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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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bedaure diese negative Auskunft sehr.
    Interessant, dachte Laura. Ob Angelos zweiter Lockvogel auch eine Absage bekommen hat? Sie wählte seine Nummer in der Questura. Es klingelte eine Weile, dann meldete sich D’Annunzio und sagte, dass der Commissario mit Tommasini bei einem Einsatz sei und er auch nicht wisse, wann er wiederkommen würde.
    Laura versuchte es auf Guerrinis Mobiltelefon, doch das war offensichtlich abgeschaltet.
    Es wäre gut gewesen, seine Stimme zu hören.
    Jetzt.
    Laura schloss die Augen und versuchte sich Angelos Stimme vorzustellen. Es gelang ihr ein bisschen. Noch einmal wählte sie seine Handynummer, bekam aber auch diesmal keine Verbindung. Für ein paar Sekunden fühlte sie sich plötzlich wie verlassen, rappelte sich endlich auf und machte sich auf den Weg zu Stanislaw Krasek.
     
    Er trug eine dunkelrote Mütze, auf der in goldenen Buchstaben der Name des Hotels stand. Als er den kleinen Salon betrat, in dem Laura auf ihn wartete, nahm er die Mütze ab und drehte sie in seinen Händen.
    Laura stellte sich vor, bat ihn, sich zu setzen. Es war ihm peinlich. Er setzte sich, aber nur auf die vorderste Kante des geblümten Polstersessels.
    «Schreckliche Sachen!», murmelte er mit gesenktem Kopf. «Schreckliche Sachen!»
    Stanislaw Krasek war ungefähr fünfzig, mittelgroß, grauhaarig und hatte einen runden Kopf, ein freundliches, zerknittertes Gesicht, das von vielen roten Äderchen durchzogen war. Er war rundlich, und sein Haar war sehr kurz geschnitten.
    «Ja, schreckliche Sachen», wiederholte Laura seine Worte. «Und deshalb brauche ich Ihre Hilfe, Herr Krasek. Sie sind der Einzige, der uns noch helfen kann, denn alle anderen haben wir schon befragt.»
    Er legte die Mütze auf das Tischchen neben sich und legte die Hände aneinander. «Ich gerne helfen. Aber wie?»
    «Herr Krasek, haben Sie an Ihrem letzten Arbeitstag irgendwen in das Zimmer von Herrn Sutton gehen oder herauskommen sehen? Oder haben Sie jemanden auf diesem Flur bemerkt, der kein Gast war?»
    Krasek antwortete nicht sofort. Er stützte sein Kinn in eine Hand, rieb behutsam seine Nase, atmete ein paarmal tief ein und aus. Dann richtete er seine sehr hellblauen Augen auf Laura und nickte. «Ich glaube, dass es ungefähr halb fünf war. Ich habe Koffer in Zimmer am Ende von Flur gebracht. Junger Mann kam aus Zimmer von Herr Sutton. Blonder Mann mit Sonnenbrille.»
    «Sind Sie sicher, dass er aus Suttons Zimmer kam?»
    Wieder dachte Krasek nach und nickte schließlich.
    «Ja, ich bin sicher.»
    «Auch sicher, dass es ein Mann war?»
    Krasek schürzte die Lippen, runzelte die Stirn und wiegte den Kopf hin und her. «Ziemlich sicher. Aber kann auch verkleidete Frau gewesen sein. Dünne Frau.»
    Donatella Cipriani, dachte Laura. Es könnte passen.
    «Sonst niemand?»
    «Da war vielleicht noch andere Frau. Wollte nicht mit mir in Fahrstuhl fahren. Ist Treppe gegangen, als mich gesehn.»
    «Auch blond?»
    «Weiß nicht. Hatte Hut auf.»
    «Wann war das?»
    «Viel später. Halbe acht vielleicht. Kann nicht genau sagen.»
    «War die Frau nervös?»
    «Vielleicht, vielleicht nicht.»
    «Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?»
    Wieder dachte Krasek nach, schüttelte dann den Kopf und sagte sehr entschieden: «Nein!»
    «Kannten Sie Herrn Sutton?»
    «Ein klein wenig. War öfter Gast im Hotel.»
    «Hatte er häufig Besuch? Ich meine, in seinem Hotelzimmer?»
    Krasek rutschte auf seinem Sessel herum und schien sich unbehaglich zu fühlen.
    «Ab und zu. Ich seh ja nicht alles!»
    «Hatte er Besuch von Männern oder von Frauen?»
    «Männer und Frauen.»
    «Welche Art von Männern?»
    Krasek schnaufte und griff nach seiner Mütze.
    «Geschäftsleute.»
    «Und welche Art von Frauen?»
    «Was weiß ich.»
    «Elegante Frauen, reiche, schöne? Junge oder ältere?»
    Krasek stand auf.
    «Reiche vielleicht. Keine jungen. Ich muss jetzt gehen, mein Dienst hat schon angefangen!»
    «Warten Sie! Verschiedene Frauen oder immer nur eine?»
    Krasek hob abwehrend beide Hände und die rote Mütze. «Vielleicht verschiedene, vielleicht nur eine. Kann ich gehen?»
    «Noch nicht! Können Sie diese Person beschreiben?»
    «Nein.»
    «Warum nicht?»
    «Weil immer verschieden und doch vielleicht gleich.»
    «Würden Sie diese Frau oder diese Frauen wiedererkennen?»
    Krasek richtete seine hellblauen Augen auf die Zimmerdecke und zog die Schultern hoch.
    «Ich weiß nicht.»
    «Würden Sie es versuchen, Herr Krasek?»
    «Jaja, vielleicht.»
    «Danke,

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