?» Sie knallte die Espressokanne auf den Tisch. Beschwichtigend hob Guerrini die Hände. «Lass uns nicht alte Geschichten aufwärmen. Auch damals waren wir beide beteiligt,

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