Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
nie zuvor. Aber ... es ist einfach Tatsache, dass ich das, was ich tue weder erzwingen noch kontrollieren kann. Ich sehe, was ich sehe, wenn ich es sehe. Mehr nicht. Auch unsere Lokalisierer waren beschäftigt, und keiner mehr als David Chung. Aber wo sollte man suchen? Es gab keinen Gedankensmog mehr und das europäische Festland hatte keine Grenzen mehr. Die drei Eindringlinge, ihre Leutnants von der Sternseite und ihre ›frischen‹ Rekruten konnten überall sein. Vielleicht hatten sie den Fluss westlich von Jugoslawien überquert, vielleicht waren sie aber auch nach Osten Richtung Bulgarien gegangen, befanden sich im Norden auf dem Weg in die Karpaten oder hatten ein Boot den Fluss hoch Richtung Bulgarien genommen. Tagsüber waren sie dann unter der Erde oder an irgendeinem anderen dunklen, sicheren Ort. Aber nachts ... Niemand reist so schnell wie die Wamphyri.
    Nathan schlug vor, auf die Sonnseite zu Anna-Marie English zurückzukehren, aber zu welchem Zweck? Die Eindringlinge ließen keine Spur der Verwüstung hinter sich zurück und sie vampirisierten auch niemanden. Morde? Es gibt immer Morde und es gibt immer Vermisste. Nein, wir konnten uns nicht erhoffen, sie so aufzuspüren. Abgesehen davon wäre Anna-Marie English nicht zurückgekommen; sie hat ihr Leben den Waisenkindern der Blutkriege und ihrem Mann auf der Sonnseite gewidmet.
    Die Sache mit dem Gedankensmog verwirrte uns eine Weile: nämlich die Tatsache, dass er fehlte. Denn wo es Vampire gibt, besonders Wamphyri-Lords, da gibt es normalerweise auch Gedankensmog: eine verpestete, undurchdringliche Wolke im psychischen Äther ... Es sei denn, das war etwas, was Malinari ebenfalls aus Zeks Gehirn gelernt hatte? Aber natürlich hatte er das! Er war auch kurz davor gewesen, von ihr etwas über das E-Dezernat zu erfahren – bis sie bewusst sein Verhör unterbrach, indem sie ihm das für ihn vorgesehene Schicksal zeigte, das ihres vorweggenommen und Gott sei Dank verkürzt hatte.
    Aber wie viel wusste er? Wie viel hatte er aus Zeks Geist gesaugt, aus ihren Erinnerungen, ihrem Wissen generell und dem über das Dezernat? Wir hatten keine Chance, das herauszufinden. Aber es muss genug gewesen sein, dass er und die anderen den Drang verspürten, sich Zeit zu lassen und ihre außerirdischen mentalen Aussendungen zu kontrollieren. Oder vielleicht hatten wir unrecht und sie waren einfach vorsichtig und warteten auf einen günstigen Zeitpunkt.
    Nathan blieb fünf Tage bei uns, gerade lange genug, um ein paar alten ... Bekannten einen Besuch abzustatten. Aber man brauchte ihn auf der Sonnseite und er wollte nicht länger warten. Ihr müsst bedenken, dass sein Problem genauso groß war wie unseres, wenn nicht noch größer: eine kleine Armee aufstrebender Lords, Leutnants, Knechte und Kriegskreaturen, die von unserem Invasionstrio zurückgelassen worden waren; eine Armee, die nun die zerfallenen Ruinen der alten Festen der Sternseite bewohnte, von wo aus sie wie eh und je über die Szgany herfiel. Nein, wir konnten keinen Anspruch auf Nathan erheben; im Gegenteil, das, was er uns über die Jahre an Gutem getan hatte, konnten wir nie vergelten. Deshalb mussten wir ihn über die Möbius-Route zurückgehen lassen, mit unseren besten Wünschen – und mit so vielen Waffen, wie er tragen konnte –, damit er in seiner Vampirwelt wieder den Kampf aufnehmen konnte.
    Während all der Zeit, dieser schrecklichen, hektischen Woche, war der Einzige von uns, der nicht beschäftigt war, Ben Trask. Er hatte sich einfach aus einer Welt zurückgezogen, die nie wieder dieselbe sein würde. Ich gebe zu, dass ich dachte, dass er dem E-Dezernat den Rücken kehren würde. Zum Glück lag ich falsch. Als er zurückkam, war er stärker denn je – nun, in mancherlei Hinsicht –, aber zumindest in seiner Entschlossenheit, das steht fest.
    Nun sage ich euch etwas, was nicht einmal er weiß. Ich war in jener Nacht, als Nathan Lardis von der Sonnseite hierher brachte, der diensthabende Beamte in der Zentrale des E-Dezernats, als Ben den Albtraum von Zek hatte – und in dem Moment, als Ben hereinkam und ich sah, in welcher Verfassung er war, wusste ... wusste ich von Zek. Ich meine, ich wusste es!
    Oh, ich konnte es ihm nicht sagen, aber wo er unsicher war und sich nicht erlaubte, sicher zu sein, wusste ich es und hasste mich dafür, dass ich es wusste. Als ich ihn da sah, war Bens Zukunft für mich glasklar. Auf der einen Seite war es die deutlichste Zukunftsvision, die ich je von jemandem

Weitere Kostenlose Bücher