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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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eine Person menschlich macht, ihr Gestalt, Charakter und Menschlichkeit gibt, verdammt noch mal! Diese bedauernswerten Geschöpfe hatten gar nichts mehr davon. Stellt euch den letzten Apfel eines Baumes vor, ganz verrunzelt und von der Sonne ausgetrocknet, modrig, mit seinem letzten Saft, der in ihm gärt und ihn von innen verfaulen lässt. Wenn er herunterfällt oder wenn man ihn berührt, spaltet er sich und in der Mitte um seine Kerne herum ist das Fruchtfleisch verrottet und schwarz. So sahen sie aus ...
    Die Augen von einigen der anderen standen offen. Sie starrten mit leerem Blick ins Nichts. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie es nicht einmal hatten kommen sehen. Ihre Körper waren nicht ausgetrocknet wie die von Szwartz’ Opfern, nein, sondern es schien mir, dass ihr Geist ausgedörrt war. Lardis erklärte uns, dass Malinari dafür verantwortlich war.
    Was die weiblichen Opfer anging: Ihre blassen, toten Gesichter waren voll Ehrfurcht, Staunen ... Verzückung, einer Art besonders süßem Leid? Es ist wahr, dass ich keine Worte dafür habe, aber dafür wahrscheinlich den richtigen Namen: Vavara ...!
    Nun, genug. Es gibt keine Worte, um auszudrücken, was wir fühlten. Entsetzt trifft es nicht mal ansatzweise. Und es gab nichts, was wir tun konnten, nicht damals, nicht sofort. Hätten wir die Behörden verständigen, es in die Welt hinausschreien, eine Massenpanik auslösen und die Angst vor Gott und all den Teufeln der Hölle in jedem Menschen auf der Erde schüren sollen ... wenn uns jemand Glauben schenkte? Wir konnten ganz klar nichts davon tun. Seht ihr nicht sofort die Hexenjagd, die das hervorgerufen hätte? Gott, das hätte uns zurück ins Mittelalter versetzt! Gepfählte Hexen und Menschen auf Scheiterhaufen, die Erlaubnis zum Quälen und Töten, die wahllos jeder erhalten hätte, der irgendeinen Groll hegte.
    Die klinische Forschung wäre komplett gestoppt worden! Die Labore hätten natürlich nach Heilmitteln gesucht und dadurch die Seuche schneller verbreitet als die Pest. Blutspenden? Ihr denkt, wir haben jetzt wenige Blutreserven? Aber Blut wäre der wertvollste Luxus und hätte Priorität vor allem anderen. Menschen würden sich in ihrem Heim verschanzen, sich unbezwingbare Festungen bauen und sie mit Schusswaffen, mit Silber, Pflöcken, Bögen und ähnlichem verteidigen. Und die Stinkreichen mit ihren Privatarmeen würden seltsame, exzentrische Einsiedler von Howard Hughes Kaliber wie prominente Salonlöwen erscheinen lassen.
    Grenzen. In den letzten 15 bis 20 Jahren haben wir gesehen, wie sie geöffnet wurden. Großbritannien ist mit weniger strengen Passkontrollen und Ähnlichem Gott sei Dank vorsichtig gewesen – aber Europa? Könnt ihr euch nicht die Panik vorstellen, die ausbricht, wenn die ganzen alten Regeln und Gesetze wieder in Kraft treten, die Grenzübergänge wieder mit Polizeibeamten besetzt werden und bewaffnete Kontrolleure an Häfen und Flughäfen stehen? Nicht zu vergessen die Überwachung von Vorratsspeichern, Bauernhöfen, Fischereien und ... und allen anderen Orten, an denen Essen verarbeitet wird? Und wie lange würde es dauern, bis sich Länder gegenseitig die Schuld in die Schuhe schöben?
    Wenn die Scheiße – Entschuldigung, die Vorwürfe – dann verbreitet würde, müssten Russland und Rumänien wahrscheinlich die Hauptlast tragen, wenn auch nur, weil die Tore auf ihrem Territorium stehen. Aber was ist mit dem Vereinigten Königreich, Großbritannien? Wir wissen seit mehr als 30 Jahren von dem Tor! Oder geht es etwa nur um ›uns‹ im Sinne von dem Team, der Organisation – dem E-Dezernat selbst, um Gottes Willen – und unsere Beteiligung? Und was unseren Zuständigen Minister angeht, den ›Unsichtbaren Mann‹ ganz oben: Pah!
    Aber haben wir nicht alle von dieser – äh, wie heißt sie gleich? – dieser ›glaubhaften Abstreitbarkeit‹ oder ähnlichem Geschwafel gehört? ›Schadensbegrenzung‹ und so was. Ratet mal, was diese Dinge wirklich bedeuten. Es sind lediglich Mittel zur Rechtfertigung weiterer Lügen, zum Vertuschen unschöner Wahrheiten, die beim ersten Mal nicht gesagt wurden, mehr nicht. Mensch, das würde darauf hinauslaufen, dass man uns kreuzigen würde! Das Ende des E-Dezernats ... und wer würde sich dann um unsere Angelegenheiten kümmern?
    Und das ist noch nicht das Ende. Verdammt, ich habe kaum überhaupt angefangen! Früher oder später würde die Welt herausfinden, dass die Russen das Tor bei Perchorsk überhaupt erst geschaffen

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