Nachtgesang

daran erinnert zu werden. Jake, ich freue mich auf eine Zusammenarbeit mit dir, wann auch immer du mich brauchst. In der Zwischenzeit gibt es andere, mit denen ich reden und sie wissen lassen sollte, dass du hier bist. Du wirst nicht allein sein, Jake.
    Bevor der Träumer antworten konnte, erfüllte eine Leere seinen Geist an der Stelle, wo Zek gewesen war, oder nicht so sehr eine Leere wie das Bewusstsein, dass sie gegangen war. »Wie steht es mit mir?«, fragte er Harry. »Besteht die Chance, dass ich mich vielleicht auch ›verdrücken‹ kann?«
    Auf keinen Fall, antwortete ihm Harry. Du musst nicht mitmachen, wenn du nicht willst, aber du solltest zumindest zuhören. Wenn ich kann, werde ich Korath dazu bringen, uns seine Geschichte zu erzählen; oder, noch wichtiger, die seines Herrn. Und die von Vavara und Szwartz. Wenn du deine Feinde besiegen willst, Jake, musst du sie kennen. Warum machst du es dir nicht dieses Mal leicht und hörst zu? Lernst etwas über die Wamphyri und ihre Lebensweise und lernst es aus erster Hand, also von den Vampiren selbst? Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach er direkt wieder mit Korath:
    Ich hätte gute Lust, dich dir selbst zu überlassen, ja. Genau wie die Vielzahl der Toten es rät. Aber das würde mich so grausam machen wie deinen Herrn, der dich zermalmte und zum Sterben hier liegengelassen hat. Ich bin also versucht, eine Weile bei dir zu bleiben und mit dir in deiner Einsamkeit zu sprechen, von der du wissen musst, dass sie für immer anhalten wird. Aber auf der anderen Seite – da ich schon vorher mit Vampiren zu tun hatte – sehe ich keinen Grund, mit jemandem zu sprechen, der von Natur aus nichts als Lügen erzählen wird.
    Koraths geschriene Antwort kam sofort: Ah! Ah! Hab Erbarmen! Hab Erbarmen! Hab Mitleid, ich bitte dich. Einen Moment dachte ich, du seist gegangen, ich dachte, du hättest mich verlassen! Dann fühlte ich deine Wärme, obwohl deine nicht so deutlich spürbar ist wie die deines Freundes, äh, Jake. Daher wusste ich, dass du noch da warst. Jetzt hör mich an: Ich bin ein brutaler und gewalttätiger Vampir, das stimmt, aber ich war nicht immer so. Ich wurde, was ich bin, durch Malinari! Durch ihn geboren und durch ihn zerstört. Was kann er mir also noch antun? Wer oder was auch immer du bist, rede mit mir. Erlaub mir, in dein Licht zu tauchen, das wie eine Kerze in dieser unerträglichen Dunkelheit brennt, und frag mich, was auch immer du willst. Ich werde nicht lügen. Wie Menschen bekanntlich auf ihrem Totenbett die Wahrheit sprechen, so werde ich es ihnen aus dem Jenseits gleichtun.
    Ich will etwas über Malinari wissen , sagte Harry. Und Vavara und Szwartz. Ich will alles über sie wissen, von Anfang an.
    Korath antwortete voller Elan: Niemand kennt ihre Geschichte besser als ich. Aber ... solche Geschichten brauchen ihre Zeit, um erzählt zu werden.
    Ich habe Zeit, bestätigte ihm Harry. Nun, mit einigen Einschränkungen natürlich. Und du auch. Du hast eine Ewigkeit Zeit.
    Eine Frage, erbat sich der andere.
    Ja?
    Warum?
    Weil ich sie und alles, wofür sie stehen, vernichten werde , antwortete Harry wahrheitsgemäß und schonungslos. Ihresgleichen werden in dieser Welt nicht erduldet.
    Gut! , erwiderte Korath, seine Stimme schleimig vor Eifer. Warum sollten sie am Leben bleiben, nachdem sie mich meines Lebens beraubt haben? Auf der Sternseite kennen wir vier Zustände des Seins oder auch Nicht-Seins. Diese sind erstens: die Leere vor der Geburt. Zweitens: die Zeit eines warmblütigen Lebens wie die Szgany es auf der Sonnseite genießen. Drittens: ein ›höherer‹ Seinszustand, der als Untod bekannt ist, wenn die Existenz eines Mannes möglicherweise die Ewigkeit erreichen kann. Und viertens: den wahren Tod, der nichts anderes ist als die Rückkehr zur ursprünglichen Leere. Aber ich, Korath, habe festgestellt, dass zumindest zwei davon eine Lüge sind. Es ist eine Dunkelheit, aye, und nie eine Leere. Der wahre Tod ist die Abwesenheit von Bewegung, aber nicht die Abwesenheit des Geistes. Ich denke! Ich bin! Aber unbeweglich, vergessen, verloren in der langen, langen Nacht, finde ich keinen Frieden. Warum also sollten diejenigen, die mich hierher gebracht haben, Frieden finden? Warum sollten sie irgendetwas bekommen? Nein, ich werde dich nicht belügen, Necroscope.
    Dann fahr fort, forderte ihn Harry auf. Beginne mit Nephran Malinari, denn er scheint der Gefährlichste zu sein.
    Falsch!, antwortete Korath. Denn einer ist schlimmer als der andere.