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Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mann. Ob es sechs Stunden oder sechs Monate dauerte, um einen Täter zur Strecke zu bringen – das Ergebnis war das gleiche. Die Guten gewannen.
    Er streckte seine langen Beine aus und blätterte weiter in seinem Buch, während Cillas Stimme ihn umgarnte. Ihre Stimme ließ ihn an Schaukeln auf Veranden denken, an heiße Sommernächte und die Geräusche eines langsam dahinströmenden Flusses. In direktem Gegensatz dazu standen die von ihr ausgehende Spannung und die rastlose Energie. Er gab sich damit zufrieden, Ersteres zu genießen und sich über Letzteres seine Gedanken zu machen.
    Cilla blickte auf ihre Uhr, räusperte sich und schaltete das Mikro ein. »Hallo, Denver, hier ist Cilla O’Roarke für KHIP. Sie hören den heißesten Sender in den Rockies. Das ist Ihre Chance, ihn noch heißer zu machen. Die Leitung unseres Wunschtelefons ist frei. Ich spiele, was Sie hören wollen. Rufen Sie mich an unter 555-5447.«
    Ihr Finger zitterte leicht, als sie den ersten erleuchteten Knopf drückte.
    »Hier ist Cilla O’Roarke. Sie sind auf Sendung.«
    »Hi, Cilla, hier ist Bob, unten in Englewood.«
    Sie schloss die Augen und schauderte vor Erleichterung. Ein regelmäßiger Anrufer. »Hey, Bob. Wie geht’s?«
    »Großartig. Meine Frau und ich feiern heute Nacht unseren fünfzehnten Hochzeitstag.«
    »Und alle haben damals gesagt, das wird nicht lange halten. Was kann ich für euch spielen, Bob?«
    »Wie wäre es mit ›Cherish‹ für Nancy von Bob.«
    »Gut gewählt. Auf die nächsten fünfzehn Jahre, Bob.«
    Den Stift in der Hand, nahm sie den zweiten Anruf an, dann den dritten. Boyd beobachtete, wie sie sich nach jedem Anruf mehr verspannte. Sie plauderte und scherzte. Und wurde blasser. In der ersten Unterbrechung zog sie eine Zigarette aus dem Päckchen und fummelte mit einem Streichholz herum. Schweigend nahm Boyd ihr die Streichhölzer ab und zündete eines für sie an.
    »Sie halten sich gut.«
    Sie nahm einen schnellen, tiefen Zug. Geduldig schweigend wartete er auf ihre Antwort. »Müssen Sie mich beobachten?«
    »Nein.« Dann lächelte er. Es war ein langes, träges Lächeln, auf das sie gegen ihren Willen reagierte. »Aber ein Mann hat das Recht auf ein paar Vergünstigungen nebenbei.«
    »Wenn das hier das Beste ist, was Sie kriegen können, sollten Sie sich eine andere Arbeit suchen.«
    »Ich mag meine Arbeit.« Er stützte seinen Fuß auf das andere Knie. »Sehr sogar.«
    Cilla fand, dass es einfacher war, sich mit ihm zu unterhalten, als auf die blinkenden Lichter am Telefon zu starren und sich Sorgen zu machen. »Sind Sie schon lange Cop?«
    »Geht auf zehn Jahre zu.«
    Sie betrachtete ihn und versuchte, sich dadurch zu entspannen, dass sie sich auf sein Gesicht konzentrierte. Er hatte ruhige Augen. Dunkel und ruhig. Augen, die eine Menge gesehen hatten – und gelernt, damit zu leben. Er strahlte eine stille Kraft aus, eine von der Art, zu der Frauen – manche Frauen – sich hingezogen fühlten. Er würde beschützen und verteidigen. Er würde keinen Kampf beginnen, aber wenn es dazu kam, würde er ihn beenden.
    Es ging glatt, so glatt, dass sie anfing, sich zu entspannen. Sie nahm Anruf um Anruf entgegen und verfiel in ihren alten, eingespielten Rhythmus. Schrittweise begann sie, die Musik und deren Fluss wieder zu genießen. Die pulsierenden Lichter am Telefon wirkten nicht mehr bedrohlich. Um zwölf Uhr fünfundvierzig war sie sicher, es problemlos zu schaffen.
    Nur eine Nacht, sagte sie sich. Wenn er heute Nacht nicht anruft, ist es vorbei. Sie sah auf die Uhr, beobachtete, wie die Sekunden vorbeitickten. Noch acht Minuten, dann übergab sie die Ätherwellen an Jackson, konnte heimfahren, ein langes heißes Bad nehmen und wie ein Baby schlafen.
    »KHIP, Sie sind auf Sendung.«
    »Cilla.«
    Das zischende Wispern schoss Eis durch ihre Adern. In einem Reflex wollte sie die Verbindung unterbrechen, aber Boyd schlang seine Finger um ihr Handgelenk und schüttelte den Kopf. Einen Moment kämpfte sie gegen die Panik an. Boyds Hand blieb fest, seine Augen ruhig und beständig.
    Er beobachtete, wie Cilla um Selbstbeherrschung kämpfte, bis sie eine Kassette mit Werbung in das Gerät rammte. Die fröhlichen Sprüche wurden gesendet, während sie den Anruf auf die Studiolautsprecher legte.
    »Ja.« Stolz brachte sie dazu, ihre Augen auf Boyd gerichtet zu lassen. »Hier ist Cilla. Was wollen Sie?«
    »Gerechtigkeit. Ich will nur Gerechtigkeit.«
    »Wofür?«
    »Ich will, dass du darüber nachdenkst. Ich

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