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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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würde, wusste von dem Gold und wollte alles für sich allein.«
    »Das Gold und was immer er sonst noch dort finden sollte«, antwortete Turchin. »Eine ganze neue Welt, die er sich einverleiben und wegen ihrer Reichtümer ausbeuten wollte. Und er wollte die Kontrolle über das Tor. Im Rückblick erscheint es ganz offensichtlich: Hätte Suvorov all dies zum Wohle seine Landes, für Russland, gewollt – so hatte er es mir nämlich verkaufen wollen –, dann hätte er seine Absichten doch gewiss jedem erklärt; seinen Genossen vom Militär und dem ganzen Land und nicht nur ... nicht nur mir.« Er wandte das Gesicht ab.
    »Er verriet Ihnen, dass er vorhatte, durch das Tor zu gehen? Und Sie haben nicht versucht, ihn aufzuhalten?« Trask glaubte etwas von der Zwickmühle zu erahnen, in die Turchin sich begeben haben musste, aber er wollte es aus erster Hand erfahren.
    »Wie hätte ich ihn denn aufhalten sollen?« Turchin hob abwehrend die Hände. »Nachdem der Perchorsk-Komplex geflutet worden war, wurde ein Einsatzkommando aus Militäringenieuren entsandt, um Blei aus der Abschirmung in der Schlucht zu gewinnen. Das war es, was man mich glauben machte, auch wenn später herauskam, dass es überhaupt nicht der Grund für ihre Anwesenheit war. Jedenfalls waren viele dieser Männer Langzeit-Kriminelle aus den Strafanstalten von Beresov und Ukhta. Sie wurden von Mikhail Suvorov persönlich ausgewählt. Man hatte sie vor die Wahl gestellt, entweder ihre Strafen abzusitzen oder für ihn tätig zu werden: sein erster Schritt, um Perchorsk einzunehmen. Als Gegenleistung ließ Suvorov sie, nachdem der Job erledigt und jeder sonst abgezogen war, bleiben und die trockenen Obergeschosse in Quartiere umwandeln, die mit Wasserkraft aus dem Damm versorgt wurden. Sie verfügten über Fahrzeuge und schriftliche Anordnungen, die es ihnen erlaubten, ihre Vorräte von Beresov aus wiederauffüllen zu lassen. Von dem Zeitpunkt an waren sie ein ›offizielles‹ Team aus Ingenieuren, die die Verantwortung trugen für die Wartung und Instandhaltung des Dammes. Dass dieser noch existierte, ließ sich einfach rechtfertigen dadurch, dass der Großteil seines elektrisch erzeugten Stroms zur Versorgung von lokalen Holzfällerlagern und weiterer Siedlungen benötigt wurde ...«
    »Und Sie wussten von all dem nichts?« Trotz Trasks Respekt für sein Gegenüber – und der Tatsache, dass der Premier bisher nichts als die Wahrheit gesprochen hatte – war er unerbittlich auf der Suche nach allen Antworten.
    »Es wurde vor mir geheim gehalten!«, erklärte Turchin ihm. »Ben, ich habe nicht den Befehl über die Streitkräfte, weder jetzt noch damals. Wenn sie wollen, dass ich etwas erfahre, dann sagen sie es mir. Und wenn ich ihre Dienste beanspruchen will, informiere ich sie. Mehr läuft da nicht.«
    »Eine Demokratie ins Leben zu rufen, ist nicht einfach!«, bestätigte Trask.
    »Und auch die Beseitigung des Kommunismus nicht!«, sagte der andere und erklärte dann weiter: »Oh, es gibt sie immer noch, die Hardliner. Also sitzen wir – wie sagt man – zwischen den Stühlen? Die alte Garde auf der einen Seite und all die gierigen Opportunisten, wie Suvorov, auf der anderen. Wissen Sie, was mit einer russischen Bank passiert, wenn ihr das Geld ausgeht?«
    Trask zuckte die Achseln: »Sie geht bankrott?«
    »Nein, sie verwandelt sich in eine Pizzeria! Pah ! Das ist einer der neusten ›Witze‹ in Moskau. Hier kommt noch einer, der nicht so lustig ist: Was macht ein General, wenn es kein Geld mehr für seine Paraden gibt, er seine Truppen nicht mehr bezahlen kann und seine Rente nur für billigen Wodka und Kohlsuppe reicht?«
    Trask nickte wissend: »Er geht auf Goldsuche. Aber wissen Sie, niemand lebt ewig. Nicht Sie und nicht ich. Irgendwo muss es Unterlagen über das Perchorsk-Projekt, das Tor, den Gebäudekomplex und alles, was dort passiert ist, geben. Zu unseren Lebzeiten werden wir unser Bestes tun, solche Aufzeichnungen zu schützen, solche Geheimnisse zu wahren. Aber wenn wir tot oder nicht länger im Amt sind, was dann? Wenn nicht Suvorov, so hätte es früher oder später jemand anders versucht.«
    »Dieser Gedanke kam mir schon vor langer Zeit«, bestätigte Turchin. »Außerdem mochte ich Nathan und bin mir sicher, dass ich sein Volk mögen würde. Etwas an ihm war sehr russisch, wissen Sie? Und auf meine Art, nun, da bin ich auch ein Vertreter des Humanitätsgedankens ... Das müssen Sie mir glauben. Also traf ich so viele Vorkehrungen,

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