Nachtgesang
Handvoll Menschen zu finden, die heute wirklich noch an Vampire glaubt. Im E-Dezernat aber wussten wir schon lange, dass es sich dabei nicht um einen Mythos handelte, sondern dass Vampire tatsächlich schon einmal in unserer Welt gewesen waren und vielleicht sogar mehr als einmal.
Und Zek, sie wusste es auch. Sie wusste es besser als die meisten. Sie hatte sogar auf Karenhöhe gelebt, auf der Sternseite! Also erfuhr der Mentalist Lord Malinari vielleicht etwas von ihr, nämlich die Tatsache, dass frühere Invasoren eine wichtige Lektion gelernt hatten: In dieser Welt geht Langlebigkeit einher mit Anonymität. Aber das hatten sie vielleicht schon vorher gewusst, nachdem sie – oder besser ihre Knechte – Mikhail Suvorovs Feuerkraft erlebt hatten.
Es gibt sogar Beweise für Letzteres. Suvorovs Leute kamen von Perchorsk, gelangten durch das Tor an die Oberfläche von Starside. Aber die Wamphyri wählten eine andere Strecke, den ursprünglichen und natürlichen Weg in unsere Welt, vielleicht, weil sie wussten, dass Perchorsk wieder ein halber Militärstützpunkt war, der verteidigt wurde, und sich alle Waffen auf einem Fleck befanden, nämlich am Tor von Perchorsk selbst. Kaum ein guter Ort, um heimlich in fremdes Gebiet einzudringen!
Aber der beste Beweis, dass Malinari und die anderen vorhatten, ihre Präsenz geheim zu halten, zumindest für den Moment, waren diese armen toten Kinder und das abgeschlachtete Personal. Denn man hatte sie nicht vampirisiert! Keine Vampir-Essenz, nichts dergleichen, war in sie eingedrungen. Also war es ganz offensichtlich nicht die Absicht der Wamphyri, für die Ausbreitung der Seuche zu sorgen. Zumindest noch nicht.
Aber es waren Menschen umgebracht worden, ermordet von Vampiren. Und der alte Lidesci gab keine Ruhe, bis ihre Körper verbrannt wurden. Obwohl er auch nicht das geringste Anzeichen einer Infizierung gefunden hatte – auch nicht bei den sechs, die man benutzt und ausgesaugt hatte – bestand er darauf. Da niemand auf der Welt in dieser Hinsicht so erfahren ist wie Lardis, der sich in so vielen Jahren Wissen zu dem Thema angeeignet hat, widersprach ihm niemand.
Und außerdem passte die ... die Leichenverbrennung, auf die Lardis bestand, perfekt zu dem Plan, den wir langsam, aber allmählich ausheckten. Denn wir waren nicht nur unfähig, die Präsenz der Wamphyri öffentlich zuzugeben, sondern wir mussten sie sogar tarnen, verstecken und ihnen bei ihrem Bestreben, geheim zu bleiben, helfen! Vor der Welt generell geheim, zumindest, aber nicht vor uns, dem E-Dezernat. Nein, denn wir kannten unseren alten Feind.
Es gab genug Heizöl im Heim. Ben sorgte dafür, dass der gesamte Inhalt eines 200-Liter-Fasses in die demolierten Kontrollrohre geleitet wurde, dann durchlöcherten wir die restlichen Fässer und ließen das Öl durch alle Zimmer im Erdgeschoss sickern. Am Ende gingen wir in Deckung, als Nathan ein Streichholz anzündete. Das eine Streichholz reichte vollkommen aus.
Es konnte nur das Werk eines Verrückten oder einer Gruppe Verrückter sein, irgendeiner durchgeknallten Sekte. Oder vielleicht auch Sabotage, das Werk irgendeiner anti-britischen Terror-Organisation? Oder vielleicht war es eine Bande völlig rücksichtsloser Krimineller, die entschlossen war, ihr Verbrechen zu vertuschen. So jedenfalls würde es aussehen ...
Nun, rumänische Rettungsdienste sind bekannt für ihren langsamen Einsatz und das Heim von Radujevac stand auf der anderen Seite der Donau ... nicht gerade in der bevölkertsten oder zugänglichsten Region. Die Donau selbst war die meistgenutzte Straße im Land. Zum Glück für uns gab es keine Anlegestellen, Werften oder Docks auf rumänischer Seite und das nächste Feuerlöschfahrzeug war ganze 150 Kilometer weit weg.
Also sahen wir zu, wie das Waisenhaus abbrannte, und dann nahm Nathan uns wieder mit nach Hause. Aber zurück in London nahmen wir uns Zeit, ehe wir den Behörden in Belgrad, Sofia und Bukarest mitteilten, dass wir ein SOS, ein Mayday, aus dem Heim erhalten hatten, weil eine Gruppe von Plünderern dort zugange war. Sie brauchten einige Tage, bis sie mit ihren Beileidsbekundungen an uns zurückkamen; ihre Sicherheitskräfte würden selbstverständlich alles tun, um die unbekannten Plünderer zur Strecke zu bringen. Aber da das Heim ausgeschlachtet worden war, gab es sehr wenig, auf das man aufbauen konnte ...
In der Zwischenzeit waren wir beschäftigt. Ich war beschäftigt damit, mit allen Mitteln die Zukunft zu erforschen wie
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