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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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von der Weltgesellschaft, sondern durch politische und ideologische Widerspenstigkeit, Korruption, organisiertes Verbrechen und jämmerliche Armut von innerhalb der eigenen Grenzen lahmgelegt – aber trotzdem wurde Turchin eine weltweite Führungsposition zugestanden, wenn er auch nur eine Marionette ohne wirklichen Einfluss war. Jedenfalls zielte die Konferenz des Erdenjahres nicht zu sehr auf Diplomatie ab; darum ging es bei der Veranstaltung nicht. Die Organisatoren des Umwelt-Gipfels legten nicht so viel Wert auf Etikette, sondern vielmehr auf Taten.
    Australien, inzwischen eine Republik und selbst eine sehr mächtige Nation, war immer noch als »sauberes« Land angesehen und entschlossen, dass es so blieb. Obwohl der allzu häufig auftretende El Niño und andere Umweltkatastrophen nicht von den Australiern verursacht wurden, waren sie doch diejenigen, die unter den Auswirkungen zu leiden hatten. Jetzt erwog das Land gemeinsam mit ähnlich – oder eher richtig denkenden Ländern – politische, rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen zu ziehen gegenüber Ländern mit allzu schlechten bis kriminell anmutenden Umweltstrafregistern. Da Russland in dieser Hinsicht als mehr als nur »verdächtig« galt und Premier Turchins Anwesenheit eine 5 vor 12 getroffene Entscheidung war, hatte man für ihn und seine Begleiter keinen roten Teppich ausgerollt.
    Eine Limousine mit Fahrer war bestellt worden – das Mindeste, was die Organisatoren tun konnten ohne als unhöflich zu gelten –, aber Trask hatte dafür gesorgt, dass diese abbestellt worden war. Das war nicht das Einfachste auf der Welt gewesen, aber Trasks Beziehungen waren erstklassig.
    Diplomatische Immunität sorgte dafür, dass der russische Premier mit seinen vier geklont aussehenden, pokergesichtigen Aufpassern ohne großen bürokratischen Aufwand durch die Sicherheitskontrollen am internationalen Flughafen kam. Jeder der Männer trug sein spartanisches Gepäck selbst, bis sie in der Ankunftshalle von einem Paar »Chauffeuren« begrüßt wurden, die sich als »Mr. Smith« und »Mr. Brown« vorstellten.
    Eilig wurde Turchin von Smith und Brown zum Carport eskortiert und auf den Rücksitz der ersten Limousine gesetzt ... deren Türen sich sofort automatisch schlossen und verriegelten, jede Tür, außer der des Fahrers, die offen stand. Bevor das Quartett aus vom Jetlag überwältigten, von der Reise desorientierten Männern mit grauen Anzügen überhaupt nur beginnen konnte, Protest einzulegen, glitt Mr. Smith auf den Fahrersitz und fuhr los.
    Als die Aufpasser in die zweite Limousine stiegen, grummelte einer von ihnen besorgt mit starkem Akzent: »Wer war der Mann, der vorne im ersten Auto saß?«
    »Äh, das war Mr. Smith«, antwortete Mr. Brown. »Ich glaube, er ist ein wichtiger Amtsträger bei der Tagung. Es schien nur richtig, dass eine Person von Format den Premier persönlich begrüßt.«
    »Oh, in der Tat, ja!«, bemerkte der andere schroff. Dann fügte er mit einem Stirnrunzeln hinzu: »Aber, äh ... war der Fahrer nicht auch Mr. Smith?«
    »Das stimmt!«, entgegnete Brown und versuchte, seinen Fauxpas wieder geradezubiegen. »Wir haben verdammt viele Smiths, wissen Sie – und im Übrigen auch Browns. Wir hatten sogar einmal einen Premierminister namens Smith! Was stört sie denn daran? Ich schätze mal mit Ivans und Ivanovs ist es in Ihrem Land doch ähnlich.«
    »Ja, sicher. Ich verstehe. Entschuldigen Sie. Ähem! « Um seine Verlegenheit zu vertuschen, hustete der Bodyguard in ein Taschentuch.
    Mr. Brown kicherte in die Sprechanlage: »Seien wir ehrlich, das ist Australien! Ich meine, wer dachten Sie denn, dass Sie begrüßen würde – Marx und Engels?«
    »Oh, ha ha ha ha!« Die Aufpasser lachten hölzern, fast unisono. »Nein, natürlich nicht. Auf keinen Fall, nein!« Aber als sie sich beruhigt hatten, erkundigte sich ihr Anführer vorsichtig: »Äh, wie lange wird es dauern, bis wir im Hotel sind?«
    »Hm?«, grinste Mr. Brown. »Tja, ich weiß es nicht so genau, Mann. Alles, was ich weiß, ist, dass ich Anweisungen habe, dem Auto vor uns zu folgen, mehr nicht. Ungefähr eine Stunde, würde ich schätzen, vielleicht mehr, vielleicht weniger. Wenn Sie mich entschuldigen möchten, ich muss mich nun aufs Fahren konzentrieren.«
    »Ja, selbstverständlich. Solange Sie immer genau hinter dem Auto vor uns bleiben.« Aber das Auto war schon außer Sichtweite.
    »Oh, machen Sie sich keine Sorgen, ich werde sie nicht aus den Augen verlieren. Da

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