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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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aufzuwärmen, waren stets willkommen. Man gab ihnen Speis und Trank – aye, besonders viel von Letzterem –, bevor sie einen Schlag auf den Kopf erhielten und für den Tribut beiseite geschafft wurden. Und falls der Karren oder Wohnwagen einer allein reisenden Familie sich auf Vadastra-Territorium verirrte, nun, das war ein Segen, denn dann wurden weniger von unserer eigenen Liste gebraucht.
    Wir waren an die 380. Die Anzahl erhöhte sich selten um mehr als ein Dutzend oder so, denn wenn sie es tat, wurde sie schnell wieder dezimiert. Pro Jahr wurden in etwa 50 Babys geboren; mit etwas Glück wuchs davon die Hälfte zu Erwachsenen heran, während der Rest auf die Sternseite weggeschafft wurde. Mein Herr, Nephran Malinari, ... hatte angeblich eine große Vorliebe für im eigenen Saft gebratene Säuglinge.
    Aber ich sollte nicht vorgreifen, denn damals war er noch nicht mein Gebieter im eigentlichen Sinn. Oder besser gesagt war ich noch nicht sein Knecht.
    Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der Tribut:
    Verheiratete Männer, die länger als ein oder zwei Jahre keine Kinder zeugten, fanden sich ziemlich schnell weit oben auf der Liste wieder. Und unfruchtbare Frauen: Ihre Zukunft war garantiert von kurzer Dauer. Dasselbe galt selbstverständlich für jegliche Unruhestifter. So erhielt der Stamm sich gerade so selbst und der Tribut sorgte dafür, dass wir nie zu viele und nie zu wenige waren. Einmal alle drei Monate kamen Malinaris Schergen über die Berge von der Sternseite auf ihren Flugkreaturen zu uns und ab und an kam der Gebieter selbst und begleitete sie auf ihren Ausflügen.
    Und jetzt zu dem Mädchen, das ich vielleicht geliebt haben mochte.
    Mein Vater setzte sie wegen mir nicht auf die Abgaben-Liste. Doch leider hatte er viele seiner eigenen Leute verärgert, da vermutet wurde, dass er bei manchen seiner Pflichten voreingenommen war – beim vierteljährlichen Auswählen der Opfer zum Beispiel –, und es gab viele, die es ihm heimzahlen wollten, die seine Lieben auf der Liste sehen wollten. Oder besser gesagt, seinen Lieben, Korath, dessen arme Mutter im Kindbett gestorben war.
    Aber das Mädchen, Nadia ... sie und ihre Mutter waren Sammlerinnen, wie die meisten unserer Frauen, und beide zählten sie zu den reizvollsten Geschöpfen, die die Vadastra-Frauen zu bieten hatten. Nadias Vater war ein geschickter Jäger gewesen, bis das Los vor neun Monaten ihn getroffen hatte. So war das damals, wenn auch nicht so einfach.
    Denn er war jung und stark wie ein Löwe; man musste ihn niederknüppeln, all seine Gliedmaßen zusammenbinden und ihn sogar knebeln, bis er Ruhe gab! Und aufgrund der Anschuldigungen, die er gegenüber meinem Vater vorgebracht hatte – die Art, wie Dinu seine Frau angesehen hatte –, gab es einige, die vermuteten, dass das Oberhaupt einige Dinge zu seinen eigenen Gunsten ›manipuliert‹ hatte. Haltet davon, was ihr wollt, ich werde nicht leugnen, dass von da an Nadias Mutter Dinu gehörte ... oder sollte ich sagen, dass sie sich Dinu unterwarf, und es dabei belassen? Aber dass sie ihm gehörte? Sein Eigentum? Eine gehorsame Frau? Ah, wartet ab ...
    Melana Zetra hatte ihren Mann geliebt und als sie sich von dem Schock erholt hatte, dass er als Opfer ausgesucht worden war, entschloss sie sich zu handeln, denn durch die Nähe zu meinem Vater hatte sie insgeheim herausgefunden, wie er die Liste führte. Ich kenne Melanas Gründe für das, was sie als Nächstes tat, nicht; vielleicht war es Verrücktheit, die durch die Trauer ausgelöst wurde, aber wenn dem so war, hatte sie ihren Zustand gut versteckt. Vielleicht hatte sie aber auch einen Sprung in der Schüssel und wartete auf einen günstigen Augenblick.
    Ich vermute, dass sie einfach wieder bei ihrem Mann Banos sein wollte, ganz egal unter welchen Umständen, und dass sie sich entschlossen hatte, sich deshalb aufzuopfern. Banos war vom Wamphyri Malinari mitgenommen worden; nun wollte Melana sich auch mitnehmen lassen. Aber bei der Gelegenheit wollte sie noch ein paar alte Rechnungen begleichen. Die Szgany können richtiggehend verschlagen sein, und ich frage mich, ob die Wamphyri ihre Bosheit von ihnen bekommen: Liegt es ihnen vielleicht im Blut? Denn schließlich ist das Blut das Leben.
    Aber wenn diese insgeheim erzürnte oder verrückt gewordene Melana wieder mit ihrem Mann auf der Sternseite zusammen sein wollte, warum dann nicht gleich die ganze Familie wiedervereinen? Wie stand es mit ihrer Tochter, Nadia? Wäre sie bei den

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