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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Eine Statur wie ein Schrank, ein kantiges Gesicht mit kurzem Hals – mit einem schwarzen Haarschopf, buschigen schwarzen Augenbrauen und dunklen, glänzenden Augen über einer flachen Nase und einem ausdruckslosen Mund – er war eine richtige Bulldogge gewesen. Aber selbst der Premier hatte seine Probleme. Da sie zeitgleich mit denen Trasks einsetzten, hatten sie dazu geführt, die zwei in beiderseitigem Einvernehmen zusammenarbeiten zu lassen.
    Nun ... es hatte Veränderungen gegeben. Turchin war viel dünner, sein zurückgebürstetes Haar an den Schläfen von grauen Strähnen durchzogen, seine Augen weniger strahlend und scharf; selbst seine Stimme hatte etwas von ihrer damaligen Festigkeit verloren. Der Intellekt war noch da – immer noch tödlich, vermutete Trask –, aber er hatte an Tatendrang eingebüßt. Sieben Jahre an der politischen Macht und nichts, was er als sein Verdienst vorzeigen konnte, das hatte sein Opfer gefordert.
    Aber als Trask die Art sah, wie der russische Premier ihn in Augenschein nahm ... musste der Leiter des E-Dezernats ein selbstkritisches, spöttisches Schnauben unterdrücken. Wenn er die Veränderungen an Turchin sah, was musste Turchin dann erst von ihm denken?
    Als habe er seine Gedanken gelesen, antwortete der andere: »Die Zeit hat es nicht gut mit uns gemeint.«
    Trask lächelte trocken und antwortete: »Nicht so sehr die Zeit, als vielmehr das, was sie uns gekostet hat.« Ernst fügte er hinzu: »Wir haben gerade erst stichhaltige Beweise über die Tätigkeiten Ihrer Marine bekommen. Ich werde sicherlich nichts darüber in Brisbane erwähnen. Ich würde Sie nicht derartig in Verlegenheit bringen. Eigentlich bin ich sowieso nicht wegen der Klimakonferenz hier und ich bezweifle, dass ich einen einzigen Vortrag mitbekommen werde. Aber Sie sollten wissen, dass ich früher oder später – eher früher – den Zuständigen Minister darauf aufmerksam machen muss, und der hat ebenfalls seine Verpflichtungen.«
    »Ich weiß das zu schätzen, äh, Benjamin?«
    »Ben.«
    »Dann nennen Sie mich ruhig Gustav. Aber Sie sind nicht der Einzige hier, dessen Beweggründe andere sind, als sie scheinen. Ich bin tatsächlich einfach deshalb hier, weil Sie hier sind! Oh, sie haben mich beschwatzt, an all diesen Meetings auf der ganzen Welt teilzunehmen, aber bisher habe ich ihnen erfolgreich kontra gegeben. Die Admiräle, Generäle und Kriegsgewinnler wollten, dass ich für sie log – pah ! Tja, und jetzt, wo ich hier bin, werde ich für sie lügen, Brisbane und der ganzen Welt erzählen, welche unglaublichen Anstrengungen Russland unternimmt, um Vergangenes wiedergutzumachen. Aber Sie und ich, wir kennen die Wahrheit. Und wie Sie bereits angedeutet haben, wird auch jeder andere sie in nicht allzu ferner Zukunft kennen. Leider ist das eines meiner geringsten Probleme – wenn nicht gar das geringste, es ist nicht mein Hauptanliegen. Nein, denn das ist etwas gänzlich anderes.«
    Trask nickte. Er schwieg weiter und hing einen Moment seinen Gedanken nach, bevor er sagte: »Vielleicht kann ich Ihnen zuvorkommen? Ich finde es nur fair, Ihnen mitzuteilen, dass ich darüber informiert bin, dass Mikhail Suvorov einen angeblichen ›Expeditionstrupp‹ von Soldaten und Wissenschaftlern durch das Tor von Perchorsk nach Starside in Nathan Keoghs Welt geschickt hat.«
    Nun war es an Gustav Turchin, trocken zu lächeln. »Ah!«, sagte er. »Die Gegenseite! Scharfsinnig wie eh und je. Ja, Sie haben recht: Das ist mein Problem. Aber leider Gottes ist es auch Ihres.«
    »Wahrscheinlich mehr als Sie glauben«, erwiderte Trask. »Aber vielleicht sollte ich Ihre Seite der Geschichte zuerst hören.«
    »Die ist einfach«, antwortete der andere. »Vor fünf Jahren, als Turkur Tzonov in Perchorsk seine Strafe umging, indem er sich nach Starside absetzte, wurden einige seiner Anhänger gefangen genommen. Das war ein Fehler von mir; ich hätte sie wegen Unruhestiftung, Verschwörung, Dienstverweigerung und Sabotage ... oh, aus einem halben Dutzend Gründen, erschießen lassen sollen. Aber das habe ich nicht, und einer von ihnen sprach mit Mikhail Suvorov. Nicht der beste Schachzug, denn daraufhin ließ er sie erschießen! Oder besser, er sorgte dafür, dass sie aus dem Weg geschafft wurden. Es gab einige sehr bedauernswerte Unfälle.«
    Trask verstand und sagte: »Was General Suvorov als Alleinerben für die zu plündernden Schätze von Starside zurückließ. Er wusste, dass das Tor ihn in eine andere Welt führen

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