Nachtgesang
zur Straße in einer kurzen, palmengesäumten Einfahrt; sein Tor konnte von der Hauptlimousine aus per Fernsteuerung geöffnet werden und gab den Weg frei auf einen schlicht angelegten Garten. Zwei mittelgroße, harmlos aussehende Limousinen standen auf dem Kiesweg vor dem Haus. Tatsächlich waren sie mit kugelsicheren Fenstern und versteckten Überrollbügeln ausgestattet und hatten eine stark gepanzerte Karosserie und andere Anti-Crash- und Anti-Terror-Sicherheitsvorkehrungen. Außer durch eine Bombenexplosion oder einen Frontalzusammenstoß bei hoher Geschwindigkeit konnten diese Fahrzeuge schwerlich beschädigt werden. Sie standen Trask und seinen Leuten zur Verfügung.
Der ebene Garten war begrenzt von hohen Steinmauern und erstreckte sich um das ganze Haus herum. Jeder Zentimeter Gras (oder Stroh, was es inzwischen geworden war), war von den Fenstern der beiden Stockwerke aus gut sichtbar. Das Haus selbst war ausgestattet mit kugelsicheren, durch schwere Vorhänge verdeckten Fenstern und einem erstklassigen Sicherheits- und Einbruchwarnsystem. Das Untergeschoss bestand laut Bauplan aus vier langgestreckten Zimmern, einem auf jeder Seite. Jedes davon war möbliert und in einem etwas aus der Mode gekommenen Stil dekoriert, wobei wenig oder nichts verriet, dass der Ort etwas völlig anderes als ein ziemlich teures Wohnhaus war. Der Raum in der Mitte aber, der vom Garten aus nicht sichtbar war, fungierte als das mit Bildschirmen und Computerausrüstung ausgestattete operative und kommunikative Zentrum.
Die Schlafzimmer (eigentlich ein paar beengte Schlafsäle mit Betten für bis zu 14 oder, wenn sie etwas enger zusammenrückten, 18 Leuten und einer Handvoll mit Vorhängen abgetrennter, zellenartiger Einheiten für VIPs) befanden sich im Obergeschoss. Oben auf dem Dach verbarg eine Reihe »Sonnenkollektoren« (getönte Scheiben) eine Vielzahl an High-Tech-Satellitenantennen und -schüsseln.
Die Chauffeur-Agenten zeigten Trask und seinem sechsköpfigen Team das Haus, erkundigten sich, wie sie ihnen helfen konnten sich zurechtzufinden, und wollten wissen, ob es noch etwas gab, das sie brauchten. Trask fragte Jimmy Harvey und Paul Arenson – die ganz in ihrem Element waren, als sie die Geräte in der Zentrale anschalteten und sich mit ihnen vertraut machten – und Arenson berichtete ihm:
»Alles ist voll kompatibel. Gib uns zehn Minuten, um unser Zeug hier zu verkabeln und wir werden den diensthabenden Beamten des Hauptquartiers auf diesem großen Bildschirm so klar abbilden können, dass ihr denkt, ihr seid in London.«
»Verschlüsselt?« Trask war nicht so leicht zufriedenzustellen.
»Ganz nach Vorschrift, ja«, antwortete der andere.
Trask bedankte sich bei den Leuten vom australischen Geheimdienst, die zum Flugplatz zurückkehrten, um sich mit den militärischen Befehlshabern im zweiten Helikopter und drei weiteren Mitgliedern des Bodenpersonals vom Dezernat in Verbindung zu setzen. Bis diese da waren und die langsameren Verstärkungs-Teams vom australischen Pendant des SAS ankamen und ihre taktischen Positionen einnahmen, war die Vorhut auf sich allein gestellt ...
Die Techniker brauchten eine halbe Stunde, um alles anzuschließen. In der Zwischenzeit hatte eine ungewöhnlich zurückhaltende Liz eine Kanne Earl Grey für Trask und sich und Kaffee für Jake und die anderen gekocht. Goodly hatte seinen Kaffee mit in die Zentrale genommen. Trask genoss seinen Tee in einem der Wohnzimmer, während er eine kleinmaßstäbliche Landkarte der Grenzgebiete zwischen Queensland und New South Wales eingehend studierte. Irgendwo dort, in der Nähe der Grenze, hatte der Lokalisierer Chung Gedankensmog entdeckt, wahrscheinlich verursacht durch die mentale Aktivität eines hochrangigen Vampires, Wamphyri! Wahrscheinlich, aber nicht definitiv, nicht mit hundertprozentiger Sicherheit; das Dezernat hatte schon vor langer Zeit psychische »Hotspots« entdeckt, die genauso gut von weniger ausgefeilten, menschlichen ESP-Talenten stammen konnten. Es war David Chungs »Intuition« gewesen, dass es diesmal ernst zu nehmen war, was sich mit der zeitgleichen »Koinzidenz« des Ablebens des Vampirleutnants Bruce Trennier zu bestätigen schien.
Jake ging mit seinem Kaffee dorthin, wo Trask arbeitete und beobachtete ihn, wie er einen roten Textmarker benutzte, um eine gepunktete Linie an der Grenze von Stanthorpe nach Coolangatta einzuzeichnen und dann das ganze Gebiet mit einem Ring aus blasser roter Tinte einzukreisen. Als Trask
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