Nachtgesang
– mit ihren winzigen, walnussgroßen Gehirnen, die auf unsichtbare Weise mental mit ihren Reitern verbunden sind. Sie tun nichts als das, was ihre Gebieter ihnen befehlen. Oh, sie haben Trensen im Maul und Zügel, damit man sie lenken kann, aber dies dient lediglich als Druckmittel, falls den mentalen Befehlen einmal nicht sofort Folge geleistet wird.
Jetzt versteht ihr mich besser, wenn ich von Flugkreaturen spreche, die mit ihren ausgestreckten, membranartigen Flügeln auf unsere Lichtung zuflogen. Und was ihre Reiter angeht:
Sie wurden bald sichtbar. Drei von sieben – diejenigen in der Mitte der V-Formation – waren ruhig und gelassen, sie saßen arrogant und hochmütig in ihren reich verzierten Ledersätteln; die anderen waren junge Leutnants, die sich neugierig nach unten lehnten und sich mit wilden Augen umsahen. Es war vermutlich das erste Mal, dass man ihnen erlaubt hatte, mit Malinaris Schergen loszuziehen. Aber die Gestalt, die alle Blicke auf sich zog, befand sich genau in der Mitte des vom Himmel gekommenen Tableaus. Alle Augen waren auf ihn gerichtet – und auf sein Reittier.
Die Flugkreatur in der Mitte war bei Weitem die größte, stärkste und am aufwändigsten hergestellte; eine Handvoll guter Männer – vielleicht sogar an die sechs oder sieben – hatten auf Malinshöhe auf der Sternseite als Material für Malinaris Metarmorphose-Bottich herhalten müssen. Sie glitt auf die Lichtung zu, mit den riesigen, aber menschlichen Augen, die in ihrem halb menschlichen Schädel am Ende des langen, schlangenartigen Halses saßen, der hin- und herschwang auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz; während schwarze und offensichtlich leere, aufgerissene Augen in ihrem Bauch sich zum Schutz schlossen, damit sie bei der Landung nicht beschädigt wurden.
Ah, aber wenn ich von Augen spreche, lasst mich nicht die des Reiters vergessen, die wie kleine, scharlachrote Lampen in seinem Gesicht leuchteten. Natürlich taten sie das, denn es war Lord Nephran Malinari – Malinari das Hirn selbst.
Die Kreatur zog die Flügel näher zum Körper; ihr Schwanz – das in die Länge gestreckte Rückgrat eines Mannes – schwang hin und her, um das Gleichgewicht zu halten; gewundene Tentakel stießen wie Sprungfedern aus den Magenhöhlen und ihre sensiblen Spitzen befühlten die Konturen des Bodens. Mit einem Seufzen der Luft und während es seine Flügel einfaltete, setzte das Ding leicht wie eine Feder auf dem Boden auf. Und an seiner Flanke landeten sechs kleinere Tiere auf dieselbe Weise. Ihre Leutnant-Reiter sprangen binnen Sekunden aus den Sätteln und sammelten sich an der Seite ihres Herrn. Während dieser Sekunden saß Malinari still da, als ob er nachdachte, hielt die Zügel locker in der Hand und stützte den Kopf auf den Arm, der auf dem Sattelknauf ruhte.
Dann regte er sich, schwang sich leichtfüßig vom Reittier und seufzte: ›Nun, da wären wir wieder ...‹ Nur das, fast nur ein Flüstern; durch die Kraft von Malinaris Mentalismus jedoch hörte es jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in der ganzen Vadastra-Siedlung. In jedem Geist, den er berührte, machte sich – auch wenn seine Stimme zugleich rauchig und honigsüß war – ein übler Geruch breit. Denn trotz all seiner Täuschungsmanöver konnte selbst Malinari den darunterliegenden Geruch nach Blut nicht verbergen.
Sein Mentalismus hatte Grenzen. So weit gestreut, reichte er gerade mal, um Feinde oder Szgany, die sich versteckten, ausfindig zu machen, aber nicht für viel mehr. Da er ihn nun zur Schau gestellt hatte, verzichtete er jetzt darauf. Der schnelle Rückzug seiner Sonden war wie Wasser, das aus den Ohren weicht, wenn man vom Tiefseetauchen wieder nach oben kommt. Er rief jetzt mit lauter, kräftiger Stimme nach meinem Vater Dinu. Während sie immer noch sonor und tief war, hatte sich der weiche Beiklang daraus verabschiedet, denn jetzt war es Zeit, zur Sache zu kommen.
Die Vadastras (alle außer den wenigen Privilegierten, die versteckt worden waren) standen als Clan an der Stelle der Lichtung, die am weitesten entfernt von den Grenzbergen war, und zwar so, dass alle Augen die Ankunft Malinaris und seines Gefolges beobachten konnten. Mein Vater, der in der Mitte an der Spitze seiner Leute stand, eilte Malinari entgegen, um sich vor seinem Herrn und Meister auf die Knie zu werfen. Der Vampir-Lord stand eine Weile still, schaute auf ihn hinunter und genoss vielleicht sogar seine Speichelleckerei.
Aber ahhhh – dieser Malinari
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