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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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war so schön ! Er war immerhin 160 Jahre alt, aber sah nicht älter aus als 40. Sein Haar war schwarz und schimmerte wie die Federn eines Nachtfalken – was nicht so außergewöhnlich war, schließlich hatte er es mit dem Fett von Vadastra-Frauen eingerieben! Er trug es an seiner breiten Stirn nach hinten gekämmt, hinter spitzen Ohren, die nicht so groß oder missgestaltet wie die fleischigen, muschelförmigen Ohren der meisten Lords waren. Pechschwarze Locken fielen auf seine mit einem Umhang bedeckten Schultern, während die glänzend schwarze Mähne über seinen Rücken fiel wie das Haar eines jungen Mädchens oder der dekorative Kopfschmuck des Tyrannenadlers ... es verlieh ihm das Aussehen eines stolzen, großen Greifvogels – einem wahrhaftigen Nachtfalken, aye! Und dieses Mal war es keine Täuschung; denn was er auch war, Malinari war sicherlich ein Raubvogel.
    Und sein Gesicht, die Leichenblässe ... die tief eingesunkenen Augen unter geschwungenen Augenbrauen ... hervorstehende Wangenknochen... die Stirn gerunzelt ... die flache Nase, bei der man den leicht gebogenen Rücken kaum wahrnahm ... die hageren Wangenknochen und die perfekt geformten blutroten Lippen. Das Rot von Blut, aye, das zu dem Feuer in seinen Augen passte. Bei jedem anderen Mann oder Vampir wären die feurigen Lichter in den Augen alles andere als eine Zier, aber zu Malinari dem Hirn passten sie perfekt. Sie verliehen seinen Wangen sogar eine gesunde, warme Farbe, eine Art Leben, obwohl er in Wirklichkeit der kalte und grausame Herr von etwas anderem als Leben, wenn auch noch nicht des Todes, war.
    Und er war groß: über zwei Meter. Und spindeldürr, aber trotzdem so stark wie ein Dutzend unserer stärksten Männer, die nur menschlich waren. Ich wusste Letzteres sicher, denn es gab nie einen schwachen Wamphyri-Lord. Aber Malinaris Stärke rührte nicht allein von seinem Körper; nicht nur rohe Kraft, sondern auch Hirn, nicht bloße Muskeln, sondern auch Genie dahinter. Er war das Hirn!
    ›Hoch‹, befahl er meinem Vater schließlich. ›Hoch mit dir und zeig mir meinen Tribut.‹
    Mein Vater stand auf, ohne die Hände oder die in Sandalen gehüllten Füße zu küssen; er berührte den Lord überhaupt nicht. Die Kraft des Hirns war so groß, dass so eine Berührung allein schon Schaden anrichten, einen Mann seines Wissens berauben oder einen Teil seiner Erinnerung auslöschen konnte. Darüber hinaus war Dinu ein Knecht, dem Malinari vertraute und der nichts vor ihm geheimhalten würde. So war es viele schändliche Jahre gewesen. Schändlich, aye. Wenn ich noch nicht erwähnt habe, dass ich diese kriecherische, unterwürfige Existenz verabscheute, so habe ich hoffentlich jetzt deutlich genug darauf hingewiesen?
    Jedenfalls war mein Vater ein großer, kräftiger, bärtiger, polternder Mann. Gerüchten zufolge war er ein Bastard, aber ich hörte nie, dass jemand dies in seiner Gegenwart zu behaupten wagte. Durch seine eigene Arroganz aufgeblasen und doch irgendwie fähig dazu, sich duckmäuserisch und unterwürfig zu geben, führte er Malinari und seine Männer an die Stelle der Lichtung, wo die aufgestellten Tische sich unter der Last der Abgaben bogen. Hier verhielt sich Dinu Vadastra so schlau, wie er es sich traute, indem er die Tische so platziert hatte, dass das Holz in der Mitte sich ein wenig unter dem zusätzlichen Gewicht nach unten bog!
    Auch wenn seine List vielleicht niemanden täuschte, so sah es doch zumindest gut aus. Malinari schien beeindruckt.
    Er unterhielt sich mit meinem Vater. Da Dinus Wohnwagen sehr nah bei den Tischen stand und die Nacht sehr still war (und alle, die nicht direkt beteiligt waren, sich auch sehr still verhielten), hörten Nadia und ich jedes Wort.
    ›Dinu, Oberhaupt des Vadastra-Clans‹, sprach Malinari meinen Vater an. ›Du scheinst gewusst zu haben, dass ich komme. Ich würde sogar sagen, dass du es sicher wusstest, da du mir diese ach so vortrefflichen Gaben bereitgestellt hast! Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wann mir meine Schergen zuletzt einen so reichen Tribut mitgebracht haben. Tja nun, man verzeiht mir sicherlich, dass ich sogar schon dachte, sie müssten mich all die Zeit bestohlen haben. Meine eigenen Leutnants, wie undankbare Hunde, die das Haus, das sie beschützt, ausrauben ...‹
    Er starrte seine Männer an – funkelte mit seinen flammenartigen Augen, öffnete den Mund und gähnte demonstrativ in ihre Richtung –, sodass sie alle einen Schritt zurückwichen

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